Schwarzkopfkrankheit


Leber eines infizierten Vogels

Die Schwarzkopfkrankheit bzw. Histomoniasis ist eine Infektionskrankheit bei Truthähnen und hühnerartigen Vögeln im Allgemeinen. In der (vorwiegend älteren) Fachliteratur finden sich eine Vielzahl von weiteren alternativen Bezeichnungen für die hervorgerufene Erkrankung: Beispielsweise Blackhead disease, Histomonose, (infektiöse) Typhlohepatitis bzw. Enterohepatitis und Typhlitis.[1] Die Erstbeschreibung der Krankheit erfolgte im Jahre 1895 durch den Parasitologen Theobald Smith anhand von Proben, die im Vorjahr gesammelt wurden. Erreger der Schwarzkopfkrankheit ist der begeißelte Parasit Histomonas meleagridis (Smith 1895: Amoeba meleagridis).

Die Klinik für Geflügel, Ziervögel, Reptilien und Fische der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat dazu eine entsprechendes Forschungsprojekt begonnen.[2]

Krankheitsverlauf und Symptome

Insbesondere bei Truthähnen führt die Histomoniasis zu einem schweren Krankheitsverlauf, wobei Caecum und Leber des Wirts stark geschädigt werden. Die Morbidität und Mortalität bei infizierten Vögeln ist extrem hoch. Die typischen Symptome der Histomoniasis sind eher unspezifisch und infizierte Tiere zeigen ein apathisches Verhalten, geschlossene Augen, einen gestelzten Gang sowie Atembeschwerden. Bei Truthähnen ist das Auftreten von schwefelgelbem Kot infolge einer Leberschädigung am auffälligsten, bei Hühnern kommt es jedoch meist nur zu einem schleimigen Durchfall. Läsionen der Leber treten hingegen nicht auf. Sicher diagnostiziert werden kann die Histomoniasis jedoch erst postmortal. Bei Truthähnen verursacht die Histomoniasis sichtbare, nekrotische Läsionen in der Leber. Darüber hinaus kommt es im Caecum von infizierten Vögeln zu einer schweren, ulzerativen Entzündung, welche mit einer charakteristischen Verdickung der Mucosa einhergeht. Junge Tiere sterben in der Regel wenige Tage nach Ausbruch der Krankheit, bei älteren ist oft ein chronischer Verlauf zu beobachten. Den Namen hat die Krankheit von einer blauroten bis schwarzen Verfärbung der Kopfhaut, welche aber nicht immer auftritt. Da das Auftreten von schwarzen Kämmen aber kein primäres Erkennungsmerkmal der Histomoniasis ist, wird die Bezeichnung Schwarzkopfkrankheit manchmal auch als ein Misnomer bezeichnet. Mitunter können auch andere Organe von der Histomoniasis befallen werden.

Infektion und Verlauf

Der Parasit Histomonas meleagridis, ein begeißelter, pleomorpher Einzeller, ist der Erreger der so genannten Schwarzkopfkrankheit, wobei sich der Lebenszyklus als einfach bis komplex erweist. Die Übertragung von Histomonas meleagridis soll auf mehreren Wegen erfolgen [3], wobei die vollständige Bedeutung der einzelnen Infektionswege wohl aber nicht vollständig aufgeklärt ist. Die Krankheit kann durch die Aufnahme von Eiern oder Larven des Blinddarmwurms Heterakis gallinarum oder durch Regenwürmer, die als Transportwirte fungieren, erfolgen.

Im Darm, insbesondere im Caecum, ist die begeißelte Form von Histomonas meleagridis zu finden. Die Lumenform des Trophozoiten besitzt einen Durchmesser von 8 bis 12 μm. Im Caecum kann sich diese in eine invasive, amoeboide Form umwandeln.[4] Der Trophozoit lagert sich an die Darmwand des Caecums an und greift Zellen der Mucosa und Submucosa an, wobei er dort massive Gewebeschädigungen hervorruft. In den Darmzellen lebt und vermehrt sich Histomonas meleagridis als intrazellulärer Endoparasit.[4] Auf Grund der Gewebeschädigung kommt es im Caecum zu einer fibrinogenen, ulzerativen Entzündung. Die Mucosa des Caecums verdickt sich, es bilden sich lumenseitig diphteroide Beläge. Typischerweise füllt sich das Caecum mit einer käsigen, verhärtenden Substanz.

Behandlung

Seit der Identifizierung des Erregers der Histomoniasis wurde mehr oder weniger kontinuierlich nach therapeutischen und prophylaktischen Wirkstoffen zur Bekämpfung der Schwarzkopfkrankheit gesucht. Eine Vielzahl von Stoffen wurde dabei im Laufe der Zeit untersucht.

Verschiedene pentavalente Arsenverbindungen, wie beispielsweise Nitarson oder Carbason erwiesen sich dabei als wirksam im prophylaktischen Einsatz. In der Europäischen Union sind sie für lebensmittelliefernden Tiere nicht mehr zugelassen.[5] In den USA hingegen wird Nitarson (4-Nitrophenylarsensäure) noch angewendet.[6]

Auch das vorbeugend wirkende Nifursol ist heute, genauso wie andere Nitrofurane, nicht mehr zugelassen;[5] die Zulassung von Nifursol wurde zum 1. April 2003 EU-weit widerrufen.[7]

Weitere Wirkstoffe gegen die Krankheit sind Ronidazol und Dimetridazol,[8] welche in der Europäischen Union für Hühnervögel ebenfalls nicht mehr zugelassen sind.

Prophylaktisch wirkt eine regelmäßige Entwurmung der Tiere.

Weblinks

Fußnoten

  1. Michael Mielewczik - Diplomarbeit: Licht und elektronenmikroskopische Untersuchungen an Hühnerprarasiten am Beispiel von Histomonas meleagridis, HHU Düsseldorf, 2007
  2. Veterinärmedizinische Universität Wien Klinik für Geflügel, Ziervögel, Reptilien und Fische - Forschung
  3. McDougald (2005) Blackhead Disease (Histomoniasis) in Poultry: A Critical Review. Avian Diseases 49(4) pp. 462-476. 2005
  4. 4,0 4,1 Lund, E. E. Histomoniasis. In: Diseases of poultry, 6th ed. M. Iowa State University Press, Ames, IA. pp. 990–1006. 1972.
  5. 5,0 5,1 vetidata
  6. Bayerische Landestierärztekammer, Pressemitteilung vom 24. Juni 2004
  7. Verordnung (EG) Nr. 1756/2002 des Rates vom 23. September 2002.
  8. Bayer: Schwarzkopfkrankheit der Puten (Histomonose, Typhlohepatitis enzootica)