Rhynchophorus ferrugineus



Rhynchophorus ferrugineus

Rhynchophorus ferrugineus

Systematik
Unterordnung: Polyphaga
Überfamilie: Curculionoidea
Familie: Dryophthoridae
Unterfamilie: Rhynchophorinae
Gattung: Rhynchophorus
Art: Rhynchophorus ferrugineus
Wissenschaftlicher Name
Rhynchophorus ferrugineus
(Olivier, 1790)

Rhynchophorus ferrugineus ist ein Käfer aus der Familie der Dryophthoridae, die zu den Rüsselkäfern im weiteren Sinne (oder Rüsselkäferartigen) (Überfamilie Curculionoidea) gehören. Ursprünglich aus Asien stammend, verbreitete er sich in nur wenigen Jahren fast weltweit, unter anderem auch im Mittelmeerraum und bedroht hier sämtliche Bestände von Palmen. Seine Larve ist bekannt als Sagowurm und wird lokal als Nahrungsmittel und wichtiger Eiweißlieferant genutzt.

Merkmale

Rhynchophorus ferrugineus ist ein ca. 3,0 bis 3,5 Zentimeter langer Rüsselkäfer. Die Oberseite des Körpers einschließlich des Pronotums und der Flügeldecken ist typischerweise überwiegend bräunlichrot gefärbt. Der größte Teil der Unterseite und die Beine sind schwarz, auch die Antennen sind schwarz, die Fühlerkeule aber wiederum rötlich. Auch der fast gerade, zylindrische Rüssel ist rötlich gefärbt. Die Antennen sind an den Seiten des Rüssels, nahe von dessen Basis, eingelenkt. Sie sind gekniet mit stark verlängertem Basisglied (Scapus). Auf dem Halsschild sitzen schwarze Punkte und Flecken unterschiedlicher Ausdehnung. Die Flügeldecken tragen deutliche, tief eingedrückte Punktstreifen, sie sind am Körperende verkürzt und lassen das letzte Hinterleibssegmenzt (Pygidium) unbedeckt. Die häutigen Hinterflügel sind normal ausgebildet, die Käfer sind flugfähig und recht gute Flieger. Der Halsschild ist zylindrisch und auffallend langgestreckt.

Die Art ist bekannt für ihre extrem variable Färbung und weist ausgeprägte Farbmorphen auf, die früher teilweise als eigene Arten angesehen worden waren. So gibt es Populationen, deren Tiere überwiegend schwarz gefärbt sind und die nur einen auffallenden, leuchtend roten Längsstreifen auf dem Halsschild tragen.

Die Larven, die Sagowürmer genannt werden, haben einen cremefarbenen, prallen Körper mit feingezahnten Querrillen und einen kleinen, hartschaligen und kastanienbraunen Kopf. Bei näherer Betrachtung sind am Körper feine Härchen zu erkennen.

Verbreitung

Der Käfer kommt ursprünglich aus Südostasien, wo er vor Allem in Süßwassersümpfen lebte. Von dort verbreitete er sich durch den Mittleren Osten bis nach Marokko. Durch den Import von Palmen wurde er nach Spanien, Italien, Griechenland, Frankreich und in nahezu alle Mittelmeerländer eingeschleppt. Auch auf den Mittelmeerinseln Mallorca und Ibiza wurde er nachgewiesen. Dort hat er inzwischen Schäden in Millionenhöhe verursacht. [1]

Entwicklung

Alle Entwicklungsstadien der Art sind an Palmen gebunden. Das Weibchen legt Eier einzeln oder in kleinen Gelegen in Spalten oder selbst ausgefressene Hohlräume an verschiedene Teile der Palme, insgesamt pro Weibchen etwa 300 Eier[2]. Nach 2 bis 5 Tagen schlüpft die Larve. Die Larven fressen sich von der Eiablagestelle durch das Gewebe, bis der Wachstumskegel (an der Stammspitze, im Bereich des Blattansatzes) erreicht ist. Andere Teile der Pflanze, z.B. Blätter, faserige oder verholzte Stammabschnitte, werden nicht dauerhaft befallen. Die Larve häutet sich bis je nach Lebensumständen, von sieben bis zu zwölfmal, bis zur Verpuppung, sie benötigt dafür einen bis drei Monate. Anschließend verpuppt sie sich in einer langgestreckt ovalen Puppenkammer, die aus Pflanzenfasern besteht, innerhalb des Stammes. Nach 14 bis 21 Tagen Puppenruhe schlüpfen die adulten Käfer. Käfer sind beinahe ganzjährig anzutreffen, meiden aber in gemäßigten Breiten die Wintermonate, sie verbleiben dann oft bis zum Frühjahr als Imagines in der Puppenkammer. Obwohl die Art aus tropischen Breiten stammt, überlebt sie die Winter in gemäßigteren Breiten problemlos und kann überall vorkommen, wo Palmen zu wachsen vermögen. Neuinfektion erfolgt durch fliegende Käfer. Die Fernverbreitung über Länder und Kontinente hinweg erfolgte allerdings durch den Versand infizierter Palmen aus Baumschulen.

Der Befall ist in den frühen Stadien quasi nicht äußerlich erkennbar, sobald Symptome erkennbar sind, ist der Baum meist bereits rettungslos verloren. Die Käfer fressen in der Regel an einem Baum, bis der Wachstumskegel vollkommen aufgebraucht und zerstört ist. Der Baum stirbt dann ab, weil die jungen Blätter absterben und keine neuen Blätter mehr ausgebildet werden können.

Wirtsarten sind eine Vielzahl von Palmenarten, darunter die ökonomisch bedeutenden Arten Kokospalme, Sagopalme, Echte Dattelpalme und Silber-Dattelpalme. Im Mittelmeerraum, wie in vielen anderen Regionen, wird vor allem die als Zierbaum häufig angepflanzte Kanarische Dattelpalme besonders stark befressen.

Synonyme

  • Curculio ferrugineus Olivier, 1790[3]
  • Calandra ferruginea Fabricius, 1801
  • Rhynchophorus signaticollis Chevrolat, 1882

Name

In deutschen Medien finden sich für Rhynchophorus ferrugineus auch die Namen Roter Palmen-Rüsselkäfer, Roter Palmrüssler, Indomalaiischer Palmen-Rüssler, Malaiische Palmenrüssler oder Palmrüssler. Nicht immer handelt es sich dabei um gebräuchliche Namen, so dass hier durchaus Verwechslungsgefahr besteht.

Der Sagowurm als Eiweißlieferant

Gesammelte Sagowürmer in Papua-Neuguinea

Indigene Völker wie die Korowai auf Papua-Neuguinea oder die Kadazan und Melanau auf Borneo ernähren sich zu einem guten Teil von Sagomehl, welches sie zu einer Art Fladenbrot verarbeiten. Nun ist das Mehl der Sagopalme wegen ihres hohen Anteils an Stärke zwar sehr energiereich, allerdings enthält es kaum Eiweiße. Deshalb stellen die Sagowürmer für diese Menschen eine wichtige Nahrungsmittelergänzung dar.

Sagowürmer werden roh, geräuchert, geröstet oder in zusammengebunden Bananenblättern gedämpft, verspeist. Sie schmecken gegart leicht säuerlich und erinnern beim Verzehr an gebratene Nierchen. Vor allem in Malaysia werden Sagowürmer auch in manchen Restaurants zubereitet. Das bekannteste Sagowürmergericht nennt sich Sago Delight oder auch Kadazan.

Quellen

Einzelnachweise

  1. In: Diario de Ibiza "Plaga picudo desboca" (Abgerufen am 17. November 2012)
  2. Fukibo Abe, Kunihiko Hata, Koichi Sone (2009): Life history of the Red Palm Weevil, Rhynchophorus ferrugineus (Coleoptera, Dryophtoridae) in Japan. Florida Entomologist 92(3): 421-425.
  3. Rhynchophorus ferrugineus (Olivier 1790). Fauna Europaea, Version 1.3, 19. April 2007, abgerufen am 20. Januar 2008.

Weblinks

Commons: Rhynchophorus ferrugineus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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