Umweltrisikomanagement
Umweltrisikomanagement ist für Unternehmen ein entscheidender Faktor für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg. Die zunehmende Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft haben den Umgang der Unternehmen mit Umweltrisiken verändert. Ein umweltschutzbezogenes Risikomanagement als Teilsystem des Risikomanagements eines Unternehmens ist trotz der großen Bedeutung des Umweltrisikos bisher nur vereinzelt und ansatzweise in der Literatur zu finden. Wenn man aber die, in der Literatur zum Umweltrisikomanagement angegebenen wesentlichen Ziele, Aufgaben und Anforderungen mit denen des allgemeinen Risikomanagements vergleicht, so zeigt sich, dass die Merkmale und Charakteristiken des Risikomanagements auch für das Umweltrisikomanagement gelten. Es gibt einige zusätzliche inhaltliche Besonderheiten.
Definition
In Unternehmen wird Umweltrisikomanagement häufig mit Risikomanagement gleichgesetzt. Das betriebliche Umweltrisikomanagement stellt einen Teilbereich des Umweltmanagements dar und befasst sich mit der Handhabung des Umweltrisikos. Die Bestimmung des Nutzens des Managements von Umweltrisiken ist besonders schwierig. Ein Unternehmen sollte sich aber klare Risikomanagementziele setzen. Auf diese Weise kann man nicht nur das Risiko minimieren, sondern aktiv Unternehmenswerte schaffen, wie zum Beispiel durch eine gesteigerte Produktivität oder ein verbessertes Image des Unternehmens.
Arten von Umweltrisiken
Um eine einfachere Identifizierung und Bewertung von Umweltrisiken vornehmen zu können, wird zunächst eine generelle Unterscheidung in interne und externe Umweltrisiken vorgenommen. Externe Umweltrisiken können Sturm oder Hochwasser sein. Interne Umweltrisiken liegen im Unternehmen begründet und können technische, technologische oder organisatorische Schäden sein. Es werden drei Arten von Umweltrisiken unterschieden:
- Risiken für die menschliche Gesundheit und für das Ökosystem
- finanzielle Risiken für ein Unternehmen, die durch Veränderungen der Umwelt oder des Umweltbewußtseins der Gesellschaft entstehen
- Risiken der persönlichen Haftung von Unternehmen für umweltrelevante Aktivitäten der Firma.
Ziel von Umweltrisikomanagement
Das primäre Ziel von Umweltrisikomanagement ist der Schutz des Unternehmens. Dabei gilt es Kosten zu vermeiden, die durch Betriebsunfälle, Konsumentenboykotte oder Umweltklagen entstehen. Ein gutes Risikomanagement kann auch eine langfristige Quelle für Wettbewerbsvorteile sein, wenn es in die Unternehmensstrategie integriert wird. Generell gilt es mittels des betrieblichen Umweltrisikomanagements, die Risikosituation eines Betriebes positiv zu beeinflussen.
Verfahrensschritte des betrieblichen Umweltrisikomanagements
Der Risiko-Managementprozess im Umweltrisikomanagement lässt sich in voneinander abgegrenzte Verfahrensschritte unterteilen, dabei handelt es sich um Umweltrisikoanalyse, Umweltrisikobewertung, Umweltrisikobewältigung, Maßnahmenkontrolle und Wirksamkeitskontrolle der Maßnahmen.
Umweltrisikoanalyse
Im Rahmen der Umweltrisikoanalyse soll das Umweltrisiko durch eine Diagnose und Prognose des Betriebsgeschehens sowie des betrieblichen Umfeldes erkannt und systematisiert werden. Entsprechend dem KonTraG sollte man eine möglichst vollständige Erfassung von Risikopotentialen anstreben. Problematisch ist dies allerdings durch die vielfältigen Wirkungsgrade, die zeitlichen Diskontinuitäten sowie die komplexen Kausalitäten von Umweltrisiken. Das Ergebnis einer Umweltrisikoanalyse ist das Risikoprofil.
Instrumente zur Identifikation von Umweltrisiken
Die Identifikationsinstrumente zur Erkennung von Umweltrisiken sind unterteilt in Kollektionsmethoden und analytische Methoden.
- Kollektionsmethoden: Prozessablaufanalyse, Allgemeine Dokumentenanalyse, Analyse relevanter Gesetze, Interviews, Checklisten von Störobjekten und Ursachen, Besichtigungsanalyse, Auswertung von Kommunikationsdaten, Auswertung von Abfallbilanzen
- analytische Methoden:Ereignisbaumanalyse,Fehlerbaumanalyse,Strategische Frühaufklärung, FMEA,Organisationsanalyse,Stoffanalyse,Standort- und Umfeldanalyse
Da die beschriebenen Methoden oft nur einzelne Ausprägungen des Umweltrisikos eines Unternehmens anzeigen, empfiehlt es sich, eine Kombination aus mehreren Methoden zu verwenden, um nach Möglichkeit alle Ausprägungen des Umweltrisikos zu erkennen. Die Risikoidentifikation sollte in regelmäßigen Abständen wiederholt werden, weil sich die Faktoren, die ein Risiko bestimmen können, verändern.
Umweltrisikobewertung
Nach einer zuvor erfolgten Umweltrisikoanalyse ist es wichtig, das Risiko zu bewerten, das heißt seine Höhe abzuschätzen und nach Möglichkeit eine monetäre Größe zuzuweisen. Allerdings kann man von der absoluten Höhe eines Umweltrisikos nicht zwingend auf eine Bedrohung durch das Umweltrisiko schließen. Außer im Bereich der versicherbaren Risiken, bei denen die geforderten Prämien einen Bewertungsmaßstab angeben, muss der mögliche Schaden bestimmt werden und ihm eine jeweilige Eintrittswahrscheinlichkeit zugeordnet werden. Dabei erhält man eine Schadensumverteilung, die angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Schaden einen bestimmten Wert übersteigt. Da das Ausmaß an Umweltbeeinträchtigungen schwer vorhersehbar ist, stößt man bei diesen Überlegungen oft auf Schwierigkeiten. Auch die Zuverlässigkeit dieser Bewertung der Umweltrisiken ist dabei wichtig sowie die Frage, ob noch weitere Informationen erhoben werden sollten. Diese Faktoren sind die entscheidenden Ansatzpunkte für das Risikomanagement. Ein gutes Risikomanagement zeichnet sich durch die richtige Mischung aus Versicherungen, Überwälzung und Informationserwerb aus.
Instrumente der Umweltrisikobewertung
Durch die hohe Komplexität und die oft fehlenden Erfahrungswerte in Bezug auf Umweltrisiken stößt die Bewertung nach Schadenausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit oft auf Schwierigkeiten. So ist das Ausmaß von Umweltbeeinträchtigungen schwer vorhersehbar. Ebenfalls ist die Zuordnung von Wahrscheinlichkeiten problematisch, da Umweltschäden häufig durch große Schadenpotentiale, zugleich aber durch geringe Eintrittswahrscheinlichkeiten gekennzeichnet sind. Im Umweltmanagementprozess sollten die wichtigsten Umweltaspekte dargestellt werden. Um diese zu ermitteln, sollten Kriterien wie Stakeholderinteressen, umweltrelevante Kriterien und Gesetze genutzt werden. Die Bewertungsinstrumente sind in der Regel auch die unter Risikoidentifikation aufgeführten Instrumente. Zusätzlich kann man das umfassende Instrument das Umwelt-Audit, als Bewertungsinstrument für Umweltrisikomanagement nennen.
Umweltrisikobewältigung
Umweltrisikobewältigung kann vom Unternehmen auf verschiedene Weise erfolgen. Umweltrisiken können durch Risikovermeidung, Risikoverminderung, Risikoüberwälzung und Risikoselbsttragung bewältigt werden.
Risikovermeidung
Als erstes gilt zu untersuchen, ob das Umweltrisiko möglicherweise vermieden werden kann. Risikovermeidung heißt somit, wirtschaftliche Aktivitäten, die mit einem Umweltrisiko verbunden sind, aufzugeben oder zu verändern. Dies kann zum Beispiel durch veränderte Produktionsverfahren oder durch den Austausch von umweltschädigenden Stoffen in der Verwendung durch unschädliche Stoffe erfolgen. Wenn man als Ziel des Umweltrisikomanagements ein maximales Niveau an Sicherheitsmaßnahmen erwägt, sind auch Maßnahmen der Risikovermeidung einzuführen, auch wenn dies mit hohen Kosten für Sicherheitsmaßnahmen verbunden ist.
Risikoverminderung
Wenn sich das Umweltrisiko nicht völlig vermeiden lässt oder kein hohes Sicherheitsniveau angestrebt wird, kann versucht werden, das Umweltrisiko zu vermindern. Hierbei muss entweder die Schadenseintrittswahrscheinlichkeit oder die mögliche Schadenshöhe reduziert werden. Um die Schadenswahrscheinlichkeit zu senken, dienen Maßnahmen zur Schadensverhütung.
Risikoüberwälzung versus Risikoselbsttragung
Einerseits kann das Risiko von finanziellen Folgen der Umweltrisiken auf andere Wirtschaftssubjekte übergewälzt werden, anstatt sie zu vermeiden oder zu verringern. Andererseits kann ein Unternehmen das Risiko auch selbst tragen. Dies kann freiwillig oder unfreiwillig geschehen. Das Unternehmen kann Risiken eingehen und dann die Konsequenzen tragen oder es kann Ressourcen bereitstellen, damit es Schäden aus eigener Kraft tragen kann.
Maßnahmenauswahl und Wirksamkeitskontrolle
Die im Verfahrensschritt Risikobewältigung aufgeführten Maßnahmen müssen im Anschluss noch geprüft werden, ob sie sich für die Bewältigung des speziellen Umweltrisikos eignen und durchführbar sind. Ob Maßnahmen zur Bewältigung eines Umweltrisikos in einem Betrieb anzuwenden sind, hängt von betriebsindividuellen Kriterien ab. Nach Durchführung der Maßnahmen der Risikobewältigung sollte überprüft werden, ob die Ziele des betrieblichen Umweltrisikomanagements erreicht wurden.
Siehe auch
- Risikomanagement
- Umweltmanagement
Literatur
- Edeltraud Günther: Ökologieorientiertes Management. Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S. 27/28, ISBN 978-3-8282-0415-7, UTB ISBN 978-3-8252-83-83-4 2008
- Edeltraud Günther / S. Kaulich (Hrsg.): Entwicklung einer Methodik eines integrierten Managementsystems von Umwelt-, Qualitäts- und Arbeitsschutzaspekten unter besonderer Betrachtung des Risikomanagements. In: Dresdner Beiträge zur Lehre der betrieblichen Umweltökonomie. S.65 f. ISSN 1611-9185
- Robert Grasser: Betriebliches Umwelt-Risikomanagement. Kovač, Hamburg 2000, S. 17 f. ISBN 978-3-86064-928-2 ISBN 3-86064-928-0
- F. L. Reinhardt: Down to Earth. Applying Business Principles to Environmental Management. Harvard Business School, Boston 2000, ISBN 1-57851-192-5