Dominant weißes Pferd


Dominant weißes englisches Vollblut

Ein Dominant weißes Pferd erhält seine vollständig weiße Farbe durch Leuzismus, das heißt, die Melanozyten, die Zellen, die die Farbstoffe produzieren, sind aufgrund einer Mutation nicht in der Haut angekommen.

Aussehen

Dominant weiße Freiberger-Stute mit einigen farbigen Haaren
Dominant weißes Freiberger-Hengstfohlen mit leicht fleckig aufgehelltem Fell
Derselbe Freiberger-Hengst ist als Vierjähriger fast vollständig weiß

Ein Pferd mit Dominant weißer Farbe hat von Geburt an am gesamten Körper schneeweißes Fell und rosa Haut. Lediglich an den Ohren, in der Mähne oder im Schweif können einige farbige Haare auftreten. Die Augen des Pferdes sind braun. [1][2][3]

Genetik

Es wurde angenommen, dass es ein White Gen (W) gibt, das einen dominanten Erbgang besitzt. Inzwischen wurde jedoch festgestellt, dass mehrere verschiedene Mutationen des KIT-Locus zu dominant weißer Farbe führen. Es handelt sich also um eine Form des Leuzismus.[3][4][5]

Einige dieser W-Gene sind in ihrer homozygoten Ausprägung (WW) in der frühen Embryonalentwicklung tödlich. Das heißt, sie führen zu einer Fehlgeburt in dieser Zeit. Bei anderen W-Genen ist nicht bekannt, welchen Einfluss die homozygote Ausprägung hat.[5]

In seltenen Fällen kommt es vor, dass das Gen W in heterozygoter Form sich nicht vollständig ausprägt, sondern eine Scheckung erzeugt, die ähnlich wie eine Sabinoscheckung aussieht.[3][4][5]

Von heterozygot dominantweißen Pferden sind keine gesundheitlichen Probleme bekannt.[5]

Dasselbe Gen ist beim Tobiano, beim Farbwechsler und der Sabinoscheckung mutiert. Bei den Genen to (keine Tobianoscheckung), w (keine Dominant weiße Farbe), rn (keine Stichelhaarigkeit) und sbn (keine Sabinoscheckung) handelt es sich also jeweils um dasselbe Gen - nämlich die normale Farbe ohne weiße Flecken - während To (Tobianoscheckung), Sbn1 (das eine bisher bekannte Gen für Sabinoscheckung), Rn (Stichelhaarigkeit) und W (dominant weiße Farbe) verschiedene Allele desselben Gens sind. Wenn ein Pferd für eines dieser vier Gene reinerbig ist (das Gen also zweimal hat), kann es keines der beiden anderen Gene haben. Wenn es nicht reinerbig ist, kann es höchstens zwei dieser Veranlagungen haben. Nahebei auf demselben Chromosom liegt der Extension-Locus des Pferdes, so dass die Fuchsfarbe oft über mehrere Generationen gemeinsam mit einem dieser Gene vererbt wird.

W-Gene verschiedener Rassen

Freiberger

Bei Freiberger Pferden kommt eine Mutation des KIT-Locus vor, die durch eine Nonsense-Mutation in Exon 15 des Gens entsteht, die dazu führt, dass das KIT-Protein wegen eines vorzeitigen Stop-Codons nur teilweise synthetisiert wird. Bei heterozygoten Pferden, die ein mutiertes und ein gesundes Allel des Gens haben, ist das mutierte KIT-Protein nur etwa halb so häufig wie das gesunde. Das geht auf Mechanismen zurück, die dazu dienen, beschädigte Proteine abzubauen oder ihre Synthese zu verhindern. Diese Mutation ist wahrscheinlich, wenn sie homozygot vorliegt, im frühen Embryonalstadium tödlich.[5]

Die Mutation ist zu der weißen Stute Cigale zurückzuverfolgen, die 1957 geboren wurde.[5]

Dominant weißer Araber

Araber

Drei fast weiße Araber hatten eine andere Nonsense-Mutation im Exon 4 des KIT-Locus. Diese Mutation ist wahrscheinlich, wenn sie homozygot vorliegt, im frühen Embryonalstadium tödlich.[5]

Dominant weißes Camarillo White Horse

Camarillo White Horse

Sechs Pferde der Rasse Camarillo White Horse hatten eine Missense-Mutation im Exon 12 des KIT-Locus. Sie geht auf den Gründungshengst der Rasse Sultan zurück, der 1912 geboren wurde.[5]

Englisches Vollblut

Fünf weiße Englische Vollblüter hatten eine weitere Misssense-Mutation im Exon 13 des KIT-Locus. Laut den Stammbäumen von Englischen Vollblütern gibt es mehrere Familien, in denen eine Dominant-Weiß-Mutation unabhängig voneinander aufgetreten ist.[5]

Weitere Gene

2009 wurden sieben weitere Gene für dominant weiße Farbe im KIT-Locus bei englischen Vollblütern, Islandponys, Holsteinern, Quarter Horses und Süddeutschem Kaltblut entdeckt.[6]

Verwechslungsmöglichkeiten

  • Cremello, Perlino, Smoky Cream: Zweimal durch das Cream-Gen aufgehellte Pferde unterscheiden sich vom Dominant Weißen Pferd durch ihre blauen Augen. Das Fell hat einen leicht goldenen oder silbernen Schimmer und ist nicht schneeweiß.
  • Schimmel: hat dunkle Haut
  • Maximale Schecken: Je nach Scheck-Gen unterschiedliche Augenfarbe, sonst wie Dominant Weißes Pferd

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Veterinary genetics laboratory: Dominant white
  2. The Myth of True-Breeding White Horses
  3. 3,0 3,1 3,2 D. Douglas Householder: "The Genetics of Equine Coat Color" Texas A&M University Department of Animal Science Equine Sciences Program, publication HRG-003 (undated) http://animalscience.tamu.edu/ansc/publications/horsepubs/hrg003_coatcolor.pdf
  4. 4,0 4,1 C. Mau, P. A. Poncet, B. Bucher, G. Stranzinger, S. Rieder; 2004; Genetic mapping of dominant white (W), a homozygous lethal condition in the horse (Equus caballus); Journal of Animal Breeding and Genetics 121 (6), Volume 121, Issue 6, S. 374–383. doi:10.1111/j.1439-0388.2004.00481.x
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 5,7 5,8 Bianca Haase, Samantha A. Brooks, Angela Schlumbaum, Pedro J. Azor, Ernest Bailey, Ferial Alaeddine, Meike Mevissen, Dominik Burger, Pierre-Andre ́ Poncet, Stefan Rieder, Tosso Leeb: Allelic Heterogeneity at the Equine KIT Locus in Dominant White (W) Horses. PLoS Genet 3(11): e195. doi:10.1371/journal.pgen.0030195
  6. Haase B, Brooks SA, Tozaki T, Burger D, Poncet PA, Rieder S, Hasegawa T, Penedo C, Leeb T.: Seven novel KIT mutations in horses with white coat colour phenotypes. Anim Genet. 2009 May 6. PMID 19456317