Glomerulonephritis


Unter einer Glomerulonephritis (griech. Nephros, Niere; -itis, Entzündung) wird in der Medizin die Entzündung der Nierenkörperchen (Glomeruli) in der Niere bezeichnet. Es werden verschiedene Formen der Glomerulonephritis unterschieden, die in ihrer Gesamtheit zu den häufigsten Ursachen der chronischen Niereninsuffizienz gehören. Die Glomerulonephritiden sind eine Untergruppe der glomerulären Erkrankungen (Glomerulopathien).

Formen

Man unterscheidet primäre und sekundäre Glomerulonephritiden. Während die sekundären Glomerulonephritiden auf eine Erkrankung außerhalb der Nieren oder generalisierte Erkrankungen zurückzuführen sind, wie zum Beispiel Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Medikamente usw., handelt es sich bei den primären Glomerulonephritiden um Autoimmunerkrankungen, deren Ursachen noch weitgehend unbekannt sind.

Glomeruläre Minimalläsionen (Minimal Change Glomerulopathie) und primäre Formen der fokalen und segmentalen Glomerulosklerose, können nicht als Glomerulonephritiden angesehen werden, da ihnen charakteristische Merkmale einer Entzündung (-itis) fehlen.

Daneben gibt es interstitielle Nierenerkrankungen sowie degenerative Veränderungen der Glomerula bei Systemerkrankungen (Diabetes mellitus, Amyloidose), die wie die Glomerulonephritiden schließlich zu Glomerulosklerose führen.

Glomerulonephritiden

Feingewebsschnitt einer extrakapillär proliferativen Glomerulonephritis, die sich klinisch als rapid progressive Glomerulonephritis manifestiert hat
  • mesangioproliferative Glomerulonephritis, mit der häufigsten Sonderform IgA-Nephritis
  • membranöse (epimembranöse) Glomerulonephritis
  • membranoproliferative Glomerulonephritis Typ I, Typ II und Typ III
  • nekrotisierende Glomerulonephritis, klinisch als rasch progressive Glomerulonephritis bezeichnet
  • fibrilläre Glomerulonephritis
  • immunotaktoide Glomerulonephritis
  • postinfektiöse oder besser infektionsassoziierte Glomerulonephritis, meist als Poststreptokokken-Glomerulonephritis

Glomeruläre Minimalläsionen (Minimal Change Glomerulopathie) und primäre Formen der fokalen und segmentale Glomerulosklerose werden nicht zu den Glomerulonephritiden gerechnet, da bei diesen Erkrankungen keinerlei Anzeichen für eine primäre Entzündung der Glomeruli beobachtet werden können.

Symptome

  • Glomerulonephritiden äußern sich zumeist als nephritisches Syndrom (Hämaturie, Proteinurie, Nierenfunktionseinschränkung) oder nephrotisches Syndrom (Proteinausscheidung im Urin >3,0 bis 3,5 g/d bei Erwachsenen, Hypalbuminämie, Hyperlidpidämie, Thromboseneigung, Ödeme). Es ist dabei keinesfalls richtig, dass sich chronische Glomerulonephritiden stets mit einem nephrotischen Syndrom äußern und akute stets mit einem nephritischen Syndrom. Das nephrotische Syndrom tritt meist bei einer membranösen Glomerulonephritis und bei membranoproliferativen Glomerulonephritiden auf (letztere auch oft mit Hämaturie). Mesangioproliferative Glomerulonephritiden äußern sich meist als nephritisches Syndrom. Extrakapillär proliferative Glomerulonephritiden meist als rapid progressive Glomerulonephritis mit Hämaturie, Proteinurie und sich rasch verschlechternder Nierenfunktion.

Durch Serumuntersuchungen lässt sich die genaue Diagnose eingrenzen, die definitive Diagnose ist nur durch eine Nierenbiopsie möglich.

Diagnose

Der Verdacht auf eine Glomerulonephritis ergibt sich anhand der Labordiagnostik von Blut und Urin. Meist sollte eine Nierenbiopsie zur definitiven Diagnostik angestrebt werden. Ausnahmen bilden selbstlimitierende Formen, wie eine Poststreptokokken-Glomerulonephritis, die sich relativ sicher aus einer Blutuntersuchung bestimmen lässt. Aus der feingeweblichen Untersuchung des Biopsates lassen sich Schlussfolgerungen für die Therapie und die Prognose ziehen.

Therapie

Je nach Form der Erkrankung variieren auch die Behandlungsmethoden.

Bei der sekundären Form führt meist die Behandlung der eigentlichen Grunderkrankung zum Erfolg. Bei der primären Glomerulonephritis kommt eine langwierige Behandlung mit immunabschwächenden Medikamenten (z. B. Cortison, Cyclophosphamid, Mycophenolatmofetil und eventuell Azathioprin) zum Einsatz.

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