Elaiosom
Als Elaiosom (von altgriechisch ἔλαιον elaion „Öl“, „Olivenöl“, „Salböl“ und altgriechisch σῶμα sōma, Genitiv altgriechisch σώματος sómatos „Körper“, „Leib“) bezeichnet man das fettreiche Anhängsel von Diasporen (Samen) bei Pflanzen. Es wird von Pflanzen ausgebildet, deren Samen durch Vögel oder Ameisen ausgebreitet werden [1]. In den Tropen ist das Elaiosom größer und lebhaft gefärbt und spricht vornehmlich Vögel an. Bei der Verbreitung von Samen durch Vögel spricht man von Ornithochorie. In den gemäßigten Breiten sind die Elaiosomata kleiner und auf Ameisen zugeschnitten. Die Verbreitung der Samen durch Ameisen nennt man Myrmekochorie. Ornithochorie und Myrmekochorie sind Unterformen der Zoochorie.
Elaiosomata von Myrmekochoren (= Pflanzen, die Ameisen zur Ausbreitung ihrer Samen benutzen) enthalten insbesondere Fette und Zucker, sowie gelegentlich Vitamin B, Vitamin C, Stärke und Eiweiß[2]. Das Elaiosom ist allein für den Verzehr bestimmt. Ameisen verschleppen die Diasporen aufgrund ihrer Elaiosom-Anhängsel in ihren Bau, trennen dort das Elaiosom von der Diaspore und schleppen anschließend den Samen, an dem sie nicht interessiert sind, wieder aus dem Bau. Viele Pflanzen, die auf eine solche Weise auf die Verbreitung ihrer Samen durch Ameisen vertrauen, sind in ameisenreichen Wäldern beheimatet. Ein Elaiosom, das sich mit seiner weißen Farbe deutlich vom schwarzen Samen abhebt, bildet beispielsweise der einheimische Lerchensporn aus. Auch das Schneeglöckchen, das Waldveilchen, die Nabelmieren und die Mandelblättrige Wolfsmilch gehören zu den in Wäldern heimischen Pflanzen, die Elaiosomen ausbilden.
Dasselbe Prinzip findet man außerdem im warm-trockenen Gebieten bei krautigen Pflanzen und Gehölzen, da auch dieser Lebensraum Ameisen ideale Bedingungen bietet. Zu den Pflanzenarten dieser Regionen mit Elaiosom-Ausbildung gehören die Ochsenzungen, die Flockenblumen sowie als Gehölz die Akazien.
Entsprechend ihrem Ansatzort werden Elaiosomen in Caruncula und Strophiole unterschieden. Die Caruncula (lat.: fleischiger Auswuchs), die z.B. in der Pflanzenfamilie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) und bei den Nabelmieren (Gattung Moehringia)[3] vorkommt, befindet sich an der Keimöffnung und die Strophiole (lat.: gedreht, Kränzchen) am Funiculus bzw. der Samennaht.
Stammesgeschichtlich traten die Elaiosomata zuerst in den Tropen auf. Die Anpassung an die gemäßigte Zone erforderte eine starke Verkleinerung der Samen der Pflanzen. Damit wurde eine Ornithochorie ausgeschlossen und ermöglichte nur mehr eine Verbreitung durch Ameisen[4].
Einzelnachweise
Literatur
- Andreas Bresinsky: Bau, Entwicklungsgeschichte und Inhaltsstoffe der Elaiosomen. Studien zur myrmekochoren Verbreitung von Samen und Früchten. Schweizerbart Verlag. Stuttgart 1963. (Bibliotheca Botanica, Heft 126)
- Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band III Teil 2, Zweite Auflage, Paul Parey Verlag, Berlin und Hamburg, 1979, ISBN 3-489-60020-7.
- Ursula Hoffmann und Michael Schwerdtfeger: ...und grün des Lebens goldner Baum. Lustfahrten und Bildungsreisen im Reich der Pflanzen, Ulrich Burgdorf Verlag, Göttingen 1998, ISBN 3-89762-000-6
- Angelika Lüttig & Juliane Kasten: Hagebutte & Co - Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna Verlag, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6