Meerkatzen-Männchen deeskalieren Kämpfe mit Strafe und Zwang
Bio-News vom 06.06.2018
Männliche Grüne Meerkatzen greifen ihre eigenen Gruppenmitglieder an, um Kämpfe mit anderen Gruppen zu verhindern oder zu deeskalieren. Weibchen dagegen stacheln die Kämpfenden mit Zuckerbrot und Peitsche an, wie Anthropologen der Universität Zürich und der Universität Neuenburg zeigen.
Soziale Arten beteiligen sich an verschiedenen kooperativen Aktivitäten wie der Jagd, der Aufzucht von Nachkommen, der Verteidigung der Gruppe gegen Raubtiere und am Kampf mit benachbarten Gruppen. Da soziale Gruppen jedoch immer aus individuellen Tieren bestehen, erhält jedes Gruppenmitglied unterschiedliche Vorteile und erfährt unterschiedliche Konsequenzen, wenn es sich an diesen kooperativen Aktivitäten beteiligt. Folglich sind sich die Gruppenmitglieder oft nicht einig, wann sie kooperieren sollen und wann nicht. Dies gilt insbesondere bei Gruppenkämpfen, bei denen ein ernsthaftes Verletzungs- oder Todesrisiko besteht, der Sieg aber darüber entscheiden kann, ob die Gruppe Zugang zu wichtigen Ressourcen hat.
Strafe und Zwang
Während wir viel darüber wissen, wie Menschen solche Interessenkonflikte lösen, wissen wir relativ wenig darüber, wie andere soziale Arten handeln. Eine neue Studie von Forschenden der Universität Zürich zeigt, dass Grüne Meerkatzen-Männchen Strafe und Zwang anwenden, um Kämpfe innerhalb der Gruppe zu deeskalieren. Diese Strategie wenden insbesondere männliche Meerkatzen an, die Nachwuchs in der Gruppe gezeugt haben, aber selbst verwundet sind und sich daher nicht in der Lage fühlen, ihre Nachkommen zu verteidigen.
Publikation:
Arseneau-Robar TJM, Müller E, Taucher AL, van Schaik CP, Bshary R und Willems EP
Male monkeys use punishment and coercion to de-escalate costly intergroup fights
Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences 20172323
Aggressiv gegen Angriffslustige
Während ihrer Doktorarbeit am Inkawu-Vervet-Projekt in Südafrika beobachtete Jean Arseneau-Robar, die Erstautorin der Studie, wie Männchen ihre eigenen Gruppenmitglieder während Kämpfen mit einer anderen Gruppe angriffen. „Bisher wurde immer angenommen, dass Männchen die Paarung von Weibchen mit Männchen der gegnerischen Gruppe verhindern wollen. Diese männliche Aggression wurde so als Partnerverteidigung interpretiert“, sagt die Anthropologin Jean Arseneau-Robar. Die Forscher stellten jedoch fest, dass männliche Meerkatzen normalerweise keine weiblichen Gruppenmitglieder angreifen, die versuchen, sich mit Männchen aus der gegnerischen Gruppe zusammenzuschliessen oder sich mit ihnen zu paaren. Stattdessen waren Männchen eher aggressiv gegen Gruppenmitglieder, die entweder einen Kampf anzettelten oder kürzlich gekämpft hatten.
Weibchen nutzen Zuckerbrot und Peitsche
Erik Willems, der das Forschungsprojekt leitete, sagt: „Wir haben vor Kurzem gezeigt, dass Weibchen in dieser Spezies sowohl Aggression als auch Fellpflege einsetzen, um die Teilnahme männlicher Gruppenmitglieder an Kämpfen zwischen den Gruppen zu beeinflussen. Affenweibchen benutzen somit Zuckerbrot und Peitsche, um die Teilnahme von Männchen an Kämpfen zwischen verschiedenen Gruppen zu fördern.“ Die Forscher wollten nun wissen, ob Männchen in ähnlicher Weise vorgehen. Dabei stellten sie fest, dass die Aggression gegen eigene Gruppenmitglieder eine effektive Strategie zur Deeskalation von Konflikten zwischen Gruppen ist.
Mit Strafen deeskalieren
UZH-Professor Carel van Schaik ergänzt: „Es war wirklich interessant zu sehen, dass Weibchen Strafen und Belohnungen verwenden, um die Kämpfenden anzustacheln. Männchen hingegen, um die Kämpfe zu ersticken und die Situation für den jungen verwundbaren Nachwuchs ruhig und sicher zu halten.“
Redouan Bshary, Professor an der Universität Neuenburg, stellt fest: „Normalerweise bestrafen grössere und mächtigere Individuen die schwächeren. Unsere Erkenntnisse bei den Grünen Meerkatzen sind neu, weil hier sowohl Weibchen als auch Männchen Bestrafung anwenden.“ Weibchen würden dabei oft eine Koalition bilden, wenn sie Männchen bestrafen, um die kleinere Grösse durch mehrere Mitstreiterinnen auszugleichen.
Diese Newsmeldung wurde via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.