Neuronales Fenster


Neuronale Fenster (auch genannt: „windows of opportunity“: Fenster der Möglichkeiten) sind Zeitfenster/Zeiträume, die für neuronale Entwicklungsprozesse/(Entwicklung des Gehirns) bedeutsam sind. Diese Zeitfenster sind lernsensible Phasen mit besonderen Möglichkeiten. In diesen Phasen können Kinder sehr schnell und effektiv bestimmte Dinge lernen. Diese Zeitfenster treten auf, weil bestimmte Bereiche des Gehirns in nacheinander abfolgenden Phasen durch Prozesse der Reifung und Differenzierung ausgebaut werden. In diesen lernsensiblen Phasen können besonders leicht und schnell neuronale Verknüpfungen entstehen.

Werden die neuronalen Fenster nicht für die Entwicklung genutzt, so verkümmern sie.

Beispiele

Beispiele für frühe neuronale Fenster, beziehungsweise Prägungsphasen:

Bereits ab der siebten Schwangerschaftswoche bis etwa zum vierten Lebensjahr liegt die sensible Phase für die Entwicklung der Motorik.

Von der Geburt an bis etwa zum zehnten Lebensjahr liegt die sensible Phase für die Sprachentwicklung, und ab dem sechsten Monat vermutlich bis zur Pubertät, die für die Ausprägung der Emotionen. Ab drei bis zehn Jahre liegt die sensible Phase für Musik, etwa das Erlernen eines Instruments.

Späteres Lernen

Die Hirnentwicklung zieht sich bis zum Abschluss der Pubertät hin und es gibt auch sensible Entwicklungsphasen, die in einem sehr späten Alter liegen. Diese sind verbunden mit der sehr langsamen Ausreifung des sogenannten Präfrontalhirns.

Auch im späteren Alter kann gelernt werden, aber dafür ist ein höherer Aufwand als in den sensiblen Phasen erforderlich.

Siehe auch

Quellen

Wolf Singer: Was kann ein Mensch wann lernen? Frankfurt /Main 12. Juni 2001 (Vortrag anlässlich des ersten Werkstattgespräches der Initiative McKinsey bildet in der Deutschen Bibliothek).Singer, Wolf (2001) "Was kann ein Mensch wann lernen?" im Rahmen des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung