Tarnkappenflugzeug


Tarnkappenbomber B-2 Spirit

Tarnkappenflugzeug oder Stealthflugzeug ist die Bezeichnung für ein militärisches Flugzeug, welches die Tarnkappentechnik nutzt. Dies geschieht mittels besonderer geometrischer Formgebung und der Oberflächenbeschaffenheit, so dass das Flugzeug für ein gegnerisches Radar nur auf kurze Distanzen (30 % der normalen Radarreichweite beispielsweise beim F-117 Nighthawk bei russischen Radarsystemen von vor 1990) zu erfassen ist.

Funktionsweise

F-117 Nighthawk

Tarnkappenflugzeuge werfen generell nur ein geringes Maß an Wellen zum Sender zurück. Bei elektromagnetischen Wellen sorgt eine spezielle Elektronik dafür. Die Form trägt erheblich dazu bei, dass weniger elektromagnetische Wellen reflektiert werden als bei herkömmlichen Militärflugzeugen. Außerdem werden spezielle radarabsorbierende Materialien (RAM) auf der Oberfläche eingesetzt, um den Radarquerschnitt zu verringern. Darüber hinaus werden besonders leise Triebwerke genutzt. Der Abgasstrahl dieser Triebwerke wird durch besondere Vorkehrungen kühl gehalten und entweicht zum Boden hin abgeschirmt, damit Infrarotdetektoren so wenig wie möglich anschlagen.

Beim ersten als Stealthbomber (stealth englisch „die Heimlichkeit“) bekannt gewordenen Typen, der F-117 Nighthawk, sorgt die charakteristische kantige Gestalt dafür, dass auftreffende Radarwellen nicht in Richtung der Signalquelle reflektiert werden. Bei späteren Entwicklungen, etwa bei der F-22 Raptor, sorgen besondere Farbanstriche oder Beschichtungen dafür, dass sich auftreffende Radarwellen durch Interferenz gegenseitig abschwächen oder auslöschen.

Zudem sorgt die Verwendung von Verbundwerkstoffen anstelle von Metall für eine geringe Radarsignatur.

Verbreitung

Die ersten Tarnkappenflugzeuge wurden in den USA entwickelt und eingesetzt. Modernstes bekanntes Modell ist der B-2 Spirit Stealth Bomber der United States Air Force. Es sind 21 Maschinen angeschafft worden. Ihr Einsatz ist bis 2040 geplant.

Im Sommer 2007 kündigte Russland eine massive Aufrüstung und Modernisierung seiner Streitkräfte an. Russland will nach eigenem Bekunden die Stealth-Bomber der US-Luftwaffe übertreffen.[1] Im August 2011 stellte Russland den Suchoi T-50 erstmals öffentlich vor.[2]

China feierte im Januar 2011 den ersten 'offiziellen' Testflug eines Tarnkappenbombers mit der Bezeichnung J-20. Die Maschine hat Ähnlichkeit mit der russischen Mig 1.44 (die nie in Serie ging) und den Raptor-Flugzeugen der US-Armee. Der US-amerikanische Verteidigungsminister Robert Gates räumte ein, das Projekt habe selbst den US-amerikanischen Geheimdienst überrascht.[3] Im Oktober 2012 wurde ein kleineres Modell mit der Bezeichnung J-31 vorgestellt, das den Raptor-Flugzeugen stark ähnelt.[4]

Nachteile der Tarnkappenflugzeuge

  • Um getarnt zu bleiben, müssen Tarnkappenflugzeuge ihre Waffen intern mitführen, was ihre maximale Waffenzuladung vermindert. Beispielsweise kann eine F-117 Nighthawk nur zwei Bomben z. B. des Typs MK-84 oder GBU-10/12/27 Paveway mitführen, was in ungünstigem Verhältnis zu den sehr hohen Kosten des Bombers steht.
  • Solange Tarnkappenflugzeuge ihren Waffenschacht (bzw. einen ihrer Waffenschächte) öffnen, um eine Waffe abzufeuern, erzeugen sie ein höheres (= leichter ortbares) Radarecho.
  • Sobald die Beschichtung Schäden hat, kann das Radarecho unter Umständen stark zunehmen. Der Schutz der empfindlichen Beschichtung vor Kerosin und Umwelteinflüssen und das Reparieren von Schäden bedeutet einen hohen Wartungsaufwand.
  • Aufgrund ihrer Funktion können Tarnkappenflugzeuge nicht mit externen Anbauten nachgerüstet oder modernisiert werden, ohne ihre Stealth-Eigenschaften zu reduzieren. Dies macht ihre Modernisierung sehr aufwändig, teuer bzw. in manchen Fällen unmöglich.
  • Die Stealth-Technologie ist nur gegen aktive Radararten effektiv. Das neuere passive Radar kann durch Echos in Funk-, Radio- und Fernsehfrequenzen selbst Tarnkappenflugzeuge aufspüren und bis auf 10 Meter genau orten.[5]
  • Frühere sowjetische Radarsysteme aus den 1970er Jahren basierten auf langwellige Radarstrahlen die bei den Tarnkappenflugzeugen weitaus mehr elektromagnetische Wellen reflektieren. Bekannte Systeme sind die Systeme P-18 Terek (NATO-Code: Spoon Rest D) und P-14 Lena (NATO-Code: Tall King).

Datenvergleich

Typ Aufgabenbereich Tarnung Kosten pro Stück Höchstgeschw. Bewaffnung Kampfreichw. Max. Reichw.
B-2 Spirit Strategischer Bomber sehr hoch ca. 2.100 Mio $ 1.010 km/h 16.920 kg 11.200 km N/A
F-117 Nighthawk Taktischer Bomber sehr hoch ca. 120 Mio $ 1.040 km/h 2.270 kg 2.110 km N/A
F-22 Raptor Luftüberlegenheitsjäger hoch ca. 150 Mio $ 2.335 km/h 6.577 kg 800 km 3.200 km
F-35 Joint Strike Fighter Mehrzweck-Kampfflugzeug mittel ca. 197-238 Mio $[6][7] 1.975 km/h 6.800 kg 1.100 km 2.600 km

Anmerkung: Dies sind Richtwerte. Technische Daten unterliegen teilweise der militärischen Geheimhaltung und werden je nach Quelle unterschiedlich interpretiert. Des Weiteren sind die technischen Daten stark abhängig von der Version (Typ und Produktionsblock). Kosten unterliegen immer der Berechnungsgrundlage (Produktionskosten mit/ohne Entwicklung), auf die Umrechnung insgesamt gebauter Flugzeuge (mit/ohne Prototypen) und/ oder ob es sich um Systemkosten handelt, die die Infrastrukturmaßnahmen, Betreuungs- und Wartungsaufwände und Ersatzteilgrundausstattung mit beinhalten.

Siehe auch

Literatur

  • Doug Richardson: Stealth - unsichtbare Flugzeuge - Täuschung und Tarnung in der Luft. Stocker-Schmid, Zürich 1990, ISBN 3-7276-7096-7
  • Mike Spick: Meilensteine der Luftfahrt - von den Gebrüdern Wright bis zur Stealth-Technologie.Motorbuch-Verl., Stuttgart 2000, ISBN 3-7276-7124-6
  • David C.Aronstein, Albert C. Piccirillo: Have Blue and the F-117A - evolution of the "Stealth Fighter." American Inst.of Aeronautics and Astronautics 1997, ISBN 1-56347-245-7
  • Robert Kandler: Stealth Technologie - Technik, Taktik, Trends und Auswirkungen auf die österreichische Luftraumüberwachung. Dipl.-Arb., Theresianische Militärakademie, Wiener Neustadt 2000

Einzelnachweise

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