Dichotisches Hören


Unter Dichotischem Hören (dich-ot-isch von griechisch δίχα, entzwei, getrennt und ὠτ- (Stamm), Ohr) versteht man die gleichzeitige Darbietung von unterschiedlichen Ohrsignalen. Bei der Prüfung des dichotischen Hörens hört der Proband zur selben Zeit auf jedem Ohr verschiedene Wörter (oder kurze Sätze) und soll diese danach nacheinander nachsprechen, was normalerweise möglich ist. Ein abnormales Ergebnis gibt Hinweise auf eine Störung der Hörverarbeitung im Gehirn. Das dichotische Hören verbessert das Sprachverstehen im Vergleich zu monauralem Hören.

Die Prüfung des dichotischen Sprachverstehens kann z. B. eingesetzt werden, um die Sprache durch Lateralisation zu untersuchen. Dabei wird z. B. die Reaktionszeit oder die Trefferrate verglichen, wenn ein Signal auf dem rechten bzw. linken Ohr dargeboten wurde. Bei einer schnelleren oder akkurateren Verarbeitung bei einem rechtsseitig dargebotenem Signal spricht man von einem right ear advantage (abgekürzt = REA = Vorteil des rechten Ohres) und kann dann darauf schließen, dass das Signal linkshemisphärisch dominant verarbeitet wird.

In Deutschland verfügbare Tests sind zum Beispiel der Feldmann-Test für Erwachsene und der Uttenweiler-Test für Kinder, bei denen mehrsilbige Worte (z. B. das Ofenrohr - der Lattenzaun) simultan dargeboten werden. Die klassische Testauswertung beruht auf der Zählung der richtig und seitenrichtig angegeben Wortpaare (analog der Sprachaudiometrie). Aus einer Arbeitsgruppe an der Universitätsklinik Marburg (Frau Prof. Roswitha Berger) gibt es modifizierte Auswerteverfahren, die dem dichotischem Hören mehr Gewicht verleihen. [1],[2],[3]

Im Allgemeinen kann für sprachliches Material ein right ear advantage belegt werden und damit ein Hinweis auf die linkshemisphärische Verarbeitung gewonnen werden.

Literatur

  • Cherry, C. E. (1953). Some Experiments on the Recognition of Speech, with One and with Two Ears. Journal Of The Acoustical Society Of America, 25, 975-979
  • Bryden, P. (1982). Laterality – functional asymmetry in the intact brain. New York: Academic Press
  • Lehnhardt E., Roland Laszig (Hrsg): Praxis der Audiometrie, 8. Aufl., Kap. 15: Zentrale Hördiagnostik, Thieme Verlag, Stuttgart 2001

Einzelnachweise

  1. Antje Hochweller: Untersuchung zur Normerhebung des dichotischen Diskriminationstests nach Uttenweiler und des Marburger Reimtests zur Diagnostik auditiver Wahrnehmungsstörungen bei Kindern. Diss. FB Medizin der Phillips-Universität Marburg, 2006
  2. R. Berger and T. Demirakca: Vergleich zwischen dem alten und neuen Auswertemodus im dichotischen Diskriminationstest. HNO Volume 48, Number 5 / Mai 2000
  3. H. de Maddalena, M. Watzlawick-Schumacher, C. Schmitz-Salue, R. Arold: Die dichotischen Diskriminationstests von Feldmann und Uttenweiler: Welcher Test sollte bei 8- bis 10-jährigen Kindern verwendet werden? Oto-Rhino-Laryngologia Nova Vol. 11, No. 6, 2001

Weblinks

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