Schwarzfleckiger Grashüpfer



Schwarzfleckiger Grashüpfer
Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Kurzfühlerschrecken (Caelifera)
Familie: Feldheuschrecken (Acrididae)
Unterfamilie: Knarrschrecken (Calliptaminae)
Gattung: Stenobothrus
Art: Schwarzfleckiger Grashüpfer
Wissenschaftlicher Name
Stenobothrus nigromaculatus
(Herrich-Schaffer, 1840)

Der Schwarzfleckige Grashüpfer oder Schwarzfleckige Heidegrashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus) ist eine Kurzfühlerschrecke aus der Familie der Feldheuschrecken (Acrididae).

Merkmale

Die Tiere werden 13 bis 18 Millimeter (Männchen) bzw. 18 bis 25 Millimeter (Weibchen) lang und sind damit geringfügig kleiner als der ähnliche Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus). Die Tiere haben eine grüne, manchmal auch graue oder hellbraune Grundfarbe. Beide Geschlechter haben orangerote Hinterschienen (Tibien), beim Männchen ist auch das Hinterleibsende häufig orangerot gefärbt. Der Halsschild der Männchen trägt feine helle Linien entlang der Seitenkiele, bei den Weibchen sind diese breit. Die Flügel sind braun. Die der Weibchen sind deutlich verkürzt und erreichen nicht das Hinterleibsende. Sie sind deutlich schmäler als die Schenkel (Femora) der Hinterbeine. Die Flügel der Männchen sind nur etwas verkürzt, etwa gleich breit wie die Hinterschenkel und enden knapp vor den Knien der Hinterbeine. Anders als beim Heidegrashüpfer ist das Medialfeld der Flügel viel schmäler und merklich mehr als der halbe Flügel lang, die Flügel tragen keinen weißen Fleck und die Flügelspitzen sind zugespitzt.[1][2] [3] Innerhalb des Medialfeldes verlaufen regelmäßige Queradern und befinden sich braunschwarze Würfelflecken, die beim Weibchen kontrastreicher sind als beim Männchen. Diesen Flecken verdankt die Art ihren deutschen Namen. Bei den Weibchen verläuft am Vorderrand und der Kante des Flügels eine weiße Linie. Die Männchen lassen sich von den Weibchen gut durch ihre weißen Taster und die langen, hellgrauen Fühler unterscheiden, die zur Spitze hin gekrümmt sind.[1][2]

Vorkommen und Lebensraum

Die Art ist in Europa und Asien verbreitet, die ihren Ursprung in Sibirien hat. In Europa kommt sie lokal in Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien (in den Alpen und am Apennin), Tschechien, Polen, in der Schweiz, Österreich, in den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens, Rumänien, Bulgarien und dem Norden Griechenlands vor. Weiter östlich erstreckt sich das Vorkommen über Kleinasien und dem Kaukasus nach Sibirien. In Deutschland kommt die Art bevorzugt in Höhen zwischen 250 und 900 Metern vor, sie wurde aber auch im Allgäu bis in eine Höhe von fast 1500 Metern gefunden.[1] Die nördlichste Verbreitungsgrenze ist im Bundesland Hessen. In Österreich ist sie aus dem Burgenland zwischen 150 und 200 Metern nachgewiesen, in den Südalpen findet man die Art in Höhen von 1600 und 2000 Metern.[3] In der Schweiz tritt die Art in Höhen zwischen 500 und 2270 Metern auf.[2]

Der Schwarzfleckige Grashüpfer kommt an sehr temperaturbegünstigten und trockenen, schwach bewachsenen Bereichen, bevorzugt mit flachem Grund, vor. Häufig findet man die Art auf Wärmeinseln. Sie besiedelt etwa felsigen Trockenrasen, steppenartige Schotterflächen und Dünengebiete. In höheren Lagen findet man sie beispielsweise auf Viehweiden, Besenginster-Heiden und Rasen an Südhängen. Auf zu hohe Feuchtigkeit reagieren sie empfindlich.[1][3][2]

Lebensweise

Wie die meisten Feldheuschrecken ernährt sich der Schwarzfleckige Grashüpfer von Süßgräsern. Die Tiere können nur schlecht und unbeholfen klettern und halten sich häufig am Boden auf. Sie springen mit einem steilen Absprungwinkel und laufen bei Störung nach dem Sprung in der Vegetation am Boden weiter. Männchen sind aktiver als Weibchen. Wird es kühler bzw. nachts verstecken sie sich in der dichten Vegetation. Am Tag findet man die Tiere an offenen, sonnenbeschienenen Stellen, wo sie abends solange verweilen, wie dort die Temperaturen noch günstig sind.[3]

Gesang und Balz

Der Gesang des Schwarzfleckigen Grashüpfers ist verhältnismäßig leise.[2] Beim gewöhnlichen Gesang wird in Abständen von ein bis zwei Sekunden ein etwa ein- bis zweisekündiger Schwirrlaut meist drei Mal wiederholt. Das Schwirren schwillt an, endet aber abrupt. Wenn zwei Männchen miteinander rivalisieren, besteht der Gesang aus etwa fünf Sekunden langen Strophen, die häufig in längeren Abständen hervorgebracht werden, wobei das eine Männchen in den Pausen des anderen singt.[1][3] Der Gesang bei der Werbung um ein Weibchen ist abwechslungsreich und umfasst auch summende und tickende Laute sowie verschiedene Bewegungsmuster.[2][1] Die Tiere singen nur tagsüber bei Sonnenschein. Bei Kälte, Wind und starker Beschattung stoppt sowohl das Balz- als auch das Paarungsverhalten.[3] Bei der Balz nähert sich das Männchen seiner Partnerin auf wenige Millimeter und vibriert mit leicht erhobenen Hinterbeinen. Es werden dabei minutenlang leise „zi zi“- und „dr dr“-Laute ausgestoßen, gelegentlich werden auch die Flügel kurz geschlagen. Danach hebt das Männchen plötzlich seine Hinterschenkel, stößt zunächst ein scharfes „dsch“, anschließend ein schwirrendes „drrrrsch“ aus. Dieser Schwirrlaut ähnelt dem gewöhnlichen Gesang, ist jedoch kräftiger und langanhaltender. Die Abfolge dieser beiden Laute wird zwei bis mehrmals wiederholt, im Anschluss daran beginnt der Gesang wieder bei der Einleitung. Die Paarungsversuche durch Anspringen werden mit heftigen „drsch“-Lauten begleitet.[2]

Entwicklung

Die Weibchen legen ihre Eier in den Boden ab. Die Larven leben an windgeschützten Stellen, die sich tagsüber durch die Sonne gut aufheizen. Die ersten adulten Tiere treten in Mitteleuropa bereits ab Ende Juni/Anfang Juli auf, das Maximum des Auftretens ist im Juli und August, die letzten Tiere findet man bis Mitte Oktober.[3][2]

Gefährdung und Schutz

Der Schwarzfleckige Grashüpfer ist in Mitteleuropa durch die Veränderung seiner Lebensräume stark gefährdet und vielerorts bereits verschwunden. Insbesondere die intensive Landwirtschaft und die Aufgabe von Schafweiden, die zur Verbuschung der Lebensräume führt, sind dafür verantwortlich. Die Art ist in der Roten Liste gefährdeter Arten Deutschlands als „stark gefährdet“ (Kategorie 2) eingestuft.[4] In Österreich ist er in der Roten Liste als „gefährdet“ (Kategorie 3) gelistet,[5] in der Schweiz ist er als „verletzlich“ (VU) eingestuft.[6]

Neben der Forcierung der Hüteschäferei ist die Rodung von Heideflächen und die damit verbundene Erhöhung der Besonnungsdauer für den Erhalt der Lebensräume des Schwarzfleckigen Grashüpfers notwendig. Darüber hinaus müssen die beweideten Flächen alle zwei bis drei Jahre gemäht werden, um Altgrasbestände und Verfilzungen zu reduzieren.[3]

Belege

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Heiko Bellmann: Der Kosmos Heuschreckenführer, Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10447-8, S. 268 f.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Bertrand & Hannes Baur, Christian & Daniel Roesti: Die Heuschrecken der Schweiz. Haupt Verlag, Bern 2006, ISBN 3-258-07053-9, S. 288 f.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 Peter Detzel: Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3507-8, S. 443 ff.
  4. S. Maas, P. Detzel & A. Staudt: Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands. Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. BfN-Schriftenvertrieb im Landwirtschaftsverlag Münster, 2002, ISBN 3-7843-3828-3.
  5. K. Adlbauer, A. Kaltenbach: Rote Liste gefährdeter Heuschrecken und Grillen, Ohrwürmer, Schaben und Fangschrecken. (Saltatoria, Dermaptera, Blattodea, Mantodea) in: J. Gepp (Red.): Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs, Grüne Reihe des Bundesministeriums f. Umwelt, Jugend und Familie, Bd. 2, Wien 1994.
  6. Rote Liste Heuschrecken. Rote Liste der Gefährdeten Arten. Bundesamt für Umwelt BAFU: Ausgabe 2007, online (PDF)

Literatur

  • Bertrand & Hannes Baur, Christian & Daniel Roesti: Die Heuschrecken der Schweiz. Haupt Verlag, Bern 2006, ISBN 3-258-07053-9.
  • Heiko Bellmann: Der Kosmos Heuschreckenführer, Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10447-8.
  • Peter Detzel: Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3507-8.

Weblinks

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