Geschichte Nordamerikas


Die Erstbesiedelung Amerikas wird derzeit heftig diskutiert. Es gibt einige Hinweise auf eine noch frühere als bisher angenommene Besiedlung Amerikas (Monte Verde, Pedra Pintada).

Auch die bisherige Theorie, nach der vor rund 14.000 Jahren die Besiedlung Amerikas ausschließlich über die Landbrücke zwischen Alaska und Sibirien erfolgte, ist inzwischen umstritten. Genetiker schätzen anhand von Erbgutanalysen die Ankunft der ersten Menschen aus Asien auf 22.000 bis 30.000 Jahre ein, möglicherweise mit Schiffen.

Präkolumbische Zeit

Die Besiedelung Amerikas geschah nach heutigem Stand der wissenschaftlichen Debatte am Ende der letzten Eiszeit (in Nordamerika als Wisconsin glaciation bezeichnet) über die damals noch existierende Landbrücke Beringia zwischen Sibirien und Alaska. Jüngere Funde, insbesondere am Buttermilk Creek Complex in Texas und in den Paisley-Höhlen in Oregon, belegen, dass die ersten Menschen entlang der Pazifikküste nach Süden zogen und von dort das Innere des Kontinents besiedelten.

Die älteste flächendeckende Kultur Nordamerikas war die Clovis-Kultur von ca. 11.600 bis ca. 10.700 v. Chr. Benannt wurde sie nach dem ersten Fundort Clovis, New Mexico. Typisch waren die sorgfältig bearbeiteten, meist kannelierten, Projektilspitzen.

Als Nachfolger der Clovis-Kultur, gilt die Folsom-Kultur, ca. 10.500–9000 v. Chr., bzw. der Folsom-Komplex, dem mehrere Traditionen zugeordnet werden (Hells Gap, Midland, Agate Basin).

Als letzte, wenn man so will, paläo-indianische Kultur, trat der Plano-Kultur (-Komplex), die Nachfolge der Folsom-Kultur an. Mit Ihren verschiedenen Ausprägungen (Alberte, Cody, Frederick, Eden, Scotssbluff), dauerte sie von 9200 bis 8500 v. Chr.

Die größte vorkolumbische Siedlung nördlich von Mexiko ist Cahokia Mounds. Hauptsächlich besiedelt im Zeitraum von 700 bis 1400 n. Chr. deckte sie nahezu 1600 Hektar ab. Die bäuerliche Gesellschaft hatte zu Spitzenzeiten ein Ausmaß von 10.000 bis 20.000 Einwohnern in den Jahren 1050 bis 1200.[1]

„Entdeckung“ Nordamerikas

Die Fahrt von Christoph Kolumbus nach Amerika im Jahre 1492 gilt offiziell als Entdeckung (Mittel-)Amerikas auch wenn sich dieses Faktum mittlerweile erwiesenermaßen als falsch herausgestellt hat. Seefahrer der Wikinger haben den amerikanischen Kontinent schon einige hundert Jahre früher bereist und es gilt als wahrscheinlich, dass auch andere Seefahrer die Reise über den atlantischen Ozean geschafft haben, bevor Kolumbus in See stach.

Kolonialzeit

Vor der Ankunft Kolumbus 1492 besaß Nordamerika womöglich mehr Einwohner als das damalige Europa. Die Bevölkerungszahl wird von Anthropologen und Archäologen auf bis 112 Millionen Menschen geschätzt. Auch vermutet man eine ähnlich alte und reichhaltige Kultur wie in Europa.

Bei der europäischen Eroberung Nordamerikas taten sich vier Staaten hervor, denen jeweils ein besonderer Vorteil die Inbesitznahme erleichterte:

  • England hatte einen, auch religiös begründeten, Auswanderungsdruck und konnte so zahlenmäßig die größte Gruppe stellen.
  • Frankreich verfügte über ein besonderes Geschick im Umgang mit der indianischen Urbevölkerung, was später auch zur einzigen Mischethnie den Métis führte.
  • Die Niederlande verfügten über die nötigen finanziellen Mittel, Kolonien in Nordamerika zu gründen.
  • Spanien hatte bedingt durch die Rekonquista ein enormes militärisches Potenzial und Kampferfahrung.

Der spanische Eroberer Hernando de Soto berichtet auf seiner Goldsuche ab 1539 von einem mit Indianern dicht bevölkerten Land, die in tausenden von Kanus die Flüsse entlangpaddelten und die Felder mit Mais bestellten. Das ganze Land war mit Städten durchzogen, die auch Ausmaße der damaligen Städte wie Madrid oder London hatten. Der Großteil der Bevölkerung lebte auf Farmen, sie hatten Tiergehege, Obstgärten und Teiche.

Kurz nach der Entdeckung betrieben die indianischen Besiedler der Atlantikküste regen Handel mit den europäischen Kolonisten. Erste Versuche der Europäer, Siedlungen zu gründen, wurden von den Indianern mit Pfeil und Bogen niedergeschlagen. Das zeitraubende Stopfen der Musketen erwies sich als Nachteil.

1604 teilt der König von England Jakob I. seine Nordamerikanischen Kolonien wie folgt ein: Das Gebiet vom 1. bis zum 41. nördlichen Breitengrad soll die Virginia Company of London besiedeln, das Gebiet vom 41. bis zum 45. Grad die Plymouth Company. 1607 gilt als Gründungsjahr der ersten dauerhaften Kolonie englischer Siedler an der Ostküste Amerikas. Es kam zum Zusammenprall dreier Kulturen: indianische Ureinwohner, weiße Siedler und Sklaven aus Afrika. In diesem Jahr landeten die ersten Siedler aus England in Jamestown, 1620 folgten die (heute bekannteren) Pilgerväter mit der Mayflower im heutigen US-Staat Massachusetts. Diese konnten direkt in den verlassenen Indianersiedlungen Unterschlupf finden. Auch waren die Küstenindianer nun bereit zu kooperieren und ließen sie mit Plymouth das Einfallstor der Engländer nach Nordamerika gründen.

Im Jahr 1616 wurden Krankheitserreger wie Pocken-, Hepatitis- und Masernviren von Schiffbrüchigen eingeschleppt, als die Ureinwohner sie aufnahmen. Rund 90 Prozent der indigenen Bevölkerung erlagen während der folgenden drei Jahre den Krankheiten. Millionen von Indianern starben an tödlichen Keimen aus Europa. Dies führte zur Entvölkerung weiter Teile Nord- und Südamerikas, bevor die ersten weißen Siedler ankamen.

Das bekannte Verdikt des US-Historikers George Bancroft, Nordamerika sei „eine unproduktive Einöde“ und die Indianer nichts anderes als „ein paar verstreute Stämme schwächlicher Barbaren“ gewesen, gilt als veraltet. Man urteilte zunächst nach dem Bild, das sich den ersten Siedlern nach den Krankheitswellen zeigte. Es überlebten nur wenige Ureinwohner, die die ersten Amerikaner jedoch als tumbe Jäger und Sammler ansahen. Erste europäische Reisende (der Brite William Wood, 1634) bezeichneten die Ureinwohner jedoch auch als hübsche und liebenswürdige Menschen, die zudem sehr viel hygienischer lebten als die Europäer seiner Zeit.

Unter Dezimierung der Indianer um 90 % in den ersten 100 Jahren nach der Besiedlung und Preisgabe moralischer wie christlicher Werte kam es zum „Sieg“ der europäischen Kultur und zur Gründung von 13 britischen Kolonien an der amerikanischen Ostküste (New Hampshire, Massachusetts, Connecticut, Rhode Island, New York, New Jersey, Delaware, Maryland, Pennsylvania, Virginia, North Carolina, South Carolina, Georgia). Diese Kolonien waren untereinander unabhängig, jedoch dem Mutterland, England, untergeordnet. Sie erhielten ihren Verfassungsstatus durch einen sogenannte Charter. Dieser sprach sie entweder einer Siedlungsgesellschaft (corporate charter), einem Privateigentümer (proprietary charter) oder der Krone selbst zu (Kronkolonie). Dieser Status änderte sich in vielen Fällen während der Kolonialzeit.

Siehe auch

  • Geschichte der First Nations

Einzelnachweise

  1. http://cahokiamounds.org/learn/ Offizielle Website des Weltkulturerbes Cahokia (englisch)

Weblinks

Commons: History of North America – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien