Galápagos-Riesenschildkröte
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Galápagos-Riesenschildkröte | ||||||||||||
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Galápagos-Riesenschildkröte (Chelonoidis nigra porteri) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Chelonoidis nigra | ||||||||||||
(Quoy and Gaimard, 1824) |
Die Galápagos-Riesenschildkröte (Chelonoidis nigra) gehört zur Gattung Chelonoidis aus der Familie der Landschildkröten (Testudinidae). Beschrieben sind 15 Unterarten, von denen jedoch fünf als ausgestorben gelten.
Beschreibung und Lebensweise
Verbreitung und Biotop
Die Galápagos-Riesenschildkröte lebt auf dem Galápagos-Archipel, einer Inselgruppe im Pazifischen Ozean. Auf den größeren Inseln mit üppiger Vegetation in regenfeuchten, höheren Regionen leben Unterarten mit kuppelförmigem Panzer, die sog. „Graser“. Auf den kleineren und flacheren Inseln, mit spärlicher Vegetation und sehr heißem, trockenen Klima, leben Tiere mit sattelförmigem Panzer. Inseln mit beiden Vegetationszonen werden von mehreren Unterarten bevölkert.
Die Unterart C. nigra abingdoni gilt seit dem 24. Juni 2012 als ausgestorben. Letzter Vertreter war Lonesome George, er starb mit ca. 100 Jahren im Galapagos-Nationalpark. Eine intensive Suche auf der Insel Pinta nach einem Geschlechtspartner förderte keine weiteren Exemplare dieser Unterart zu Tage (Pritchard 2004). Es bestand die Chance, auf der Nachbarinsel Isabela fündig zu werden, wo bereits einzelne Exemplare mit genetischen Merkmalen dieser Unterart entdeckt wurden.[1]
Die Vegetationsformen im Habitat der einzelnen Unterarten reichen von Dornenbüschen, Kakteen vor allem im küstennahen Tiefland, über Büsche und Laubwald bis hin zu tropischen Wäldern mit dichtem Unterwuchs in den höheren Regionen. Adulte Tiere halten sich bevorzugt in den Zonen mit üppiger Vegetation auf. Die Weibchen wandern jedoch zur Eiablage in die wärmeren Küstengebiete, in denen auch die Jungtiere aufwachsen.
Unterarten
- Wolf-Riesenschildkröte (C. nigra becki)
- San-Cristóbal-Riesenschildkröte (C. nigra chathamensis)
- Santiago-Riesenschildkröte (C. nigra darwini)
- Pinzón-Riesenschildkröte (C. nigra duncanensis / ephippium)
- Sierra-Negra-Riesenschildkröte (C. nigra guntheri)
- Española-Riesenschildkröte (C. nigra hoodensis)
- Darwin-Riesenschildkröte (C. nigra microphyes)
- Santa-Cruz-Riesenschildkröte (C. nigra porteri)
- Alcedo-Riesenschildkröte (C. nigra vandenburghi)
- Cerro-Azul-Riesenschildkröte (C. nigra vicina)
Ausgestorbene Unterarten
- Pinta-Riesenschildkröte; Sattelrückenform (C. nigra abingdoni), bis vor kurzem galt "Lonesome George" als letztes Individuum, aber es wurden weitere 17 Exemplare mit quasi identischen Genen auf der Insel Pinta (Galápagos) nachgewiesen.
- Floreana-Riesenschildkröte; Kuppelform († 1846) (C. nigra nigra)
- Fernandinha-Riesenschildkröte; Sattelrückenform († 1906) (C. nigra phantastica)
- Rabida-Riesenschildkröte; († um 1906) (C. nigra wallacei)
- Santa Fé-Riesenschildkröte; († um 1890) (unbenannt)
Unterart | Panzer | Vorkommen | Anzahl (2010) [2] |
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becki | Sattelrückenform | Wolf-Vulkan auf Isabela | 1139 |
chathamensis | intermediäre Form, Kuppelform | San Cristóbal | 1824 |
darwini | intermediäre Form | San Salvador | 1165 |
ephippium | Sattelrückenform | Pinzón | 532 |
guntheri | Kuppelform | Sierra-Negra-Vulkan auf Isabela | 694 |
hoodensis | Sattelrückenform | Española | 860 |
microphyes | Kuppelform | Darwin-Vulkan auf Isabela | 818 |
porteri | Kuppelform | Santa Cruz | 3391 |
vandenburghi | Kuppelform | Alcedo-Vulkan auf Isabela | 6320 |
vicina | intermediäre F, Kuppelform | Cerro-Azul-Vulkan auf Isabela | 2574 |
Infolge der Mitnahme verschiedener Unterarten auf andere Inseln im 19. Jahrhundert (durch Walfänger und Piraten) kam es zur Zeugung von Hybriden, also zur Vermischung verschiedener Unterarten (primär auf der Insel Isabela).
Abstammung
Zu der Frage, warum es Riesenschildkröten gerade auf abgelegenen und voneinander sehr weit entfernten Inselgruppen (Aldabra-Atoll, Seychellen und Galapagos) gibt, existieren zwei Theorien. Nach der einen haben sich kleinere, mit Treibgut angeschwemmte Tiere auf den Inseln zu Riesenformen entwickelt (Obst 1985). Die zweite besagt, dass diese Riesenformen auf den abgeschiedenen Inseln die letzten Überlebenden, möglicherweise sogar Verkleinerungsformen ihrer einst weltweit verbreiteten Arten sind (Pritchard 1996, Caccone 1999).
Tatsächlich ergaben Genanalysen, dass die nächsten Verwandten der Elefantenschildkröten oder Galápagos-Riesenschildkröten auf den Galapagosinseln (Chelonoidis nigra) die Patagonische Landschildkröte (Chelonoidis chilensis) aus Südamerika ist, während die nächsten Verwandten der Seychellen-Riesenschildkröten aus Madagaskar stammen und vermutlich von dort aus die Seychellen und die Maskarenen (Mauritius, Réunion und Rodrigues) besiedelt haben.
Ernährung
Je nach Unterart und Biotop ernähren sie sich von Gräsern, Kräutern, Kletterpflanzen, Büschen, Beeren, Flechten und Kakteen, vor allem Opuntien.
Je nach Ernährungsweise haben die Tiere im Laufe der Evolution verschieden geformte Panzer entwickelt, wobei Unterarten, die sich vorwiegend von Bodenbewuchs ernähren, einen kuppelförmigen Panzer aufweisen. Unterarten, die sich vorwiegend von Büschen und Opuntien ernähren, haben dagegen einen sattelförmigen Panzer, der größere Halsbewegungen und damit das Abfressen von Futter in größerer Höhe erlaubt.
Geschlechtsunterschiede und Fortpflanzung
Wie die kleineren Landschildkrötenarten weisen Riesenschildkröten einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. Männchen besitzen einen längeren Schwanz, sind größer und haben einen konkaven Bauchpanzer und einen flacheren Rückenpanzer als Weibchen. Meist weisen sie auch längere Fußnägel an den Hinterbeinen auf. Diese sekundären Merkmale treten erst im Vorfeld der Geschlechtsreife auf, bei der Galapagos-Riesenschildkröte ab einer Panzerlänge von 45–60 cm (gemessen über die Panzerwölbung, Mac Farland 1974). Die Geschlechtsreife wird mit 20–30 Jahren erreicht.
Die Paarungszeit liegt im Dezember bis August, zur Eiablage kommen die Weibchen aus den kühleren Hochlagen in die wärmeren Küstengebiete. Die Eiablagezeit beginnt Ende Juni und dauert bis zum November. Gelegt werden 4–17 Eier mit Gewichten zwischen 80 und 150 g. Die Inkubationszeit beträgt bis zu 250 Tage. Das Schlupfgewicht der Jungtiere liegt bei ca. 60–100 g. Sie können bis zu einem Monat in der Nisthöhle verbleiben, bis sie sich, meist nach einem Regen, gemeinsam an die Oberfläche graben.
Körpergröße, Höchstalter
Als Maximalgrößen für rezente frei lebende Unterarten auf Galápagos werden 80 cm Panzerlänge für Weibchen und 95 cm für Männchen angegeben (jeweils gebogene Panzerlänge, MacFarland 1974). Im Freiland gehaltene Tiere erreichten Panzerlängen von 134 cm (Stockmaß) und 290 kg. Das größte in Gefangenschaft lebende Männchen wog sogar 422 kg (Ebersbach 2001).
Galápagos-Riesenschildkröten werden oftmals sehr alt (vgl. Harriet, die im Juni 2006, im Alter von vermutlich 176 Jahren, starb).
Gefährdungssituation
Nach der Entdeckung der Galápagos-Inselgruppe wurden die Bestände sehr stark dezimiert und fünf der 15 bekannten Unterarten komplett ausgerottet. Geschätzt wird, dass in den letzten zwei Jahrhunderten 100.000 bis 200.000 Tiere getötet wurden. Bei den rezenten Unterarten wird der Bestand heute auf insgesamt 12.000 bis 15.000 Tiere geschätzt. Allerdings sind die Bestandszahlen sehr unterschiedlich auf die einzelnen Unterarten verteilt. Am zahlreichsten sind C. nigra vandenburghi, C. nigra porteri und C. nigra becki, mit jeweils noch wenigen Tausend adulten Exemplaren.
Die Galapagos-Riesenschildkröte ist deshalb auch in Anhang A des Washingtoner Artenschutzabkommens gelistet, der höchsten Schutzstufe. Auf den Inseln selber wird seit 1960 ein Artenschutzprojekt betrieben, die Charles Darwin Research Station, die inzwischen über 2500 Jungtiere nachgezogen und im Alter von 3–5 Jahren ausgewildert hat. Darüber hinaus sorgt die Station für die Eindämmung von Neophyten und Neozoen, die die größte Bedrohung der Artenvielfalt auf Galapagos darstellen. Für die Riesenschildkröten sind vor allem Schweine, Ziegen, Katzen und Ratten eine Bedrohung, denen Gelege und Jungtiere zum Opfer fallen, außerdem eingeschleppte Pflanzen, die einheimische Pflanzen verdrängen und auf diese Weise die Nahrungsgrundlage zerstören.
Galápagos-Riesenschildkröte (Chelonoidis nigra)
Quellenangaben
- ↑ http://www.netzeitung.de/wissenschaft/631790.html
- ↑ Die Anzahl basiert auf Angaben von: http://www.galapagospark.org/nophprg.php?page=parque_nacional_nativas_endemicas_tortugas
Literatur
- Ebersbach K. (2001): Zur Biologie und Haltung der Aldabra-Riesenschildkröte (Geochelone gigantea) und der Galapagos-Riesenschildkröte (Geochelone elephantopus) in menschlicher Obhut unter besonderer Berücksichtigung der Fortpflanzung. - Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover
- C. H. Ernst, R. W. Barbour (1992): Turtles of the World. New York City, ISBN 1-56098-212-8
- C. H. Ernst, R. G. M. Altenburg, R. W. Barbour (1999): Turtles of the World, Win/MAC CD , ISBN 3-540-14547-8
- M. Pfeiffer (2000): Langzeituntersuchungen zum Fortpflanzungsgeschehen bei Aldabra- und Galapagos-Riesenschildkröten (Geochelone gigantea und Geochelone elephantopus) anhand von Steroidanalysen im Kot und Verhaltensbeobachtungen, Dissertation, Universität Zürich , IDN 960035389
- Poznik Claudia (2002): Schutzprogramme für die Galápagos-Riesenschildkröten (Geochelone nigra,QUOY und GAIMARD 1824) auf Isabela. - TESTUDO (SIGS), 11(2)
- P. C. H. Pritchard (1996): The Galapagos Tortoises: Nomenclatural und Survival Status, Chelonian Research Monograph No. 1 Chelonian Research Foundation, Leominster (USA), ISBN 0-9653540-0-8
Weblinks
- Chelonoidis nigra in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Tortoise & Freshwater Turtle Specialist Group, 1996. Abgerufen am 11. Mai 2006.
- Chelonoidis nigra In: The Reptile Database