Dysgenik


Dysgenik (engl. dysgenics) ist die Lehre von der Akkumulierung und Verbreitung von mangelhaften Genen und Eigenschaften in einer Population, Rasse oder Art.[1] Die Bezeichnung Dysgenik wird gelegentlich als Gegensatz zu Eugenik verwendet. Dabei wird unter passiver Dysgenik die Unterlassung eugenischer Maßnahmen verstanden, unter aktiver Dysgenik die bewusste Vermehrung von Menschen mit normabweichenden Genvarianten.[2]

Herkunft

Laut dem Oxford English Dictionary wurde die Bezeichnung dysgenic erstmals 1915 von David Starr Jordan benutzt, um die dysgenischen Effekte des Ersten Weltkrieges zu beschreiben. Jordan glaubte, dass gesunde Männer ebenso wahrscheinlich getötet wurden wie andere, und dass der Krieg die daheimgebliebenen Schwachen verschonte.[3]

Nachdem die Eugenik ab den 1930er-Jahren und speziell als Folge der nationalsozialistischen Rassenhygiene diskreditiert war, kam auch die Bezeichnung Dysgenik außer Gebrauch, bis der Physiker und Nobelpreisträger von 1956, William B. Shockley, ihn nach 1963 in Reden und Publikationen wieder aufgriff.[4]

Mehr als 30 Jahre später griff ihn dann erneut der irische Psychologe Richard Lynn auf.[5] Lynns Ansicht zufolge vermindern „dysgenische Prozesse“ die Intelligenz westlicher Nationen, speziell der USA, und China werde darum den Westen eines Tages überwältigen. So besteht laut Lynn eine Korrelation von −0,73 zwischen IQ und Fertilität von Staaten. Außerdem weist er darauf hin, dass bereits in vier Industrieländern eine Stagnation oder sogar ein Rückgang des IQ nachgewiesen werden konnte. Lynn schätzt, dass dies für einen Rückgang der genotypischen Intelligenz von 0.86 IQ-Punkten im Zeitraum 1950–2000 verantwortlich war. Doch dies sei durch die Umweltbedingungen ausgeglichen worden, sodass der phänotypische IQ nicht absank. Vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2050 sei ein Verringerung des genotypischen IQ um 1.28 IQ-Punkten zu erwarten. Lynn und Harvey hoffen vor allem, dass mittels Biotechnologie dem dysgenischen Prozess entgegengewirkt werden kann.[6]

Zusammenhang zwischen Intelligenz und Fertilität

Viele Studien aus den Vereinigten Staaten und Europa haben geringe bis moderate Negativkorrelationen zwischen IQ und Fertilität festgestellt. Beim Vergleich auf Länderebene sind hingegen deutlich stärkere negative Korrelationen zu beobachten (zwischen −0,52 und −0.75). Hierfür gibt es eine Reihe spekulativer Erklärungen, die bisher nicht empirisch getestet wurden. Eine Möglichkeit ist, dass der wirtschaftliche Status eines Landes sowohl Einfluss auf Intelligenz als auch auf Bildung ausübt. Ärmere Länder haben in der Regel schlechtere Bildungs- und Gesundheitssysteme sowie einen mangelnden Zugang zu Geburtenkontrolle. Eine weitere Erklärung ist die „differentielle K-Theorie“ (Rushton, 2004). Nach dieser Theorie gibt es Cluster von Eigenschaften wie hoher Fertilität und niedriger Intelligenz („R-Strategie“), die sich im Zuge der Evolution bei unterschiedlichen Individuen unterschiedlich stark ausgebildet hätten. So selektierte Individuen könnten in einigen Ländern stärker konzentriert sein als in anderen. Weitere spekulative Erklärungsansätze beinhalten auch mehrere Faktoren, die gleichzeitig eine Rolle spielen.[7]

Popkultur

Der Film Idiocracy greift auf das Thema der negativen Korrelation zwischen Intelligenz und Kinderzahl zurück und entwirft eine Dystopie, in der die Welt von Dummen regiert wird.

Literatur

Einzelnachweise

  1. dysgenics, Merrian Webster.
  2. Was heißt Eugenik? | T4
  3. David Starr Jordan: War and the breed; the relation of war to the downfall of nations. BiblioBazaar, 2010, ISBN 1-117-96080-3.
  4. William Shockley, Roger Pearson: Shockley on Eugenics and Race: The Application of Science to the Solution of Human Problems. Scott-Townsend Publishers, 1992, ISBN 1-878465-03-1.
  5. Richard Lynn: Dysgenics: Genetic Deterioration in Modern Populations (Human Evolution, Behavior, and Intelligence). Praeger Publishers, 1996, ISBN 0-275-94917-6. Ins deutsche übersetzt könnte der Buchtitel lauten: Dysgenik: Genetischer Verfall in modernen Populationen.
  6. Richard Lynn, John Harvey: The decline of the world's IQ. Intelligence 36 (2008) 112–120
  7. Steven M. Shatz: IQ and fertility: A cross-national study. In: Intelligence. Band 36, Nr. 2, 2008, S. 109-111.

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