Fischzaun


Der Fischzaun (engl. fish weir) ist eine weltweit in geeigneten Küstengebieten, aber auch in Flüssen und Seen, seit dem Mesolithikum benutzte Massenfangvorrichtung zum passiven Fischfang. Vom Massenfang im Umfeld saisonaler Wohnplätze kann seit dem Mesolithikum ausgegangen werden. Die Bewohner an Flüssen und Seen bereicherten ihren Speiseplan durch Fisch. Dazu baute man Fischzäune und trieb die Fische in diese Absperrungen.

Den Fischzaun gibt es als Flechtwandzaun oder seltener als Fischmauer (wie im Strangford Lough in Nordirland) oder „Steinerner Fischzaun“ (z. B. in afrikanischen Wadis). Einige Völker an der Nordwestküste Amerikas wie die Inuit, Tlingit, Kwakiutl und Haida ernährten sich fast ausschließlich vom Fischfang.

Fischzaun Prinzipskizze

Abgrenzung

Eine Fischwehr ist dagegen eine moderne Vorrichtung in Gewässern, die dazu dient, die wandernden Fischarten zu bestimmen.

Funde

In Dänemark sind auf 14 Küsten- und zwei Binnenlandwohnplätzen der Ertebølle-Kultur über 100.000 Fischgräten gefunden worden. Die Fischerei wurde überwiegend mittels feststehender Fischfallen ausgeführt, mit denen unkritische Mengen der lokalen Fischfauna gefangen wurden. Von den verschiedenen Fischarten wurden 41 an der Küste und 15 im Binnenland identifiziert. Die Subsistenzwirtschaft basierte auf der saisonalen Nutzung mariner Ressourcen. Am Fundplatz „Timmendorf-Nordmole“, einem Siedlungsplatz der Ertebølle-Kultur an der Küste der Insel Poel weisen Aalstechersprossen, Reste von Fischzäunen, Geweihharpunen, Paddel sowie Fragmente eines Einbaums darauf hin.

Im Arendsee in Sachsen-Anhalt und bei Neustadt in Holstein wurden die Überreste von langen Fischzäunen aus dem Neolithikum gefunden.

Modell eines Fischgartens im Wattenmeer

Im Watt bei Ehst, östlich von Sankt Peter-Ording wurden 1988 Fischzäune entdeckt. Die Zäune, mit einem Flechtwandkorb am Ende, wurden 2002 dokumentiert. Nach Radiokarbondaten gehören sie in das 16. oder 17. Jahrhundert. Ähnliche Konstruktionen sind aus dem englischen Wattenmeer, u.a. dem „Severn Estuary“ und dem irischen Fergus Estuary bekannt (Boarland Rock 2 im Norden von Coney Island).

Im Wattenmeer wurden Fischzäune bis ins 20. Jahrhundert verwendet. Meist wurden sie als "Fischgärten" bezeichnet. Sie wurden so in den Prielen aufgestellt, dass die Fische bei ablaufendem Wasser in die Reusen am Ende des Zaunes geleitet wurden. Auf diese Weise wurden meist Plattfische und Hornhechte gefangen. Bei Föhr gab es solche Fischgärten bis Ende des 20. Jahrhunderts.[1]

Eine im Jahre 1738 vom Abbé Delagrive erstellte Karte der Seine und ihrer Nebenflüsse verzeichnet auf einem sechs Kilometer langen Teilstück der Oise sieben Fischzäune (franz. Gores). Die „Bosten (Back Bay) Fish weirs“ sind eine archäologisch gut untersuchte vorzeitliche Fischfalle in den USA.

Kappeln

Heringszaun von Kappeln

Der über 600 Jahre alte Heringszaun von Kappeln in Angeln bzw. Schwansen ist der letzte erhaltene von einst mehr als 40 an der Schlei. Er gilt als der letzte in Deutschland, wahrscheinlich sogar in Europa. Die Rechte am Zaun wurden 1977 vom Herzog zu Schleswig-Holstein auf die Stadt übertragen. Heute ist der Heringszaun in Kappeln voll funktionstüchtig und wird vom Verschönerungsverein unterhalten. An den Kappelner Heringstagen wird am Zaun wieder Hering gefangen.

Literatur

  • Inge Bødker Enghoff, Fishing in Denmark during the Ertebølle periods In: International Journal of Osteoarchaeology 4/2, 1994 S. 65–96.
  • Nigel Bannerman, Cecil Jones: Fish-trap types: a component of the maritime cultural landscape In: International Journal of Nautical Archaeology 28 (1) 1999, 70–84.
  • Martin Rheinheimer: Der Kojenmann. Mensch und Natur im Wattenmeer 1860-1900.Neumünster 2007, S. 154-163.
  • Jutta Kollbaum-Weber: Historische Jagd- und Fangmethoden auf der Insel Föhr und in den Uthlanden. Husum 2007, S. 69-74.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Rheinheimer: Der Kojenmann. Mensch und Natur im Wattenmeer 1860-1900.Neumünster 2007, S. 154-163; Jutta Kollbaum-Weber: Historische Jagd- und Fangmethoden auf der Insel Föhr und in den Uthlanden. Husum 2007, S. 69-74.