Blutrote Raubameise
Blutrote Raubameise | ||||||||||||
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Arbeiterin der Blutroten Raubameise (Formica sanguinea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Formica sanguinea | ||||||||||||
Latreille, 1798 |
Die Blutrote Raubameise (Formica sanguinea) aus der Unterfamilie der Schuppenameisen (Formicinae) gehört zur Gattung der Waldameisen (Formica) und dort zur Untergattung der Raubameisen (Raptiformica).
Merkmale
Kopf, Mesosoma, Stielchenglied und Beine sind hell- bis dunkelrot, die Gaster ist schwarz, die Hinterseite des Kopfes ist oft dunkel. Meistens fehlen die schwarzen Flecken auf Pronotum und Mesonotum. Die Mandibeln, die Wangen und die weitgehend unbehaarte Stirn sind dunkelbraun oder nur leicht angedunkelt. Die auffallend großen Facettenaugen sind unbehaart. Als wichtigstes Erkennungsmerkmal für Raptiformica-Arten gilt eine tiefe bogenförmige Einbuchtung am Vorderrand des Kopfschildes (Clypeus). Die Körperlänge der Arbeiterinnen beträgt sechs bis neun Millimeter. Die Königinnen sind neun bis elf Millimeter, die Männchen sieben bis zehn Millimeter lang. Die Geschlechtstiere schwärmen zwischen Juni und August.
Verbreitung und Lebensraum
Die Blutrote Raubameise ist in ganz Europa weit verbreitet und kommt in manchen Gebieten sehr häufig vor. Sie bevorzugt trockene Standorte am Waldrand oder auf Lichtungen, siedelt aber auch im offenen Feld auf Trockenrasen, und ist manchmal sogar in von Menschen geschaffenen Bauwerken wie alten Scheunen oder Holzschuppen zu finden.
Lebensweise
Die Art gehört zu den sklavenhaltenden Ameisen. Von Mitte Juni bis Mitte August überfallen die Arbeiterinnen das Nest einer anderen Formica-Art, um deren Larven und Puppen zu rauben. Diese Entwicklungsstadien, vorrangig Puppen, werden ins eigene Nest transportiert und dort entweder als Nahrung verwertet oder als Sklaven aufgezogen. Die Sklavenameisen, welche auch als Hilfsameisen bezeichnet werden, übernehmen meist Arbeiten innerhalb des Nestes und sind selten an der Nahrungssuche oder Raubzügen beteiligt. Niemals finden sich Männchen oder fertile Weibchen der Sklavenameisen in Gefangenschaft.
Die Blutrote Raubameise agiert bei ihren Raubzügen bei weitem nicht so effizient wie spezialisierte Sklavenjäger, etwa die Amazonenameise. Dafür kann sie völlig ohne Sklaven existieren und ist nach erfolgter Koloniegründung keineswegs auf diese angewiesen. Man nennt sie daher einen „fakultativen Sklavenjäger“.
Die Koloniegründung bei Formica sanguinea erfolgt durch temporären Sozialparasitismus bei Formica-Arten der Untergattung Serviformica oder durch Adoption in arteigene Kolonien und Zweignestbildung.
Die Arbeiterinnen orientieren sich im Feld überwiegend durch optische Eindrücke, wohingegen Pheromonspuren nur eine untergeordnete Rolle spielen. Unter allen Ameisen besitzt diese Art, neben Formica rufa, über die am besten entwickelten Facettenaugen mit der höchsten Anzahl an Sehzellen (Ommatidien) und dem besten Auflösungsvermögen. Am meisten Ommatidien haben die Männchen, bei denen auch der Sehlappen (Lobi optici) einen Anteil von 60 Prozent des Insektengehirns ausmacht. Bei den Königinnen sind es 40 Prozent und bei den Arbeiterinnen 35 Prozent.
Ernährung
Die Nahrung von Formica sanguinea besteht überwiegend aus Honigtau und Insekten, auch andere süße Säfte (z. B. Nektar oder Baumsäfte) und Pflanzensamen (Elaiosomen) werden genommen.
Nestbau
Die Nester werden meist im Schutz von Steinen oder in liegendem Totholz angelegt. Obwohl diese Art zu den "hügelbauenden Waldameisen" gezählt wird, entstehen nur manchmal auch Hügelnester, wie etwa bei der Roten Waldameise. Diese sind dann auch deutlich flacher.
Gefährdung
Die Blutrote Raubameise ist in der Roten Liste von Deutschland als nicht gefährdet geführt.
Quellen
- Dieter Otto: Die Roten Waldameisen. (3., überarbeitete und erweiterte Auflage.) Westarp Wissenschaften 2005, ISBN 3-89432718-9
- Bernhard Seifert: Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas. Lutra, Görlitz/Tauer 2007, ISBN 978-3-936412-03-1
- Heiko Bellmann: Bienen, Wespen, Ameisen. Hautflügler Mitteleuropas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1995, ISBN 3-440-09690-4