Antivenin


Entnahme von Schlangengift

Ein Antivenin oder Antivenom ist ein speziell für die Behandlung von Schlangenbissen entwickeltes Immunserum. Einzelne Antivenine sind in der Regel immer nur bei Bissen durch eine Schlangenart oder Angehörigen einer nahe verwandten Artengruppe anwendbar. Kommerziell erhältliche Produkte sind darum polyvalente Mischungen verschiedener Seren, z. B. das Schlangengift-Immunserum „Europa“ gemäß Europäischem Arzneibuch (Kreuzotter, Bergotter, Sandotter, Aspisviper, Levante-Viper).

Weltweit gibt es etwa 400 giftige Schlangenarten (von insgesamt ca. 2 700), die fast alle in den Tropen und Subtropen heimisch sind. Weltweit schätzt man etwa 10 Mio. Schlangenbisse pro Jahr mit 125 000 Todesopfern. In Mitteleuropa gibt es dagegen nur wenige giftige Viperarten (Europäische Hornotter, Kreuzotter), deren Bisse zudem nur selten lebensbedrohlich sind (ca. 2 % Letalität). Die wenigen in den letzten Jahren berichteten Todesfälle wurden durch tropische Giftschlangen in Privatbesitz verursacht (Stand 2010).

Schlangengifte sind Mischungen von zahlreichen Enzymen, die auf Nervenzellen, Blutgefäßzellen und/oder Blutkörperchen giftig wirken. Als Antivenin verwendet man entsprechende Antikörper. Zur Herstellung setzt man Pferde oder Schafe den Toxinen aus; die daraufhin gebildeten Antikörper werden dann aus dem Blut der Tiere extrahiert und aufkonzentriert.

Da das so produzierte Antiserum aus tierischem Eiweiß besteht, entwickeln die meisten Patienten eine Serumkrankheit (Immunreaktion mit Fieber, Gelenkschmerzen und Hautausschlag). Es drohen außerdem schwere allergische Nebenwirkungen bis hin zum Kreislaufschock; daher werden Antiseren nur in begründeten Fällen und nachgewiesenen schweren Vergiftungen eingesetzt. Man kann davon ausgehen, dass nur bei 50 % der Giftschlangenbisse auch wirklich Gift in die Wunde gelangt, da die Schlangen auch sogenannte „Verteidigungsbisse“ oder „trockene Bisse“ ohne Giftinjektion ausführen.

Wegen der hohen Kosten und begrenzten Lagerfähigkeit werden Antisera nur in zentralisierten Depots aufbewahrt, in Deutschland meist in den tropenmedizinischen Instituten der Universitätskliniken. Sie dürfen nur vom Arzt unter stationären Bedingungen angewendet werden.

Literatur

  • World Health Organization: Progress in the characterization of venoms and standardization of antivenoms (= WHO Offset Publication. Vol. 58). World Health Organisation, Geneva 1981, ISBN 92-4-170058-0.

Weblinks

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