Künstliches Licht beeinflusst die Pflanzenbestäubung auch am Tag



Bio-News vom 17.03.2021

Strassenlaternen verändern die Anzahl der Blütenbesuche von Insekten nicht nur nachts, sondern auch tagsüber. Künstliches Licht in der Nacht beeinflusst somit indirekt die gesam-te Gemeinschaft von Bestäubern und Pflanzen – mit unbekannten Folgen für das Ökosystem, wie Forschende von Universität Zürich und Agroscope erstmals nachweisen.

In den letzten Jahren hat die Verbreitung von künstlichem Licht weltweit massiv zugenommen. Dies hat negative Konsequenzen für das Überleben und die Fortpflanzung von nachtaktiven Organismen. Wichtige ökologische Prozesse wie die Bestäubung von Pflanzen durch nachtaktive Insekten werden durch künstliches Licht beeinträchtigt – was Folgen für den Ertrag landwirt-schaftlicher Kulturen und die Fortpflanzung von Wildpflanzen haben kann.


Künstliches Licht nachts beeinträchtigt das Bestäubungsverhalten der Insekten auch während des Tages.

Publikation:


Giavi S., Fontaine C., Knop E.
Impact of artificial light at night on diurnal plant-pollinator interactions
Nature Communications, 16. März 2021

DOI: 10.1038/s41467-021-22011-8



Nun zeigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Zürich und von Agroscope erstmals, dass künstliches Licht nachts das Bestäubungsverhalten der Insekten auch während des Tages beeinträchtigt. In einem Experiment haben sie natürliche Pflanzen-Bestäuber-Gemeinschaften auf sechs Naturwiesen nachts mit kommerziellen Strassenlaternen beleuchtet. Sechs weitere Naturwiesen blieben im Dunkeln. In ihrer Analyse konzentrierte sich das For-schungsteam auf 21 natürlich vorkommende Pflanzenarten sowie auf die Insektengruppen der Zweiflügler (Diptera), der Hautflügler (Hymenoptera) und der Käfer (Coleoptera).

Unterschiedliche Interaktionen je nach Pflanzenart

«Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass künstliches Licht in der Nacht je nach Pflanzenart die Anzahl der Pflanzen-Bestäuber-Interaktionen während des Tages verändert», sagt Eva Knop vom Universitären Forschungsschwerpunkt Globaler Wandel und Biodiversität der Universität Zü-rich und von Agroscope. So erhielten drei Pflanzenarten tagsüber signifikant weniger und eine weitere Art leicht weniger Bestäubungsbesuche. Eine andere Pflanzenart dagegen wurde mit LED-Licht viel mehr und eine weitere etwas mehr besucht.

Interessanterweise war auch die Aktivität der nachtaktiven Bestäuber bei künstlichem Licht ver-schieden: Zum Beispiel wurde der Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum) in beleuchteten und dunklen Wiesen gleich häufig besucht, die Insekten unterschieden sich jedoch: Während die Zweiflügler die Beleuchtung mieden, wurden die Käfer eher angezogen. Ähnliche Tendenzen gab es auch bei zwei weiteren Pflanzenarten.

Indirekte ökologische Folgen von Lichtverschmutzung

Bisher wurden indirekte ökologische Effekte der Lichtverschmutzung vernachlässigt. «Da Insek-ten eine zentrale Rolle in der Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen spielen und auch unab-hängig von künstlichem Licht durch die Zerstörung des Lebensraums und den Klimawandel be-droht sind, ist es wichtig, diese indirekten Mechanismen zu klären», sagt Knop.

Basierend auf den Ergebnissen fordern Eva Knop und ihre Kollegen: «Die ökologischen Folgen der Lichtverschmutzung sollten stärker erforscht und Massnahmen entwickelt werden, um negati-ve Auswirkungen auf die Umwelt zu verhindern.» Auch wenn künstliches Licht aus besiedelten Gebieten kaum wegzudenken sei, gäbe es Möglichkeiten dafür: So könnte die öffentliche Be-leuchtung in Kombination mit neuen Technologien sorgfältig geplant und auf ein Minimum redu-ziert werden.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Universität Zürich via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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