Weißnackenkranich



Weißnackenkranich

Weißnackenkranich (Grus vipio)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Kranichvögel (Gruiformes)
Familie: Kraniche (Gruidae)
Unterfamilie: Echte Kraniche (Gruinae)
Gattung: Grus (Grus)
Art: Weißnackenkranich
Wissenschaftlicher Name
Grus vipio
(Pallas, 1811)
Weißnackenkraniche im Tiergarten Nürnberg

Der Weißnackenkranich (Grus vipio) ist ein ostasiatischer Kranichvogel. Sein Bestand wird auf maximal 5.300 Individuen geschätzt.[1]

Merkmale

Der Weißnackenkranich wird bei einer Höhe von 130 bis 140 Zentimeter und einer Flügelspannweite von 200 bis 210 Zentimeter fünf bis sechs Kilogramm schwer. Das überwiegend graue Gefieder ist an Kehle, Scheitel, Hinterkopf und an der Halsrückseite weiß gefärbt. Die unbefiederte Gesichtshaut um die Augen ist rot, die Iris orange, und die langen Beine sind rosafarben. Die beiden Geschlechter sind kaum zu unterscheiden, meistens ist das Männchen etwas größer. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal der Geschlechter ist beim Duettruf möglich, hier bewegt das Männchen die angewinkelten Flügel auf und ab, während das Weibchen diese angelegt lässt und nicht bewegt. In Freiheit kann der Vogel 25 bis 30 Jahre alt werden, in Gefangenschaft 5o und mehr Jahre.

Vorkommen

Die Brutgebiete des Weißnackenkranich liegen in der nordöstlichen Mongolei, im nordöstlichen China und im angrenzenden südöstlichen Russland.[2] Etwa 3.000 Individuen der westlichen Population migrieren in südlicher Richtung durch China, rasten im Delta des Gelben Flusses und überwintern im südlichen China am Unterlauf des Jangtsekiang. Sie halten sich überwiegend am Poyang Hu und am Dongting-See auf. Etwa 2.000 Individuen der östlichen Population ziehen über die Koreanische Halbinsel. Mehrere hundert Vögel überwintern in der demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea. Die übrigen Kraniche ziehen weiter zur großen japanischen Südinsel Kyūshū.[3]

Lebensraum

Der Lebensraum des Weißnackenkranichs sind flache Feuchtgebiete in weiträumigen Flusstälern, an Seeufern und in mit niedriger Vegetation bestandener Steppe. Während ihrer Migration und an ihren überwinterungsplätzen nutzen sie auch Reisfelder und überschwemmungsland sowie landwirtschaftliche Flächen, wo sie nach zurückgelassenen Getreide, Samen und Knollen suchen.

Im Amurgebiet teilt sich der Weißnackenkranich das Brutgebiet mit dem Mandschurenkranich. Der Mandschurenkranich trifft früher im Brutareal ein als der Weißnackenkranich. Sein Brutrevier liegt tiefer als beim Weißnackenkranich in den Sümpfen. Der Weißnackenkranich hält sich dagegen eher in den Randbereichen desselben Bruathabitats auf. Er brütet gewöhnlich dichter am landwirtschaftlich genutzten Land. Auch in der Nahrungssuche unterschieden sich diese beiden Arten. Der Mandschurenkranich sucht am Wassersaum nach Kleingetier und Nahrungspflanzen, während der Weißnackenkranich im morastigen Boden nach Knollen sucht.[4] Die Anpassungsfähigkeit des Weißnackenkranichs an den Menschen zeigt sich auch in der Dagurischen Steppe in der Mongolei. Dort hat sich die Art kleinbäuerlicher Viehhaltung angepasst und laufen mit den Viehherden mit. Das Vieh scheint nicht so tief in die Schilftümpel und Riedgras-Feuchtwiesen zu gehen, so dass die Weißnackenkraniche dort ungestört ihrem Brutgeschäft nachgehen können.[5]

Verhalten

Der paarweise lebende Weißnackenkranich sucht außerhalb der Brutzeit die Nähe seiner Artgenossen. In den Winterquartieren kommen oft hunderte Tiere zusammen. In den Brutgebieten leben die Paare streng territorial getrennt und verteidigen ihr Revier mit Nachhalt gegen fremde Artgenossen. Die Nahrung besteht aus Wasserpflanzen, Beeren, Getreide, Wurzeln und Kräuter. Während der Jungenaufzucht fängt er auch Insekten, Frösche und Mäuse.

Fortpflanzung

Beim Balztanz hebt das Männchen auf charakteristische Weise seine Flügel über den Rücken empor, lässt die Flügelspitzen hängen und öffnet und schließt die Flügel während des Duettgesanges auf eine pumpende Art und Weise. Das Weibchen hingegen hält seine Flügel während des ganzen Tanzzeremoniells geschlossen und antwortet jedem Ruf des Männchens mit zwei oder drei höher klingenden Lauten. Die akustisch und optisch sehr auffälligen Duettgesänge dienen sowohl der Bekräftigung der Paarbindung als auch der Markierung des Brutreviers. Das Weibchen legt ab Ende März zwei hellbraune, rötlich gesprenkelte Eier, die ca. 30 Tage hauptsächlich vom Weibchen ausgebrütet werden. Die Jungvögel sind Nestflüchter, die nach 70 bis 75 Tagen selbstständig werden. Bei Nahrungsknappheit überlebt meist nur ein Jungtier. Mit drei bis vier Jahren brütet der Vogel zum ersten Mal.

Bestand

Während des Zweiten Weltkrieges und im Koreakrieg wurden die Überwinterungsgebiete des Weißnackenkranichs stark beeinträchtigt. Aus diesem Gründen geht man davon aus, dass in den Jahren danach der Bestand am niedrigsten ist und dass er sich seitdem etwas erholt hat. Heute ist der Bestand durch die Zerstörung von Feuchtgebieten in den Brutgebieten am Amur und in Teilen Nordchinas bedroht. In der Roten Liste gefährdeter Arten wird der Weißnackenkranich als mit dem Vermerk "vulnerable" (Bestand verletzlich) gelistet.

Belege

Literatur

  • David H. Ellis, George F. Gee, Claire M. Mirande (Hrsg.): Cranes: Their Biology, Husbandry, and Conversation, Hancock House Publishers, Blaine 1996, ISBN 0-88839-385-7
  • Peter Matthiessen: Die Könige der Lüfte – Reisen mit Kranichen, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-596-18195-7

Weblinks

Commons: Weißnackenkranich – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ellis et al., S. 277
  2. Ellis et al., S. 277
  3. Ellis et al., S. 277
  4. Matthiessen, S. 44
  5. Matthiessen, S. 107

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