Zellteilung bei Moosen und Tieren ähnlicher als gedacht



Bio-News vom 05.05.2022

Damit aus einem Samen eine neue Pflanze wächst, müssen sich Zellen viele Male teilen. Die Tochterzellen können unterschiedliche Aufgaben übernehmen und sind nicht immer gleich groß.

Wie Pflanzen die Ebene festlegen, an der Zellen während der sogenannten Mitose geteilt werden, erforschen Prof. Dr. Ralf Reski und Dr. Elena Kozgunova von der Universität Freiburg gemeinsam mit Prof. Dr. Gohta Goshima von der Universität Nagoya. Sie weisen nun in Moospflanzen der Art Physcomitrella nach, wie der Mitoseapparat in der Pflanzenzelle verankert wird: „In Mooszellen konnten wir einen unerwarteten Prozess beobachten, der die Teilungsebene in Pflanzen bestimmt. Der Ablauf ähnelt stärker der tierischen Zellteilung als bisher gedacht“, beschreibt Reski vom Exzellenzcluster CIBSS an der Universität Freiburg die Ergebnisse der Studie, die im Fachmagazin Nature Communications erschienen ist.


Symbolbild einer Zellteilung.

Publikation:


E. Kozgunova, M.W. Yoshida, R. Reski, G. Goshima
Spindle motility skews division site determination during asymmetric cell division in Physcomitrella
Nature Communications (2022)

DOI: 10.1038/s41467-022-30239-1



Wenn sich Zellen teilen, bilden die Mikrotubuli – ein dynamisches Geflecht von Proteinfilamenten – eine Mitosespindel, die die Chromosomen auseinanderzieht und in zwei Tochterzellen einordnet. Tiere unterscheiden sich dabei von Pflanzen: Die Mitosespindel bleibt – einmal gebildet – in der Pflanzenzelle immer am gleichen Ort. In Tierzellen wandert das unter dem Mikroskop sichtbare Gebilde während der Zellteilung umher. Dort, wo es stehen bleibt, teilt sich dann die Zelle.


Gestörte Zellteilung in der Moosmutante beeinträchtigt das Pflanzenwachstum (rechts) im Vergleich zum Wildtyp Moos (links).

Das Besondere an Mooszellen: Ihnen fehlt im Ablauf der Mitose die Bildung eines Gürtels aus Mikrotubuli und Aktinfilamenten, beides Bestandteile des Zellskeletts. Bisher dachte man, dieses sogenannte Präprophaseband bestimme bei Pflanzen, wo die Spindel sich bildet und wo sie verankert wird. „Warum ist aber die Mitosespindel in Mooszellen unbeweglich wie in anderen Pflanzen, obwohl das Präprophaseband fehlt?“, fragte sich Kozgunova, Erstautorin der Studie und Humboldt-Bayer-Stipendiatin in Reskis Labor.

Bewegliche Spindel in Pflanzen bisher unbekannt

Zur Lösung dieses Rätsels langte das Team in die molekularbiologische Trickkiste: Sie veränderten Pflanzen des Kleinen Blasenmützenmoos Physcomitrella so, dass ihnen fünf Gene fehlten. Die Forschenden wussten, dass diese dem tierischen Gen eines Signalmoleküls ähneln, das für die Mitose wichtig ist: Das Protein TPX2 ist an der Bildung der Mitosespindel bei Tieren beteiligt.

In Moospflanzen ohne die TPX2-Gene beobachteten die Forschenden die Mitose unter dem Mikroskop. Sie stellten erstaunt fest: Bei diesen Zellen bewegte sich nun die Spindel während der Zellteilung. „Solche beweglichen Spindeln wurden noch nie bei Pflanzenzellen beobachtet!“, erklärt Kozgunova. Die veränderten Zellen teilten sich unregelmäßig, was im Laufe des Wachstums der Moospflanzen zu Missbildungen führte.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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