Artenwechsel
Mit Artenwechsel (auch: Arten turnover oder species turnover) wird in der Biologie der Wandel der Zusammensetzung einer Lebensgemeinschaft eines abgegrenzten Habitats durch hinzukommende Arten bezeichnet. Einwandernde Arten, die sich in einem Habitat durchsetzen, können bereits vorhandene (vor allem durch Konkurrenz) verdrängen, so dass diese (lokal) aussterben. Artenwechsel umfasst – im Gegensatz zur Sukzession, die gerichtete Veränderungen voraussetzt – auch rein zufällige, stochastische Verschiebungen des Artenbestandes.
Artenwechsel vollziehen sich zum Beispiel, wenn sich die Lebensbedingungen in einem Biotop ändern und sich dadurch eine vorher chancenlose Art durchsetzen kann. Ein Beispiel sind solche Änderungen sind Schwankungen der Umweltbedingungen, z. B. durch abwechselnd warme oder kühle, nasse oder trockene Jahre, was zu Veränderungen des Artenbestands führen kann; solche Änderungen können reversibel sein, falls keine gerichtete Veränderung (z. B. in diesem Fall: ein Klimawandel) vorliegt. Ein anderes Beispiel ist die vom Menschen beeinflusste Trockenlegung von Mooren. Artenwechsel ganz ohne Veränderung der Umweltbedingungen kommen regelmäßig dann vor, wenn eine Art, die in einem bestimmten Habitat leben kann, dies aber bisher (aufgrund von Verbreitungsbarrieren) nicht besiedeln konnte, hier neu auftritt. Dies kann auf natürliche Faktoren zurückgehen (Beispiel: Eine Eidechsenart erreicht eine Insel durch verdriftete Individuen auf einem Treibholz-„Floß“). Manche Arten sind aufgrund von fehlenden Fernverbreitungsmechanismen extrem schlechte Kolonisatoren und können lange Zeitspannen benötigen, um eigentlich zugängliche neue Habitate tatsächlich zu erreichen. Es kommt heute aber häufiger vor, dass von Menschen eingeführte (neobiotische) Arten sich als „stärker“ erweisen und in ihrem neuen Habitat Konkurrenten ausrotteten oder verdrängen.
Der Artenwechsel sollte nicht mit der langfristigen Evolution von einer Chronospezies in die nächste verwechselt werden, die eine Anpassung durch Formenwandel bei bereits vorhandenen Arten an neue Bedingungen darstellt (gewissermaßen einen „Artenwandel“).
Ein wichtiger Parameter beim Artenwechsel ist die Zeit, die im Durchschnitt benötigt wird, um eine Art durch eine andere zu ersetzen (Englisch: species turnover time).
Weblinks
- Artenwechsel (= Fruchtwechsel) in Landwirtschaft und Gartenbau
- Dissertation zum Artenwechsel bei Nachtfaltergemeinschaften
- Beitrag zu Produktionsbiologie und Soziologie des Makro- und Mikrophytobenthos (PDF-Datei; 49 kB)