Lebensweise der Primaten: Einblicke in ihre Ernährung
Vielfalt der Lebensräume
Primaten bewohnen verschiedene Ökosysteme, von tropischen Wäldern bis zu gemäßigten Zonen, Savannen, Wüsten, Bergen und Küstenregionen.
Sie sind sowohl am Boden als auch in Bäumen aktiv, tag- oder nachtaktiv und ernähren sich von Früchten, Blättern oder bestimmten Insekten.
Aktivitätsmuster und Ernährungsgewohnheiten
- Tagaktive Früchtefresser (55%):
Hierzu gehören Meerkatzen, Klammeraffen und Gibbons, die tagaktiv sind, Früchte fressen und in Bäumen leben. - Blätterfresser (20%):
Dazu gehören Stummelaffen, Brüllaffen und Languren, die Blätter anstelle von Früchten bevorzugen. - Verschiedene Ernährungsweisen (25%):
Diese teilen sich in nachtaktive, baumlebende Insektenfresser (wie Koboldmakis, Loris und Buschbabys), nachtaktive, baumlebende Früchtefresser (z. B. Katzenmakis) und tagaktive Früchtefresser am Boden (wie Paviane, Makaken und Schimpansen).
Drei Hauptnahrungsgruppen
Die Ernährung der Primaten kann in drei Hauptgruppen unterteilt werden: Früchte, Blätter und Tiere (meist Insekten und Spinnentiere, aber auch Wirbeltiere). Frugivoren, Folivoren und Insectivoren bzw. Faunivoren sind Begriffe, die Primaten bezeichnen, die sich auf eine dieser Nahrungsarten spezialisiert haben.
Anpassungen und Feinheiten
Die grobe Kategorisierung in Frugivoren, Folivoren und Faunivoren korreliert mit den strukturellen und ernährungsphysiologischen Eigenschaften der Nahrungsmittel sowie mit Aktivitätsmustern, Gruppen- und Reviergröße. Jedoch vernachlässigen diese Kategorien die Vielfalt und Anpassungsfähigkeit der Primaten. Koboldmakis nehmen eine Sonderstellung ein, da sie ausschließlich von tierischer Kost leben.
Die Beschreibung von Affenarten hebt feine Unterschiede in den Ernährungsstrategien hervor, die trotz des gleichen Lebensraums existieren. Diese Unterschiede zeigen die vielfältigen Anpassungen, die Primaten in den letzten 60 Millionen Jahren entwickelt haben.
Ernährungsstrategien
Die komplexen Wege, wie Primaten Nahrung erhalten, werden als Ernährungsstrategien bezeichnet. Diese Strategien spiegeln das Ergebnis von Kompromissen in einer Reihe von möglichen Verhaltensweisen wider, wobei Kosten und Nutzen abgewogen werden. Innerhalb einer Nahrungskategorie können verschiedene Primatenarten unterschiedliche Ernährungsstrategien verfolgen. Diese subtilen Unterschiede zeigen die Feinheiten der Anpassungen, die Primaten im Laufe der Evolution entwickelt haben.
Anpassungen an verschiedene Nahrungsmittel
Da Blätter nicht leicht verdaulich sind, haben Primaten Anpassungen entwickelt, um die Verwertung von Blättern, Früchten und Insekten zu erleichtern. Die Anpassungen umfassen Molaren mit Schneideleisten zum Zermahlen von Pflanzenkost, einen vergrößerten Verdauungstrakt für die Zelluloseverdauung und spezifische Zahn- und Verdauungssystemmerkmale je nach Nahrungstyp. Einige Primaten haben sich auf das Bohren von Baumrinden spezialisiert, um Pflanzensäfte und Harze aufzunehmen.
Jagdverhalten und Fleischkonsum
Einige Primaten, wie Schimpansen und Paviane, jagen Wirbeltiere, darunter kleine Huftiere und andere Primaten. Schimpansen entwickeln sogar komplexe Jagdtechniken, die auf Zusammenarbeit basieren. Diese Jagd auf andere Primaten, wie Rote Stummelaffen, beeinflusst sogar die Gruppengröße.
Rückkehr zu nächtlichem Leben
Die Nachtaffen der Neuen Welt sind gemeinsam mit Koboldmakis die einzigen Echten Affen, die nachts auf Nahrungssuche gehen, und kehren sekundär zum nächtlichen Leben zurück. Dies illustriert die Vielfalt der Anpassungen und Veränderungen in der Ernährung und Lebensweise der Primaten über die Evolution hinweg.
Literatur
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