Waldschutz ist besser für Klima als Holznutzung: Studie vom Februar mehrfach widerlegt



Bio-News vom 10.08.2020

Das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena verbreitete im Februar 2020 eine Studie, die zeigen sollte, dass nachhaltig bewirtschaftete Wälder das Klima besser schützen als unbewirtschaftete Wälder. Der wichtigste Beitrag nachhaltiger Wirtschaftswälder der gemäßigten Klimazone sei das Ersetzen fossiler Brennstoffe durch die energetische Nutzung von Holz. Die Befunde der in Global Change Biology veröffentlichten Studie wurden nunmehr durch drei unabhängig voneinander entstandene Publikationen in derselben Zeitschrift widerlegt.

Eine europäisch-amerikanische Gruppe sowie drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA und Australien wiesen nach, dass die Schlussfolgerungen des Artikels auf ungeeigneten Annahmen und Berechnungen beruhen. Ein Autoren-Kollektiv der Naturwald Akademie, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde sowie von Wohllebens Waldakademie zeigt nun in ihrer Publikation, dass die Behauptung, die Bewirtschaftung von Wäldern sei besser für den Klimaschutz, außerdem auf falschen Daten und auf Rechenfehlern beruht.

(Siehe Pressemeldung vom 07.02.2020: Nachhaltige Waldbewirtschaftung leistet einen größeren Beitrag zum Klimaschutz als Waldwildnis)


Internationale wissenschaftliche Studien zeigen, dass alte Naturwälder wichtige Speicher und Senken von Treibhausgasen sind.

Publikation:


Welle, T., Ibisch, P.L., Blumröder, J.S., Bohr, Y.E.-M.B., Leinen, L., Wohlleben, T. & Sturm, K.
Incorrect data sustain the claim of forest‐based bioenergy being more effective in climate change mitigation than forest conservation
Global Change Biology – Bioenergy

DOI: 10.1111/gcbb.12738



Der Erstautor Dr. Torsten Welle, Naturwald Akademie, stellt fest: „Nach Korrektur falscher Zuwachsdaten für ungenutzte Wälder aus der Originalstudie ergibt sich, dass die Klimaschutzwirkung von ungenutzten und geschützten Wäldern sogar bis zu zweieinhalb Mal so groß sein könnte als diejenige von forstwirtschaftlich genutzten“.

Zweitautor Professor Pierre Ibisch, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, unterstreicht die Schlussfolgerung: „Der einzige wirksame Weg zur Eindämmung des Klimawandels besteht darin, die Verbrennung von kohlenstoffhaltigem Material so schnell wie möglich zu stoppen und die natürlichen Kohlenstoffsenken zu stärken, anstatt sie zu zerstören. Die Verbrennung von frischem Stammholz, die sowohl die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre erhöht als auch die natürlichen Kohlenstoffvorräte und funktionstüchtigen Waldsenken schwächt, ist schlicht nicht richtig“.

An der widerlegten Publikation von Professor Schulze war auch der damalige Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik des Bundeslandwirtschaftsministeriums, Professor Hermann Spellmann, beteiligt. Dieser Beirat vertrat jüngst auch in seinem Gutachten zur sogenannten Waldstrategie 2050 die – nicht mehr in der internationalen Literatur reflektierte – Position, dass die forstwirtschaftliche Nutzung von Wäldern im Sinne des Klimaschutzes günstiger sei als deren Erhaltung.

Das Thema ist umweltpolitisch brisant, da aktuell von Bund und Ländern die Vergütung von Ökosystemleistungen des Waldes und hier vor allem der Beitrag zum Klimaschutz durch die Förderung von sogenannten ‚klimastabilen Wäldern‘ diskutiert werden. Es besteht konkret die Gefahr, dass die Förderung erfolgt, ohne dass relevante wissenschaftliche Befunde zum Kohlenstoffhaushalt von Wäldern berücksichtigt werden, welche die Regierungspläne nicht stützen.

Widerlegte Originalpublikation: Schulze, E.D., Sierra, C.A., Egenolf, V., Woerdehoff, R., Irslinger, R., Baldamus, C., Stupak, I. & Spellmann, H. The climate change mitigation effect of bioenergy from sustainably managed forests in Central Europe, DOI: https://doi.org/10.1111/gcbb.12672


Diese Newsmeldung wurde mit Material Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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