Flaschenpost
Eine Flaschenpost ist eine leere Flasche oder ein anderes schwimmfähiges Gefäß, das mit einem Dokument und eventuell anderen kleineren Gegenständen gefüllt wird, um wasserdicht verschlossen und in ein Gewässer (meist ein Fluss oder ein Ozean) geworfen zu werden. Der Sender hat dabei die Hoffnung, dass die Strömung die Botschaft an einem anderen Ort an Land spült, wo sie dann von einem Finder entdeckt werden kann.
Gebrauch
Der Volksmund verbindet mit der Flaschenpost hauptsächlich Hilferufe von Schiffbrüchigen, denen keine andere Möglichkeit bleibt, um Rettung zu erbitten. In früheren Zeiten wurde die mit einem Hilfeersuchen aufgefundene Flaschenpost bei den lokalen Behörden abgegeben, die das Schriftstück an den zuständigen Konsul des Landes weiterleiteten. Auf langen Schiffsreisen wurden z.B. von Auswanderern Briefe an die Daheimgebliebenen mit Geld für Porto in einer Flasche im Meer ausgesetzt, in der Hoffnung, dass die Nachricht gefunden wird und vom Finder per Briefpost an die Adressaten weitergeleitet wird.
Wird heute eine Flaschenpost versandt, so geschieht dies meist aus Neugierde: In der Flasche befindet sich eine kurze Nachricht des Absenders sowie seine Postadresse, Ziel ist es in diesem Fall, eine kurze Nachricht von einem möglichst weit entfernten Ort zu bekommen, an dem die Flasche angespült wurde. Nicht selten geschieht es auch, dass Briefmarkensammler eine Flaschenpost mit einer Postkarte und der Erwartung losschicken, die Karte mit einer ausländischen, womöglich wertvollen Briefmarke zurückzubekommen.
Wissenschaftlicher Gebrauch
Insbesondere in der Arktis wurde die Flaschenpost mit Erfolg verwendet, um Nachrichten von Polarexpeditionen zu übermitteln.
Die Flaschenpost und ihr moderner Nachfolger, die Treibboje, wird benutzt, um die Richtungen der Meeresströmungen zu ermitteln. Früher wurden dazu Flaschen mit einem „Flaschenfindezettel“ versehen, der die genaue Zeit und geographische Lage des Ortes enthielt, an dem er dem Meer übergeben wurde. Der Finder wurde in mehreren Sprachen aufgefordert, seinerseits Ort und Zeit zu vermerken und dann den Zettel an das hydrographische Institut seines Landes abzuliefern. Die Ergebnisse wurden dann in so genannten „Flaschenkarten“ eingetragen. Beispiel: Eine von der deutschen Brigg Marco Polo am 23. August 1873 bei 48° 11' nördlicher Breite und 6° 56' westlicher Länge um 8 Uhr ausgesetzte Flasche, wurde am 26. Oktober 1873 um 16 Uhr bei Oudeschild auf Texel (Holland) aufgefunden (53° 3' nördliche Breite, 4° 11' östliche Länge). Täglich wurden also etwa 8,3 Seemeilen zurückgelegt.
Heute werden die erwähnten Treibbojen verwendet.
Im Jahr 2008 waren auf den Weltmeeren etwa 3000 dieser Geräte ausgesetzt. [1]
Flaschenpost als Markenzeichen
Der Name Flaschenpost ist eine eingetragene, geschützte Marke. Die ersten Schutzrechte wurden 1990 beim deutschen Patent- und Markenamt eingetragen.[2] Weitere Marken für weitere Waren- und Dienstleistungsklassen folgten in den Jahren 1991 bis 2006.
Rekorde
Einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als unmöglichste Flaschenpost erhielt 1998 eine Weinflasche, die 1993 als Flaschenpost bei Hennef in die Sieg geworfen wurde und 1996 in Falmouth (Maine) gefunden wurde.
Die kleinste postversandfähige Flaschenpost der Welt: Dieser Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde 2001 erfolgte für eine Flasche mit 25 mm Durchmesser und 95 mm Höhe. Präsentiert wurde sie von Rainer Krempel aus Remscheid am 16. März 2000.
Die Flaschenpost mit der längsten nachgewiesenen Zustelldauer war ein Brief, der 1903 von einer deutschen Südpol-Expedition bei Tasmanien ausgesetzt, und am 19. März 1955 in Neuseeland angespült wurde.[3]
Ende August 2012 wurde die sich am längsten im Meer getriebene Flaschenpost vor den Shetland-Inseln nördlich von Schottland von einem Fischer gefunden. Forscher aus Glasgow hatten die Flasche im Juni 1914 mit fast 2000 weiteren Flaschen ins Meer geworfen. In der Flasche steckte eine Postkarte und eine Aufforderung an den Finder, die Karte an die Fischereibehörde zurückzuschicken. Dafür wurde ein kleines Belohnungsgeld versprochen. Ziel war es, eine Karte der Meeresströmungen vor Schottland zu schaffen. Das Guinness Buch der Rekorde bestätigte, dass keine bislang bekannte Flaschenpost länger im Meer war.[4][5]
Ähnliche Verfahren
Ballonpost ist das analoge Verfahren ungerichtete Botschaften durch die Luft zu schicken. Ballonpost hat den Vorteil, dass sie von jedem Ort der Erde gestartet werden kann und prinzipiell auch jeden Ort der Erde erreichen kann. Auch ist der Start einer Ballonpost leichter durchführbar, da es in der Luft kein der Brandung vergleichbares Problem gibt.
Auch in den Weltraum wurden der Flaschenpost vergleichbare Botschaften schon geschickt. So besitzen die Raumsonden Pioneer 10, Pioneer 11, Voyager 1 und Voyager 2 eine goldene Plakette bzw. die Voyager-Raumsonden eine goldene Datenplatte an Bord für den Fall, dass sie einmal von Außerirdischen gefunden werden sollten.
Mit einer Zeitkapsel werden Botschaften oder Dinge (Münzen, Chroniken, Zeitungen etc.) an einen unbekannten, zukünftigen Finder hinterlegt bzw. eingemauert.
Flaschenpost in der Kunst
Eine Flaschenpost dient oft als stilistisches Mittel, um den bislang unbeteiligten Finder in ein Abenteuer zu verstricken, oder als letztes Rettungsmittel aus hoffnungsloser, allein nicht zu bewerkstelligen Lage der Hauptperson.
In der Literatur
- Edgar Allan Poe: Das Manuskript in der Flasche
- Harald Beer: Die Flaschenpost, ISBN 3-923328-12-5
- Michael Ende: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
- Jules Verne: Die Kinder des Kapitän Grant
- Jules Verne: Die geheimnisvolle Insel
- Jules Verne: 20.000 Meilen unter dem Meer
- Jules Verne: Die Erfindung des Verderbens
- Anton Schnack: Die Flaschenpost (Poesie)
- Hubert Schirneck: Flaschenpost für Papa (Kinderbuch)
- Ralf Paul: Helden (Comic)
- Michael Schulte: Die Flaschenpost des Herrn Debussy
- Wilhelm Muster: Vom Nutzen der Flaschenpost oder Der Umweg über Westindien
- Kirsten Boie: Linnea schickt eine Flaschenpost
- Astrid Lindgren: Pippi in Taka-Tuka-Land (Kinderbuch)
- Klaus Kordon: Die Flaschenpost
- Walter Klier: Flaschenpost
- Christoph Meckel: Flaschenpost für eine Sintflut
- Enid Blyton: Fünf Freunde und die Flaschenpost
- Die drei Fragezeichen - Geheime Flaschenpost (Kids - Ratekrimis)
- Tove Jansson: Wer tröstet Toffel? (1960)
- Jussi Adler-Olsen: 'Erlösung.' Flaskepost fra P. 2009
Im Film
- Fritz Lang: Die Spinnen
- Walter Ulbrich: Zwei Jahre Ferien (1974)
- Message in a Bottle – Der Beginn einer großen Liebe
- Michael Herbig: Lissi und der wilde Kaiser
- Star Trek: Raumschiff Voyager: Flaschenpost
- Caprona - Das Vergessene Land
In der Musik
- Reinhard Mey: Studioalbum Flaschenpost mit dem gleichnamigen Lied aus dem Jahr 1998
- The Police: Message in a bottle
- Sandra Lüpkes: Strandgut- Die geheimnisvolle Flaschenpost
- Susan Schubert: Flaschenpost aus Hawaii
- In Extremo: Flaschenpost
Im Theater
- Sandra Lüpkes: Wiegand Wattwurm und die geheimnisvolle Flaschenpost, Kindermusical
Weitere Bedeutung
- Flaschenpost ist auch der Name einer deutschsprachigen Zeitung der Frauen in der Binnenschifffahrt e.V..
- One Person Librarians' Flaschenpost ist eine Publikation des Berufsverbandes Information Bibliothek
Siehe auch
- Zeitkapsel
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Spiegel-online, 13. April 2008
- ↑ Registernummer: 1166165. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 16. Juni 2012.
- ↑ http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1783/fernweh_zum_anfassen.html
- ↑ http://www.bild.de/news/ausland/guinness-rekorde/auf-shetlandinseln-25987828.bild.html
- ↑ Ausgegraben - Neues aus der Archäologie . Spiegel Online, 16. September 2012, abgerufen am gleichen Tage.