Frambösie
Klassifikation nach ICD-10 | |
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A66.0 | Primärläsion bei Frambösie |
A66.1 | Multiple Papillome und Krabbenframbösie |
A66.2 | Sonstige Hautläsionen im Frühstadium der Frambösie |
A66.3 | Hyperkeratose bei Frambösie |
A66.4 | Gummata und Ulzera bei Frambösie |
A66.5 | Gangosa |
A66.6 | Knochen- und Gelenkveränderungen bei Frambösie |
A66.7 | Sonstige Manifestationen bein Frambösie |
A66.8 | Latente Frambösie |
A66.9 | Frambösie, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Frambösie ist der Name einer in tropischen Regionen auftretenden, nicht-venerischen Infektionskrankheit. Die Krankheit leitet ihren Namen von dem französischen Wort für Himbeere, Framboise, ab. Dieser Name charakterisiert das Aussehen der Hautveränderungen, die von dieser Erkrankung hervorgerufen werden. Die Frambösie gehört zur Gruppe der tropischen Treponematosen.
Synonyme
- Framboesia tropica
- Polypapilloma tropicum
- Buba
- Himbeerseuche
- pian (franz.)
- pián (span.)
- bouba, piã (port.)
- Yaws (engl.)
Erreger
Erreger der Frambösie ist das Bakterium Treponema pertenue aus der Familie der Spirochäten. Die Übertragung selbst erfolgt vermutlich durch direkten Kontakt von Haut zu Haut oder Insektenstiche, meist schon in der frühen Kindheit oder bei Jugendlichen unter 15 Jahren der ärmeren Bevölkerungsschichten, mutmaßlich aufgrund der dort beengten Lebensverhältnisse.
Epidemiologie
Vor den breitflächig durchgeführten Therapiekampagnen der WHO in den 1950er-Jahren waren an die 50 bis 100 Millionen Menschen mit Treponema pertenue infiziert. In den 1980er-Jahren traten in der westlichen Hemisphäre weniger als 500 Fälle jährlich auf. Bei der letzten Schätzung der WHO 1995 ging man von 2 bis 5 Millionen Erkrankten aus. Seit einigen Jahren breitet sich diese Seuche der armen Landbevölkerung jedoch mangels hinreichender Prävention wieder aus, besonders in Afrika, Lateinamerika und Asien.[1] Aktuelle Zahlen zu Häufigkeit und Neuerkrankungen liegen nicht vor.
Symptome
Erstes Stadium
Nach einer Inkubationszeit von drei bis vier Wochen bildet sich meist am Unterschenkel, bei Kindern auch im Gesicht und bei stillenden Frauen auch an der Brust, als Primäraffekt eine schmerzlose, juckende, nässende „himbeerartige“ Papel − manchmal auch ein schmerzloses Ulcus − aus, das von einer regionalen Lymphknotenschwellung begleitet wird.
Zweites Stadium
Einige Wochen nach deren Abheilen treten im zweiten Stadium, dem sogenannten Sekundärstadium, generalisiert auch an Handflächen und Fußsohlen Papeln auf, die der Primärläsion ähneln, aber häufig superinfiziert werden.
Drittes Stadium
Im sogenannten Latenzstadium sind die Patienten für fünf bis zehn Jahre beschwerdefrei, Rezidive können allerdings auftreten.
Viertes Stadium
Das vierte oder „Tertiärstadium“ der Erkrankung ist durch Gummaartige Veränderungen an den Knochen sowie der Gelenke gekennzeichnet, die zu deren Zerstörung führen, so dass z. B. das Schienbein zur Säbelscheidentibia deformiert werden kann. Desgleichen kann es zur Bildung eines Wolfsrachen oder einer Sattelnase, wie etwa bei der Lues, kommen.
Therapie
Die Krankheit kann durch Antibiotika wie Penicillin mit guten Heilungsaussichten therapiert werden. Eine Studie in Papua-Neuguinea zeigte 2012, dass bei Kindern eine einzige Tablette des Antibiotikums Azithromycin so gut wirkt wie eine Penicillin-Injektion[2], was zukünftige Therapiemaßnahmen erheblich vereinfachen würde. Die WHO veröffentlichte eine Presseerklärung, dass sie ihre Strategie hinsichtlich dieser vernachlässigten Tropenerkrankung zu ändern prüfe.[3] Eine Neuauflage der Maßnahmen aus den 1950er-Jahren wird erwogen.
Literatur
- Yaws: A forgotten disease WHO Fact sheet N° 316, Januar 2012
- R. Amin et al.: Eradication of yaws Journal of Clinical Medicine and Research, Vol. 2(3) S. 49-54, März 2010
Weblinks
- Himbeerkrankheit leichter heilbar Deutschlandradio Kultur vom 17. Januar 2012:
Einzelnachweise, Fußnoten
- ↑ Ärzteblatt vom 30. Januar 2007: Rückkehr der Frambösie
- ↑ O. Mitjà et al: Single-dose azithromycin versus benzathine benzylpenicillin for treatment of yaws in children in Papua New Guinea [1] Published Online 11. Januar 2012 DOI:10.1016/S0140-6736(11)61624-3
- ↑ John Maurice: WHO plans new yaws eradication campaign The Lancet, Vol 379, Issue 9824, Pages 1377 - 1378, 14. April 2012 doi:10.1016/S0140-6736(12)60581-9