Deutsche Gesellschaft für Stereoskopie


Die Deutsche Gesellschaft für Stereoskopie (DGS) wurde am 28. Dezember 1927 in Berlin gegründet. Der Verein war nach der Zerstörung der Geschäftsstelle in Berlin im Jahre 1943 bis 1951 nicht aktiv.

Verein

Der Zweck der Deutschen Gesellschaft für Stereoskopie e.V. ist - gemäß der Satzung - der Zusammenschluss aller Personen und Korporationen, die sich mit der Stereoskopie aus Liebhaberei, wissenschaftlichen, gewerblichen und anderen Gründen befassen, um das Interesse für die Stereoskopie und das stereoskopische Bild durch Anregung und Information zu fördern und zu verbreiten.

Dieses Ziel sucht sie zu erreichen durch:

Veranstaltungen und Zusammenkünfte der Mitglieder.
Ausstellungen, Veranstaltungen, Veröffentlichungen, Vorführungen,
Vorträge, Wettbewerbe und ähnlichem.
Sammlung von Geräten und Bildmaterial, Verbreitung, Austausch, Nutzbarmachung und Vermittlung von theoretischen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen auf stereoskopischem Gebiet.
Weiterführen, Vergrößern und Ausstellen der Sammlung historisch interessanter Stereogeräte und -bilder sowie der Fachbücherei und Einrichtung eines Informationszentrums. Die Erweiterung der Sammlungen geschieht vorwiegend durch Spenden und Leihgaben sowie durch Rückgabe DGS-eigener, an die Regionalgruppen ausgeliehener, technisch überholter und/oder dort nicht mehr benötigter Geräte.
Verbindung mit gleichartigen und ähnlichen Bestrebungen verfolgende Gemeinschaften.

Die Tätigkeit der Gesellschaft ist gemeinnützig. Sie erstrebt keinerlei wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb und hat keinerlei politischen Charakter. Die DGS e.V. verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung. Die Gesellschaft ist selbstlos tätig.

Die DGS hat rund 600 Mitglieder, die vorwiegend in Deutschland beheimatet sind, aber auch aus den europäischen Nachbarländern Schweiz, Österreich, Niederlanden und Skandinavien , aber auch aus dem nichteuropäischen Ausland kommen.

Der Verein hat Regionalgruppen in Hamburg, Hannover, Kurpfalz, München, Nürnberg, Rheinland, Ruhrgebiet, Sachsen, Stuttgart und Ulm. In den Regionalgruppen findet während regelmäßig stattfindender Treffen ein reger Interessen- und Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern statt.

Geschichte

Am 28. Dezember 1927 wurde die Deutsche Gesellschaft für Stereoskopie (DGS) in Berlin gegründet. Die ersten Aktivitäten waren die Vorbereitung und Herausgabe des Vereinsorgans „Das plastische Bild“ im Januar 1928 und die Vorbereitung der ersten Sitzung der DGS am 9. Februar 1928. Am 18. Juli 1928 wurde die DGS beim Amtsgericht Berlin-Schöneberg in das Vereinsregister eingetragen. Laut Satzung begann mit diesem Tag auch das erste Geschäftsjahr.

Auf der Jahreshauptversammlung am 26. Februar 1931 wurde Dr.-Ing. Hermann Lüscher zum 1. Vorsitzenden gewählt. Dr.-Ing. Hermann Lüscher kann aus gutem Grund als bedeutendste und aktivste Persönlichkeit der DGS bezeichnet werden. Er blieb bis zur Hauptversammlung am 12. Mai 1960 Vorsitzender und führte auch danach die Amtsgeschäfte bis zu seinem Tod am 26. März 1961 weitestgehend weiter. Damit die Tätigkeit der DGS nicht auf Berlin beschränkt blieb, wurde der Gründung und dem Ausbau von Ortsgruppen besondere Bedeutung beigemessen. So kam es in München, Hamburg und Dresden zur Gründung von Ortsgruppen. Die Mitgliederzahl sank nach ihrem Höchststand im Jahre 1932 von 203 bis Ende 1934 auf 98 Mitglieder. Erstaunlicherweise gab es in den ersten Kriegsjahren wieder verstärkt Eintritte. Im Jahre 1943 war mit 189 Mitgliedern ein vorläufiger Höchststand erreicht.

Von der Gesellschaft wurden Vereinsausflüge, monatliche Mitgliederversammlungen und Stereo-Stammtische durchgeführt. Jeweils am Anfang eines Jahres war eine Jahreshauptversammlung. Im Vereinslokal wurde ein Vereinsschrank mit der DGS-Literatur eingerichtet. Anspruchsvolle Fachvorträge bereicherten die Mitgliederversammlungen. Als Gau des Verbandes Deutscher Amateur-Photographen-Vereine (VDAV) hat die DGS sich an deren Veranstaltungen mit Stereoskopie-Abteilungen beteiligt. Weiterhin hat die DGS jährlich einen Leistungswettbewerb mit der Verleihung der Jahresmeisterschaft der Gesellschaft organisiert. Durch Bombenangriffe auf Berlin wurden das Vereinslokal und auch die Geschäftsstelle der DGS zerstört. Damit ging die DGS-Bücherei zu einem großen Teil und die Dokumente und Unterlagen der DGS völlig verloren. Die Arbeit der DGS kam zum Erliegen.

Erst nach sechsjähriger Unterbrechung, nach Lockerung der alliierten Bestimmungen im Jahre 1951, hat die Deutsche Gesellschaft für Stereoskopie e. V. in Berlin ihre Tätigkeit wieder aufgenommen. Als erste Veranstaltung fand am 1. Februar 1951 in Berlin-Wilmersdorf eine Mitglieder-Hauptversammlung statt. Auch in dieser Zeit wurden, wie in den Vorkriegsjahren, wieder Vereinsabende, Stereo-Stammtische sowie Stereoausflüge durchgeführt. Am 20. und 21. März 1953 fand die 25-Jahr-Feier der DGS in Berlin statt. Ab 1953 hat die DGS wieder zu jährlichen Leistungswettbewerben aufgerufen.

Dem wissenschaftlichen Charakter der Stereoskopie maß die DGS immer eine große Bedeutung bei. Somit konnten im Ergebnis einer langjährigen Zusammenarbeit mit dem Deutschen Normenausschuss einige Normen-Blätter zur Stereoskopie überarbeitet werden und im Jahre 1956 neu erscheinen. Die engeren Beziehungen zum Verband Deutscher Amateur-Photographen-Vereine (VDAV) wurden wieder aufgenommen. Die DGS-Mitglieder waren somit auch gleichzeitig korporative Mitglieder des VDAV und berechtigt, an dessen Veranstaltungen teilzunehmen.

Am 1. Januar 1957 wurde unter Leitung von Karl-Heinz Hatlé in Leverkusen die erste funktionierende Ortsgruppe nach dem Kriege als Landesgruppe Rheinland-Westfalen gegründet. Waren die Mitgliederzahlen bis 1960 auf über 200 angestiegen, so waren Mitte der 1960er-Jahre durch erforderliche Beitragserhöhungen und durch die Einstellung der Zeitschrift „Fotopost“, in der das Vereinsorgan „Der Stereoskopiker“ erschien, sowie durch den Rückgang des Interesses seitens der Industrie an der Stereoskopie die Mitgliederzahlen wieder stark zurückgegangen.

Die Situation für die DGS wurde in dieser Zeit recht schwierig. Um den Kontakt zu allen Mitgliedern zu halten, war man bestrebt, ein neues Vereinsorgan herauszugeben. Dies war vorerst nur durch den Versand von „Rundschreiben an alle Mitglieder“ möglich. Da von der DGS zu dieser Zeit keine Stereo-Wettbewerbe organisiert wurden, waren die DGS-Mitglieder aufgerufen, sich an den in den USA von der PSA Sektion Stereoskopie organisierten Wettbewerben zu beteiligen. Um eine Verbesserung der Qualität des Vereinsorgans zu erreichen, wurde, vor allem durch die Initiative von Fritz G. Waack, ab 1974 ein „stereo-journal“ herausgeben.

Vom 8. bis 13. Mai 1975 wurde von der „Niederländischen Vereinigung für Stereoskopie“ ein Internationaler Stereoskopiker Kongress organisiert. Ziel dieses Kongresses war die Gründung der ISU, der „International Stereoscopic Union“. Die DGS wurde Gründungsmitglied dieser Organisation und beteiligte sich aktiv an den regelmäßig veranstalteten ISU-Kongressen.

Ab Mitte der 1970er-Jahre setzte ein kontinuierlicher Mitgliederzuwachs ein und erreichte bis etwa Mitte der 1980er-Jahre einen Stand von 700 DGS-Mitgliedern. Am 6. März 1978 fand satzungsgemäß eine Hauptversammlung in Berlin statt. Karl-Heinz Hatlé aus Köln, welcher bereits die Stereogruppe Rheinland aufgebaut und sich bei der Organisation der Treffen von Raumbildfreunden anlässlich der Photokina mehrfach bewährt hat, wurde zum neuen Vorsitzenden der DGS gewählt. Damit war zum ersten Male der Vorsitz der Gesellschaft nicht von einem Berliner Mitglied ausgeführt worden. Um das 50-jährige Bestehen der Gesellschaft würdig zu begehen, sind vom 14. bis 17. September 1978, zeitgleich mit der Photokina, in Köln 3D-Info-Tage durchgeführt worden. Auf der Photokina präsentierte die DGS einen Stand mit einer Retrospektive unter dem Motto „125 Jahre Stereofotografie“.

Seit 1980 veranstaltete die DGS wieder Wettbewerbe. Nach den Regeln der PSA wurden annähernd aller 2 Jahre, zuerst unter Leitung von Franz Lieser, später von Max Weiser und danach von seinem Sohn, Prof. Dr. Werner Weiser und ab 1998 von der Regionalgruppe Hamburg unter Leitung von Peter Schnehagen, Leistungswettbewerbe ausgeschrieben. Angeregt durch erfolgreiche 3D-Veranstaltungen in Stuttgart, welche dort von Friedrich Witte organisiert wurden, hat Heinz Otto seit 1983 Treffen für alle DGS-Mitglieder in Neu-Isenburg ins Leben gerufen. Diese Treffen, welche später Stereoskopiker-Kongresse genannt wurden, werden heute noch jährlich als Raumbildtage veranstaltet. Um das Interesse der ausländischen Teilnehmer zu würdigen werden diese Raumbildtage aller zwei Jahre als Europäischer Raumbildtag veranstaltet. Im Jahre 1989 wurde vom 1. bis 4. Juni erstmals ein ISU-Kongress von der DGS in Neu-Isenburg veranstaltet. Auf drängen der Berliner Mitglieder und auf Wunsch einiger Gäste fand dennoch ein Teil der Veranstaltungen in Berlin statt.

Mit der deutschen Wiedervereinigung wurde die Deutsche Gesellschaft für Stereoskopie wieder für alle Deutschen zugänglich. Waren die wenigen Stereoskopiker in der DDR vornehmlich „Einzelkämpfer“, so konnten sie sich nun mit Gleichgesinnten über ihr Hobby austauschen.

Im Foto- und Filmmuseum Deidesheim konnte die Geräte- und Büchersammlung der DGS untergebracht werden. Um die Arbeit der Regionalgruppen zu koordinieren und die Zusammenarbeit mit dem Vorstand sowie der Regionalgruppen untereinander zu verbessern, werden jährlich Regionalgruppenleitertreffen durchgeführt. Als weitere wichtige Höhepunkte im Vereinsleben werden ab den 1990er-Jahren DGS-Kongresse veranstaltet. Vom 22. bis 27. September 1999 hat die DGS zum zweiten Mal einen ISU-Kongress in Lindau am Bodensee ausgerichtet. Dieser ISU-Kongress wurde von allen Teilnehmern als ein großer Erfolg gewertet. Mit einer eigenen Homepage sollen die DGS-Mitglieder ständig aktuell informiert werden und auch andere an der Stereoskopie interessierte Kreise auf die Aktivitäten der DGS aufmerksam gemacht werden. Von einigen Regionalgruppen gibt es auch eigene Websites.

Um über aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der Stereoskopie zu informieren, aber auch um für die Stereoskopie und DGS zu werben, beteiligt sich die Gesellschaft seit 1992 regelmäßig an der Photokina in Köln.

Die Vereinsinformationen wurden als Rubrik „3D-Journal“ in den Zeitschriften „3D-Magazin“ und „DIA-Magazin“ bzw. „fotoforum“ veröffentlicht. Seit 2002 gibt die DGS mit dem „stereo-journal“ wieder eine eigene Zeitschrift als Vereinsorgan heraus.

Aktivitäten

Die DGS ist Ausrichter europäischer und deutscher Raumbildtage. Diese finden meist im Oktober oder November in der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg statt. Bis 2010 wurde der Raumbildtag von der Regionalgruppe DGS-Raumbildfreunde Rhein-Main durchgeführt. Seit deren Auflösung 2011 übernimmt die DGS die Planung und Organisation. Neben dem traditionellen Raumbildtag findet jährlich ein DGS-Kongress an einem wechselnden Ort statt. Die ersten DGS-Kongresse wurden 1998, 2000 und 2001 in Oberstdorf durchgeführt. Nachdem im Jahr 2002 ein Mitglied aus Luxemburg den Kongress nach Vianden geholt hatte, feierte man 2003 während des Kongresses in Celle das 75. Bestehen der Gesellschaft. Weitere Kongressorte waren 2004 Deidesheim und 2005 Aurich. 2006 erlebten die Mitglieder in Wernigerode erstmals einen Kongress in den neuen Bundesländern. 2007 fand der DGS-Kongress in Altenberg im Bergischen Land, 2008 in Bautzen, 2009 in Oberstdorf im Allgäu, 2010 in Dessau und 2011 in Hitzacker an der Elbe statt.

Die DGS ist Mitglied der International Stereoscopic Union (ISU), des internationalen 3D-Weltverbandes. Zuletzt war die DGS 1999 Ausrichter des Weltkongresses der International Steroscopic Union (ISU) in Lindau. Die DGS ist regelmäßig auf der Photokina in Köln vertreten.

In unregelmäßigen Abständen werden Internationale Stereofotowettbewerbe durchgeführt. Die letzten Internationalen Stereofotowettbewerbe wurden 1998, 2000 und 2002 von den DGS-Raumbildfreunden Hamburg durchgeführt. Die DGS-Regionalgruppen Ulm und München organisierten den letzten Stereofotowettbewerb 2007

Die in den vergangenen Jahren gesammelten Stereogeräte sind im Deutschen Film- und Fototechnik Museum in Deidesheim an der Weinstraße ausgestellt. Dort führt die DGS auch eine umfangreiche 3D-Bibliothek, die den Mitgliedern nach Rücksprache mit dem Bücherwart zur Verfügung steht.

Die DGS fördert den „DGS-Qualitätsstandard“ für die Kleinbild-Stereodiaprojektion sowie für die Präsentation mit digitalen Medien.

Vorsitzende

  • P. F. Brandt-Leiseberg 28. Dezember 1927 - 24. Mai 1928
  • Albrecht P. F. Richter 24. Mai 1928 - 26. Februar 1931
  • Hermann Lüscher 26. Februar 1931 - 12. Mai 1960
  • Hans-Hermann Atorf 12. Mai 1960 - 12. März 1975
  • Peter Hein 12. März 1975 - 6. Mai 1978
  • Karl-Heinz Hatlé 6. Mai 1978 - 21. November 1981
  • Fritz G. Waack 21. November 1981 - 5. Mai 1984
  • Karl-Heinz Hatlé 5. Mai 1984 - 15. November 1992
  • Jürgen Horn 15. November 1992 - 31. Oktober 2004
  • Peter Schnehagen 31. Oktober 2004 - 24. Oktober 2010
  • Gisela Will seit 24. Oktober 2010

Zeitschrift

Die Zeitschriften des Vereines haben eine bewegte Geschichte hinter sich:

  • Das Plastische Bild 1928
  • Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Stereoskopie 1929
  • Der Stereoskopiker als Beilage in Photographie für Alle 1929-1943
  • Beilage in Photo-Industrie und -Handel 1943-1944
  • Rubrik „Der Stereoskopiker“ in der Fotopost 1952-1965
  • Rundschreiben an alle Mitglieder 1965-1972
  • Rundbriefe der Deutschen Gesellschaft für Stereoskopie 1972 -1973
  • Stereo-Journal 1974-1992
  • Rubrik „Stereo-Journal“ im 3D-Magazin 1992 - 1997
  • Rubrik „3D-Journal“ im Dia-Magazin 1997-2002
  • Stereo-Journal ab 2002

Weblinks