Nickhautdrüsenvorfall
Der Nickhautdrüsenvorfall ist ein Vorfall der oberflächlichen Nickhautdrüse (Glandula palpebrae tertiae superficialis), die vor allem bei Haushunden auftritt. Die Erkrankung kommt vor allem bei unter einem Jahr alten Jungtieren kurzköpfiger (brachyzephaler) Hunderassen wie Amerikanischer Cocker Spaniel, Englische Bulldogge und Lhasa Apso im Zusammenhang mit einer Hypertrophie vor. Bei älteren Hunden ist die Erkrankung sehr selten und meist Folge einer trockenen Bindehaut-Hornhaut-Entzündung (Keratoconjunktivitis sicca) oder eines Lymphosarkoms.
Ein Nickhautdrüsenvorfall zeigt sich in einer kugeligen geröteten, an eine Kirsche erinnernden Vorwölbung, die den freien Rand der Nickhaut überragt. Im englischen Sprachraum wird die Erkrankung daher auch als cherry eye („Kirschauge“) bezeichnet.
Eine einfache chirurgische Entfernung der vorgefallenen Drüse ist nicht empfehlenswert. Da die Nickhautdrüse zusammen mit den anderen zusätzlichen Tränendrüsen etwa 40 % zur Tränenproduktion beiträgt, besteht bei Entfernung die Gefahr des Entstehens einer trockenen Bindehautentzündung. Daher findet vor allem die Rafftechnik nach Moore Anwendung. Hierbei werden an der Innenseite der Nickhaut zwei 1 cm lange Schnitte ober- und unterhalb der Nickhautdrüse parallel zum Nickhautrand gelegt und diese miteinander vernäht. Durch diese Raffnung kommt die Nickhautdrüse wieder in ihre Normalposition. Anschließend wird das Auge für einige Tage mit einer antibiotischen Augensalbe versorgt.
Literatur
- K. C. Barnett: Diseases of the nicitating membrane of the dog. In: J. Small Anim. Pract. 19 (1978), S. 101–108.
- Ingo Walde und Barbara Nell: Krankheiten der Nickhaut. In: Peter F. Suter und Hans G. Niemand (Hrsg.): Praktikum der Hundeklinik. Paul-Parey-Verlag, 10. Auflage 2006, S. 420, ISBN 3-8304-4141-X