Carl Friedrich Otto Westphal


Carl Friedrich Otto Westphal

Carl Friedrich Otto Westphal (* 23. März 1833 in Berlin; † 27. Januar 1890 in Kreuzlingen bei Konstanz) war ein deutscher Psychiater und Neurologe.

Carl Westphal war der Sohn Otto Westphals und seiner Frau Caroline, geb. Heine. Am 7. September 1862 heiratete er Clara Mendelssohn, eine Tochter des Bankiers Alexander Mendelssohn und Enkelin Joseph Mendelssohns.

1858 wurde Westphal u. a Assistent bei Wilhelm Griesinger. 1861 habilitierte er sich und wurde Privatdozent für Psychiatrie an der Berliner Universität. 1869 wurde er Direktor der Klinik für Neurologie der Charité. Diese Position hatte er bis 1889 inne. Mehrere bedeutende Neurologen gehörten zu seinen Schülern, u. a. Arnold Pick (1851–1924) und Hermann Oppenheim (1858–1919). Carl Wernicke (1848–1905) war sein Assistent. Westphal beschrieb erstmals die Pseudosklerose (Westphal-Strümpell-Syndrom, eine Spätform des Morbus Wilson), die Agoraphobie und das autonome Kerngebiet des Nervus oculomotorius, heute als Edinger-Westphal-Kern bezeichnet.

Westphal beschrieb 1869 als erster die konträre Sexualstörung, heute als Transsexualität bezeichnet, während Homosexualität heute als sexuelle Orientierung eingestuft wird.

Zu den Kindern Carl und Clara Westphals zählen der Neurologe und Psychiater Alexander Westphal (1863–1941), die Ehefrau Eduard Sonnenburgs Anna, geb. Westphal, (1864–1943), die Ehefrau Franz von Mendelssohns Marie, geb. Westphal, (1867–1957) und der Jurist Ernst Westphal (1871–1949).

Werke

  • [1] Die Konträre Sexualempfindung: Symptom eines neuropathologischen (psychopathischen) Zustandes in: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, Berlin, 1869-70; 2: 73-108.
  • Die Agoraphobie, eine neuropathische Erscheinung in: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, Berlin, 1871-72; 3: 138-161.
  • Künstliche Erzeugung von Epilepsie bei Meerschweinchen
  • Affection des Nervensystems nach Pocken und Typhus
  • Ueber einige durch mechanische Einwirkung auf Sehnen und Muskeln hervorgebrachte Bewegungs-Erscheinungen (Knie-, Fussphänomen) in: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, Berlin, 1875,5: 803-834.
  • Eigentümliche mit Einschlafen verbundene Anfälle in: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, Berlin, 1877; 7: 631-635.
  • [2] Ueber eine dem Bilde der cerebrospinalen grauen Degeneration ähnliche Erkrankung des centralen Nervensystems ohne anatomischen Befund, nebst einigen Bemerkungen über paradoxe Kontraktionen in: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, Berlin, 1883; 14: 87-134. Digitalisat der UB Frankfurt am Main
  • Psychiatrische Abhandlungen. Berlin, A. Hirschwald, 1892. (Bd. 1 der Gesammelten Abhandlungen hrsg. Alexander Karl Otto Westphal)

Literatur

  • Georg Korn: Westphal, Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 42, Duncker & Humblot, Leipzig 1897, S. 204 f.
  • B. Dierse: Carl Westphal (1833-1890) - Leben und Werk. Vertreter einer deutschen naturwissenschaftlich orientierten Universitätspsychiatrie im 19. Jahrhundert. Diss.med, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, 1995
  • M. Seidel: Carl Westphal - ein fortschrittlicher Hochschullehrer der Neurologie und Psychiatrie im 19. Jahrhundert. Psychiatr. Neurol. Med. Psychol. 1986; 38:733-40
  • F. Kohl: Die klassischen Beschreibungen der Platzangst von Carl Westphal und Emil Cordes und ihre Bedeutung für die Konzeptgeschichte und aktuelle Diskussion der Angsterkrankungen. Psychiatr. Prax. 2001; 28: 3-9
  • Jörg Hutter: Carl Friedrich Otto Westphal, in: Homosexualität. Handbuch der Theorie- und Forschungsgeschichte (Hg. Rüdiger Lautmann), Campus Verlag, Frankfurt/New York 1993, S. 39-41

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