Borna-Krankheit


Die Borna-Krankheit oder Ansteckende Gehirn- und Rückenmarksentzündung der Einhufer ist eine virale Infektionskrankheit, die das Gehirn und das Rückenmark von vor allem Pferden und Schafen befällt und durch das Bornavirus (BDV) verursacht wird. Das Virus ist verwandt mit den Erregern von Staupe, Tollwut und Masern.

Die Borna-Krankheit gehörte zu den Meldepflichtigen Tierseuchen, die Meldepflicht in Deutschland wurde mit Wirkung vom 26. Februar 2011 aufgehoben.[1][2]

Symptome

Bornaviren befallen im Gehirn vor allem das limbische System, welches die Gefühle und das Verhalten steuert. Es wird vermutet, dass das Virus mit dem Botenstoff Glutamat um die Andockstellen an den Nervenzellen konkurriert, dass es sich also um eine kompetitive Hemmung handelt. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) vermehrt sich das Virus beim Tier im Althirn (limbisches System). Das Bornavirus stört vermutlich das chemische Gleichgewicht der Hirnbotenstoffe.

Das Symptomspektrum ist facettenreich und schließt vielfältige Störungen in Verhalten, Bewegung, Nahrungsaufnahme und Leistungsniveau mit ein.

Klinische Symptome sind Verhaltensänderungen, Bewegungsstörungen und eine Beeinträchtigung der Sensibilität und des Sensoriums wie: Absondern von der Herde, Depression, Leerkauen, gesenkte Kopfhaltung, z. T. gesteigerter Bewegungsdrang, z. T. Aggressivität gegen andere, z. T. große Schreckhaftigkeit, herabgesetzte Teilnahme an der Umgebung, Spasmen und Speicheln. Im Endstadium Festliegen mit Ruderbewegungen, Fieberschübe.

Aus der großflächigen Untersuchung im Saarland 2004 ging hervor, dass es auffällig war, dass bei zahlreichen Pferden ein Symptomkomplex in unterschiedlichster Kombination auftrat. Im Verlaufe des Seuchenzuges kristallisierte sich heraus, dass oft nur Einzelsymptome zu beobachten waren. Diese umfassten: Orientierungslosigkeit, Leistungsabfall, Aggressivität, Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit, Antriebslosigkeit, Apathie, tagelanges schläfriges Verhalten, vermehrtes unerklärbares Scharren mit den Hufen, wechselnde Appetitlosigkeit, Lichtempfindlichkeit, Kopfschütteln, Standanomalien (Spreizstellung), wiederkehrende Koliken und Muskelzucken.

Die natürliche Infektion erfolgt vermutlich über die Schleimhaut der oberen Luftwege, den Rachen oder die Riechschleimhaut. Hinsichtlich eines Virusreservoirs kann eine Infektion von Kleinnagern nicht ausgeschlossen werden. Seit kurzem wird vor allem die Spitzmaus als natürlicher Virusträger diskutiert.

Geschichte

Die Hitzige Kopfkrankheit der Pferde, die durch das Bornavirus ausgelöst wird, wurde erstmals 1896 bei Kavalleriepferden in der Stadt Borna beschrieben – die Pferde eines ganzen Regiments waren an einer bisher unbekannten Krankheit zugrunde gegangen. Diese Stadt in Sachsen ist namensgebend für das Bornavirus.

In jüngerer Zeit wurden aber auch einzelne Erkrankungen bei anderen Paarhufern wie Rinder und Ziegen, bei Katzen[3], Affen und sogar Strauße nachgewiesen.

2009 waren Teile des Virus im menschlichen Genom gefunden worden, eine pathogene oder immunologische Auswirkung oder Funktion ist bisher unbekannt (siehe Bornavirus: Erkrankungen zu Details).

Tierseuchenbekämpfung

In Österreich ist Bornabefall anzeigepflichtig, in der Schweiz wird sie nur über ein freiwilliges Meldesystem von Pferdekrankheiten durch Tierärzte erfasst.

Literatur

  • Arbeitskreis Großtierpraxis – Gesellschaft für tierärzliche Fortbildung: BDV-Erkrankungen – nicht nur beim Pferd (PDF-Datei; 1,71 MB)
  • Liv Bode: Borna Disease Virus - natürliche Infektion und Krankheit bei Tier und Mensch - Wissensstand und Neubewertung von Diagnostik, Pathogenese und Epidemiologie unter Einbeziehung eigener Studien. Habilitation, Robert Koch-Institut, Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, 1999 (abstract; PDF-Dokument, 2,2 MB)
  • Roland Dieckhöfer: Zusammenfassung der Epidemiologische Untersuchungen zur equinen BDV-Infektion, der Bornaschen Krankheit beim Pferd, der Therapie und die dazugehörige aktuelle Gesetzessituation in Deutschland. Dissertation FU Berlin, 2006, urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000002517-7 (Abstract; Volltext, ZIP-file)

Weblinks

Einzelnachweise


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