Falsches Weißes Stengelbecherchen



Falsches Weißes Stengelbecherchen

Von Chalara fraxinea befallene Eschen

Systematik
Unterabteilung: Echte Schlauchpilze (Pezizomycotina)
Klasse: Leotiomycetes
Ordnung: Helotiales
Familie: Helotiaceae
Gattung: Nagelbecherchen (Hymenoscyphus)
Art: Falsches Weißes Stengelbecherchen
Wissenschaftlicher Name
Hymenoscyphus pseudoalbidus
V. Queloz et al.

Das Falsche Weiße Stengelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus) ist eine 2010 neu beschriebene Pilzart aus der Unterabteilung der Echten Schlauchpilze.[1] Untersuchungen an Herbarmaterial belegen jedoch, dass Hymenoscyphus pseudoalbidus bereits 1978 in Mitteleuropa vorkam.[1] Hymenoscyphus pseudoalbidus lebt auf den Blattspindeln abgeworfener Eschenblätter. Seine Nebenfruchtform Chalara fraxinea löst das Eschentriebsterben an Gemeiner Esche und Schmalblättriger Esche aus.[2]

Die Fruchtkörper des Falschen Weißen Stengelbecherlings sind weiße becherförmige Apothecien mit einer Größe von 2 bis 7 mm. Die Sporen, in den Asci gebildete Askosporen, sind klebrig und sollen größer sein (15-22 µm) als bei der verwandten Art Hymenoscyphus albidus mit einer Sporenlänge von 8-20 µm.[1] Sie sollen über die Luft verbreitet werden.[3]

Nebenfruchtform Chalara fraxinea

Bei der Suche nach dem Erreger des Eschentriebsterbens wurde 2006 in Polen der Pilz Chalara fraxinea als Nebenfruchtform eines unbekannten Pilzes entdeckt. Seit 2008 hielt man ihn für die Nebenfruchtform des Weißen Stengelbecherchens (Hymenoscyphus albidus). Dieser Schlauchpilz ist seit 1851 bekannt und ist nie als schädigender Parasit in Erscheinung getreten. Seit 2010 ist bekannt, dass Hymenoscyphus pseudoalbidus die Hauptfruchtform von C. fraxinea ist.

Chalara fraxinea lebt parasitär in den Geweben der Blätter, Triebe und verholzten Teile von Eschen und ist nach Ansicht einiger Forscher am vermehrten Absterben dieser Bäume in Europa beteiligt.[4] Über die Verbreitungsstrategie von Chalara fraxinea ist bisher nichts bekannt.[5]

Chalara fraxinea befällt junge wie alte Bäume. Es gibt Vermutungen, dass sich der Pilz aufgrund der gestiegenen Durchschnittstemperaturen in Mitteleuropa durchsetzen konnte. Seine Verbreitung begann wahrscheinlich im Baltikum. Nachgewiesen ist er inzwischen in Skandinavien, Großbritannien, Polen, Tschechien, Slowenien und vermehrt in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Symptome des Befalls sind schüttere Kronen sowie vertrocknende Blätter und Zweige. Da der Pilz die Leitungsbahnen befällt, stirbt der Baum von oben her ab. An der Rinde bilden sich gelblich- oder rötlich-braune Nekrosen.[5]

Das Eschentriebsterben durch den Befall mit Chalara fraxinea ist vom Typus zunächst eine Erkrankung der Blätter und grünen Triebe, später auch der verholzten Teile, wobei von den inneren Geweben nicht primär die Gefäße, sondern v. a. das Parenchym der Holzstrahlen und das Mark besiedelt werden. Die auffälligen Rindennekrosen, die mitunter auch an eine Rindenbranderkrankung erinnern, sind eher ein sekundärer Schaden durch das Absterben lebender Rinde und des Kambiums. Die Erkrankung wird auch als „Eschensterben“ oder „Eschenwelke“ bezeichnet.[6]

Merkmale

In Kultur bildet der Pilz ein mäßig wachsendes Luftmyzel, das anfangs weiß ist, sich später aber rotbräunlich bis gräulich oder schwarz verfärbt. Die vegetativen Hyphen sind durchscheinend bis olivbraun mit nur wenigen Verdickungen. In älteren Kulturen treten verdickte, pigmentierte Zellen auf. Die Phialiden stehen solitär an den vegetativen Hyphen und sind 20 bis 40 µm lang.[7]

Symptome: gelblich- oder rötlich-braune Nekrosen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Queloz V., Grünig C. R., Berndt R., Kowalski T., Sieber T. N., Holdenrieder O. 2011: Cryptic speciation in Hymenoscyphus albidus. For. Path. 41: 133–142, published online 30 March 2010 – doi:10.1111/j.1439-0329.2010.00645.x
  2. http://www.lwf.bayern.de/waldbewirtschaftung/waldschutz/schaedlinge-und-baumkrankheiten/verzeichnis/eschentriebsterben/steckbrief-chalara-fraxinea/35009/index.php
  3. G.Witzel, B.Metzler; Eschentriebsterben in Stangen- und Baumhölzern auf waldwissen.net
  4. Thomas Cech und Ute Hoyer-Tomiczek: Aktuelle Situation des Zurücksterbens der Esche in Österreich (Forstschutz Aktuell 40, 2007) aufgerufen am 12. Juli 2011
  5. 5,0 5,1 Artikel über Chalara fraxinea bei SpiegelOnline
  6. http://www.wsl.ch/forest/wus/diag/index.php?TEXTID=213&MOD=1
  7. Jörg Schumacher, Alfred Wulf und Sindy Leonhard: Erster Nachweis von Chalara fraxinea T. KOWALSKI sp. nov. in Deutschland – ein Verursacher neuartiger Schäden an Eschen. In: Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 59 (6). Jahrgang, 2007, S. 121–123. Volltext (PDF; 148 kB)

Weblinks

Commons: Eschentriebsterben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Eschentriebsterben – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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