HIV-Test


Ein HIV-Test ist ein Verfahren, mit dessen Hilfe festgestellt werden kann, ob eine Person oder eine Blutspende mit dem Humanen Immundefizienzvirus (HIV) infiziert ist. Mit Hilfe von HIV-Tests kann die Infektion in Serum, Plasma, Speichel oder Urin festgestellt werden. Sie detektieren Antikörper, Antigene oder RNA von HIV.

Bei HIV-Tests werden Suchtests und Bestätigungstests unterschieden. Ziel eines Suchtests (z. B. ELISA-Suchtest) ist es, möglichst alle infizierten Personen zu erkennen. Dabei wird in Kauf genommen, dass auch einige nicht-infizierte Personen fälschlicherweise positiv (Anti-HIV reaktiv) getestet werden. Dementsprechend brauchen Suchtests eine hohe Sensitivität, haben aber eine relativ niedrige Spezifität.

Wird eine Person im Suchtest positiv getestet, so ist in vielen Ländern ein Bestätigungstest (in Deutschland und den USA: Western-Blot-Bestätigungstest) vorgeschrieben, um eine falsch-positive Diagnose zu verhindern. Ein Bestätigungstest braucht daher eine höhere Spezifität als ein Suchtest.

HIV-Tests werden meist in einem Labor durchgeführt. Seit einigen Jahren existieren auch Point-of-Care-Tests, die nach Hinzugabe von Blut bereits nach einer halben Stunde ein Ergebnis anzeigen. Schnelltests werden in Entwicklungsländern eingesetzt, denen es an gut ausgestatteten Labors fehlt, und in Situationen, bei denen es auf ein schnelles Ergebnis ankommt, z. B. für die Entscheidung einer Postexpositionsprophylaxe nach Nadelstichverletzungen.

Schnelltests mit Beratung und Ergebnis nach 30 Minuten bieten inzwischen auch die Aidshilfen in vielen Großstädten an (Berlin, Frankfurt, Köln, Wien usw.).[1]

ELISA-Suchtest

Serologischer Verlauf einer unbehandelten HIV-Infektion. Nach Infektion werden mit einer Latenzzeit von einigen Wochen Antikörper gebildet. Mit zunehmender Immunschwäche kommt es im späteren Verlauf zum Wiederanstieg des Virusprotein p24 ("p24-Antigen")

Funktionsweise des ELISA-Tests

Der Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA) ist die gängigste Verfahrensweise, um HIV im menschlichen Körper nachweisen zu können. Patienten, die in Deutschland um Abklärung bezüglich einer HIV-Infektion bitten, werden – sofern sie nicht auf eine andere Untersuchungsmethode bestehen – mittels ELISA getestet. Vom Zeitpunkt der Blutabnahme bis zum Eintreffen der Laborergebnisse beim Hausarzt des Patienten vergehen in etwa 3–4 Arbeitstage.

Die ELISA-Tests bis einschließlich der 3. Generation können nur Antikörper gegen HIV-1 und HIV-2 nachweisen, nicht jedoch das Virus selbst. Da der Körper für die Produktion dieser Antikörper im Rahmen einer Immunantwort jedoch mehrere Wochen braucht, kann man erst 12 Wochen nach einer möglichen Infektion mit HIV davon ausgehen, dass der Test bei fast allen Infizierten positiv ausfällt. Diesen Zeitraum zwischen möglicher Ansteckung und sicherem Nachweis der Antikörper nennt man diagnostische Lücke.

ELISA-Tests der 4. Generation (seit 1999) können auch das sogenannte p24-Antigen im Blut nachweisen, ein Protein, das sich in der Umhüllung (Kapsid) von HIV-1 befindet. Dieses findet sich schon vor Bildung der HIV-Antikörper im Blut, wodurch die diagnostische Lücke zumindest in Hinsicht auf HIV-1 verkürzt werden soll.

Der ELISA besitzt eine eingeschränkte Spezifität, das heißt, dass bei einigen Probanden falsch-positive Ergebnisse ermittelt werden. Deswegen wird bei einem positiven Ergebnis im ELISA-Test zusätzlich ein Bestätigungstest mittels der aufwändigeren Western-Blot-Methode (genauer gesagt Immunoblot) durchgeführt. Nur wenn auch dieser positiv ist, wird dem Patienten das Ergebnis „HIV-positiv“ mitgeteilt.

Technische Durchführung eines ELISA-Tests (im Labor)

Bei der Durchführung des Tests werden so genannte Elisa-Testplatten verwendet. Eine Testplatte(Wellplatte) besteht aus bis zu 96 kleinen Näpfen(Wells), in denen die HIV-Proteine auf dem Trägermaterial fixiert wurden. Von der zu testenden Blutprobe werden die Blutzellen abgetrennt und die verbleibende gelblich-klare Flüssigkeit, das so genannte Serum, in eines der Näpfchen der Testplatte gegeben (meist verdünnt). Wenn Antikörper im Serum vorliegen, die vom Immunsystem eines HIV-Infizierten gebildet wurden, heften diese sich an die HIV-Proteine. Nach weiteren Arbeitsschritten verbleibt in den Näpfen von HIV-negativen Personen eine glasklare Flüssigkeit und bei HIV-infizierten Menschen eine gefärbte Flüssigkeit. Der Test wird maschinell und immer im Vergleich zu HIV-positiven und HIV-negativen standardisierten Seren abgelesen.

Vorteile des ELISA

Der ELISA-Test ist eine relativ kostengünstige und einfache Möglichkeit, das HI-Virus nachzuweisen. Der Test kostet beim Hausarzt ca. 20–25 Euro (Stand 2010), wobei viele Gesundheitsämter solche Tests auch kostengünstiger oder kostenlos anbieten. Wird der ELISA-Test mit ausreichendem zeitlichen Abstand nach dem letzten Risikokontakt durchgeführt, sind die Ergebnisse äußerst genau.

Nachteile des ELISA

Der größte Nachteil des ELISA-Test liegt darin, dass eine nahezu hundertprozentige Ausschlusswahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion im Regelfall erst nach 12 Wochen gegeben ist. Dies bedeutet, dass ELISA-Tests die vor Ablauf der 12-Wochen-Frist durchgeführt werden, eine ggf. vorhandene HIV-Infektion nicht erkennen, da noch nicht genügend HIV-Antikörper im menschlichen Organismus produziert worden sind. Beim ELISA-Test ist die „diagnostische Lücke“ (Zeitraum bis zum sicheren Nachweis der Infektion) also relativ groß (→ Gefahr eines “falsch-negativen“ Ergebnis). Dies gilt insbesondere bei HIV-2, da bei dieser Spezies statt dem p24-Antigen (welches mit ELISA/4.Generation nachgewiesen werden könnte) das p26-Antigen auftritt. Ein p26-Abgleich ist im ELISA/4.Generation jedoch nicht enthalten.

Es gelten bei Nutzung von ELISA-Tests der 3. Generation (bei Infizierten) folgende Nachweiswahrscheinlichkeiten:[2]

  • Nach 4 Wochen liefert der Test in 60 bis 65 % der Fälle ein korrektes Ergebnis.
  • Nach 6 Wochen in 80 %
  • Nach 8 Wochen in 90 %
  • Nach 12 Wochen in 95 % (andere Quellen sprechen von 99 %)

Die aktuellste Information auf den Seiten des Robert-Koch-Instituts (Diagnostik) mit dem Stand vom März 2011 besagt, dass man heutzutage mit einem negativem Antikörpertest nach 3 Monaten eine Infektion mit großer Sicherheit ausschließen kann [3]

Grundsätzlich gilt: Je länger der Zeitraum zwischen möglicher Ansteckung und Test, umso größer ist seine Aussagekraft.

Zweite diagnostische Lücke bei ELISA-Test der 4. Generation möglich

Um die diagnostische Lücke zwischen einem Risikokontakt und dem Nachweis der Infektion zu verkürzen, wurde die ELISA-Nachweismethode dergestalt weiterentwickelt, dass bei Tests der 4. Generation neben dem reinen Antikörpernachweis nun auch noch ein HIV-1-p24-Antigen-Nachweis beinhaltet ist. Da das HIV-1-p24-Antigen bereits zu einem Zeitpunkt nachweisbar ist, zu welchem ein reiner Antikörpertest noch nicht anschlagen würde, kann somit im Regelfall eine HIV-1-Infektion früher ermittelt werden. Beachtet werden muss jedoch, dass das HIV-1-p24-Antigen nur für ca. 4 Wochen im Körper nachweisbar ist. Dies ist im Normalfall nicht weiter nachteilig, da sich die Nachweisbarkeit des HIV-1-p24-Antigen und die Nachweisbarkeit von HIV-Antikörpern zeitlich überschneiden, so dass die Kombinationstests (ELISA/4. Generation) entweder auf den einen oder auf den anderen, oder aber auf beide Bestandteile ansprechen. In Einzelfällen ist es jedoch vorgekommen, dass das p24-Antigen bereits wieder unter die Nachweisgrenze von HIV-Tests der 4. Generation zurückgegangen war, während die HIV-Antikörper die Nachweisgrenze noch nicht überstiegen hatten. Es hatte sich somit eine zweite diagnostische Lücke aufgetan, also ein Zeitraum, zu welchem das HIV-1-p24-Antigen nicht mehr, die HIV-Antikörper jedoch noch nicht nachweisbar war. Wurde nun in dieser Zeit eine Blutprobe entnommen und mittels ELISA (4. Generation) getestet, so wurde fälschlicherweise bei diesen Patienten ein falsch-negatives Ergebnis ermittelt. Von Seiten der Testhersteller wurden bereits Anstrengungen unternommen, die „zweite diagnostische Lücke“ zu schließen.

Genauigkeit des ELISA-Test

Die Sensitivität des ELISA-Test wird mit 99,9 % angegeben. Dies bedeutet, dass von 1000 HIV-positiven Patienten 999 als solche erkannt werden und einer ein falsch-negatives Ergebnis erhält. Die Spezifität beträgt 99,8 %. Dies bedeutet, dass von 1000 nicht HIV-Positiven 998 ein korrektes, negatives Ergebnis erhielten und 2 ein falsch-positives Ergebnis (Gedankenmodell zur Verdeutlichung: Würde jeder der 80 Mio. Einwohner Deutschlands sich testen lassen, bekämen bei alleiniger Anwendung des ELISA-Tests 160.000 Menschen ein falsch-positives Ergebnis; zum Vergleich sind etwa 78.000 tatsächlich mit HIV infiziert). Der positive prädiktive Wert, also die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person mit positivem Test wirklich infiziert ist, hängt von der Prävalenz in der getesteten Gruppe ab und kann somit nicht allgemein angegeben werden. Bei niedriger Prävalenz, wie z. B. bei Personen ohne Risikofaktoren, liegt er mit unter 50 % deutlich unter der Spezifität. Liegen hingegen Risikofaktoren vor, steigt der Wert schnell an und erreicht Werte nahe der Spezifität (zur Bewertung eines Testergebnisses siehe auch: Beurteilung eines Klassifikators). Falsch-positive Mitteilungen an Patienten werden durch den nachfolgend beschriebenen Western-Blot-Bestätigungstest jedoch nahezu vollständig vermieden.

Sonstiges zum ELISA

Der HIV-Suchtest ist auch in großen klinisch-chemischen Laborautomaten durchführbar. Es werden dann etwa abweichende Verfahren eingesetzt, z. B. der Chemilumineszenz-Immunassay (ChLIA) oder der Mikropartikel-Enzym-Immunassay (MEIA). Aussagekraft und Beschränkungen sind aber dem ELISA vergleichbar.

Western-Blot-Bestätigungstest

Sofern ein ELISA-Suchtest positiv oder grenzwertig ausgefallen ist und somit ein erstes Indiz auf eine vorhandene HIV-Infektion vorliegt, wird seitens des Labors zur Bestätigung ein zweiter Antikörper-Test durchgeführt. Ein positives Ergebnis wird dem Patienten nur mitgeteilt, wenn auch der Western Blot positiv ist. Dieser routinemäßige Bestätigungstest wird mittels der aufwändigeren Western-Blot-Methode (genauer gesagt Immunoblot), ebenfalls einem Antikörpertest, durchgeführt. Hierzu wird eine Reihe unterschiedlicher HIV-Proteine auf einen Teststreifen als Trägermaterial nebeneinander aufgebracht. Der Streifen wird in eine weitere verdünnte Serumprobe eingelegt. Wenn Antikörper gegen HIV vorhanden sind, heften sich diese an die Virusproteine. Nach weiteren Arbeitsschritten werden dunkle Striche auf dem Teststreifen sichtbar. Sie zeigen an, gegen welche Virusproteine der Mensch Antikörper gebildet hat. Nach WHO-Empfehlung wird die Diagnose ‚HIV-positiv‘ auf Grund von Antikörpern gegen zwei verschiedene Virusproteine gestellt. Auf diese Weise wird der zuvor positive oder grenzwertige Suchtest widerlegt oder bestätigt und eine noch größere Spezifität (ca. 99,9996 %) erreicht.[4] Trotzdem bleibt bei niedrigem Ansteckungsrisiko das Risiko eines falsch-positiven Testergebnisses, weshalb der HIV-Test nicht als allgemeiner Screeningtest durchgeführt wird (siehe Berechnungsbeispiel Screeningtest).

RT-PCR-Test

Funktionsweise des PCR-Test

Das RT-PCR-Verfahren ist eine der genauesten Untersuchungsmethoden auf HIV-Infektionen, zugleich aber auch eine der teuersten. Im Gegensatz zum ELISA-Test werden nicht HIV-Antikörper, sondern die HI-Viren selbst nachgewiesen, indem direkt auf spezifisch virale Nukleinsäuresequenzen geprüft wird. Dabei wird im ersten Schritt durch reverse Transkriptase (RT) virale RNA in cDNA umgewandelt. Im Rahmen der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wird diese cDNA anschließend vervielfältigt. Da die Vervielfältigung exponentiell verläuft, lassen sich bei quantitativen PCR-Tests auch Aussagen über die ursprüngliche Viruskonzentration der Probe treffen, wobei der durch die kommerziellen Labortests abgedeckte Messbereich 40 Kopien/ml bis 10.000.000 Kopien/ml Blut umfasst. Fällt ein solcher Test negativ aus, so liegt entweder keine HIV-Infektion vor oder aber die Virus-Last ist geringer als 20 Kopien/ml. Da gerade in der Anfangsphase einer HIV-Infektion aufgrund der noch fehlenden körpereigenen Antikörper eine außerordentlich hohe Viruskonzentration vorliegt, ist ein negativ verlaufender PCR-Test, der mindestens 15 Tage nach dem Risikokontakt durchgeführt wurde, in der Regel als eindeutiges Zeichen für das Nichtvorhandensein einer HIV-Infektion zu werten.

Der PCR-Test dauert etwa 5,5 Stunden. Vom Zeitpunkt der Blutentnahme bis zur Ergebnisübermittlung vergehen daher im Regelfall 1–2 bzw. 3–4 Werktage, je nachdem, ob die Blutentnahme direkt im Labor oder beim behandelnden Arzt stattgefunden hat. Das PCR-Verfahren wird bei Infizierten standardmäßig zur Überwachung der antiretroviralen Therapie eingesetzt und findet ferner auch im Blutspendewesen Anwendung. Außerdem wird der PCR-Test bei Verdacht auf eine akute HIV-Infektion bei der Aufnahme in der Rettungsstelle standardmäßig durchgeführt.

PCR-Tests begleitend zur antiretroviralen Therapie

Um den Verlauf und den Erfolg der antiretroviralen Therapie (Hochaktive antiretrovirale Therapie, abgekürzt HAART) beobachten zu können, wird das PCR-Verfahren verwendet. Durch regelmäßige Bluttests wird die Entwicklung der Virus-Last im Blut des Infizierten abgeklärt. Ziel der HAART ist es, die Virus-Last unter die Nachweisgrenze zu drücken.

PCR-Tests im Blutspendewesen

Bei Blut- und Plasmaspenden werden obligatorisch PCR-Tests durchgeführt, um positive Spenden auszusondern.

PCR-Test zur Diagnose

Zur Diagnose einer HIV-Infektion sollten qualitative PCR-Tests verwendet werden, da diese methodisch einfacher sind und daher auch bei HIV-Subtypen und -Stämmen ansprechen können, bei denen ein quantitativer HIV-Test eventuell negativ ausfällt. Wie im Abschnitt ‚Nachteile‘ zu lesen, müssen die Kosten dafür oft selbst getragen werden. Aufgrund der sehr geringen HIV-2-Verbreitung in Mitteleuropa (siehe Abschnitt ‚Nachteile‘) ist ein HIV-1-PCR-Test in aller Regel ausreichend – es sei denn, der Spender hatte eine bekannte HIV-2-Infektion oder der Risikokontakt fand nicht in Mitteleuropa, sondern in Westafrika statt. Der qualitative PCR-Test kann schon 15 Tage nach dem Risikokontakt durchgeführt werden, weil er bereits zu diesem Zeitpunkt eine zuverlässige Erkennungswahrscheinlichkeit gewährleistet.

Vorteile des PCR/RT-PCR-Verfahrens

Das PCR/RT-PCR-Verfahren weist im Gegensatz zum ELISA-Verfahren eine kleinere diagnostische Lücke auf, da bereits 15 Tage nach einem Risikokontakt eine Aussage über eine mögliche HIV-Infektion gemacht werden kann.[5] Das PCR-Verfahren weist eine sehr hohe Spezifität von 100 % und die beste Sensitivität aller HIV-Tests mit einer unteren Nachweisgrenze von 40 Kopien/ml (95 % Sensitivität) auf, die ab 75 Kopien/ml eine annähernd 100 %ige Detektion erlaubt.[6] Der Vorteil einer frühzeitigen Erkennung einer HIV-Infektion liegt in der vermuteten positiven Wirkung, die einem Behandlungsbeginn noch im Verlauf der akuten HIV-Infektionsphase zugeschrieben wird.

Nachteile des PCR/RT-PCR-Verfahrens

Ein freiwilliger HIV-Test per PCR/RT-PCR-Verfahren muss vom Patienten selbst bezahlt werden. Die Kosten betragen etwa 100 bis 150 Euro je HIV-Typ (Stand 2008). Neben dem in Deutschland weit verbreiteten HIV-1 mit ca. 99,7 % aller hiesigen HIV-Infektionen kann ergänzend auch auf das deutlich seltenere HIV-2 getestet werden (nur 100 bestätigte Fälle in Deutschland, Stand Oktober 2007 [7]).

HIV-Tests bei Neugeborenen

Bei Neugeborenen hat ein Antikörper-Test keine Aussagekraft, da die IgG-Antikörper der Mutter durch die Plazenta in das Blut des Kindes gehen, und daher ein falsch positives Testergebnis entsteht. Kommerziell erhältliche Tests zum Nachweis von IgM- oder IgA-Antikörpern, welche vom Kind gebildet werden, sind noch nicht vorhanden. Daher ist die gängige Untersuchungsmethode bei Neugeborenen und Säuglingen die RT-PCR.

Sonstiges

Mittlerweile werden zunehmend auch solche Nachweismethoden zum diagnostischen Standard, welche Resistenzen in den Virusstämmen gegen antiretrovirale Therapien anzeigen.

Die absolute Nachweisgrenze von HIV liegt bei 50 Viren je µl Blut. [8]

Point-of-Care-Tests

In bestimmten Situationen kann eine schnelle Abklärung einer bestehenden HIV-Infektion sinnvoll sein. Ein Beispiel hierfür ist ungewollter Blutkontakt während eines chirurgischen Eingriffs, etwa wenn der operierende Arzt sich an einer Nadel sticht und der HIV-Status des Patienten unbekannt ist. Die Feststellung einer HIV-Infektion beim Patienten innerhalb der ersten Stunden nach dem Blutkontakt können den Erfolg einer HIV-Postexpositionsprophylaxe positiv beeinflussen. Der Schnelltest liefert bereits nach wenigen Minuten ein Ergebnis, wobei die Chance auf ein falsch-positives Ergebnis höher ist als bei anderen Testmethoden. Fällt das Ergebnis grenzwertig oder positiv aus, wird immer ein weiterer, aufwendigerer Test zur Absicherung durchgeführt.

Solche Testverfahren werden „point-of-care“-Tests, Heimtests, „bedside“-Tests oder „rapid/simple test devices“ genannt. Sie basieren auf einem der vier immundiagnostischen Prinzipien Partikel-Agglutination, Immunodot (Dipstick), Immunofiltration oder Immunchromatografie.

Hintergrund der Entwicklung von Point-of-Care-Tests war die Notwendigkeit, auch in Ländern mit schlechter medizinischer Infrastruktur, wie beispielsweise in weiten Teilen Afrikas, eine Möglichkeit zu schaffen, HIV-Infektionen rasch nachweisen zu können. Als größter Auftraggeber von Point-of-Care-Tests gilt die UN, die diese millionenfach in afrikanischen Ländern verteilt.

Technische Durchführung eines Point-of-Care-Tests

Der Patient sticht sich – mittels eines im Test-Set enthaltenen mechanischen Fingerstechers oder einer Lanzette – in eine seiner Fingerkuppen. Nun kann der Patient einen Bluttropfen in die Probenvertiefung des Testplättchens fallen lassen und gibt einen Tropfen Pufferlösung hinzu. Nach der vorgegebenen Zeit wird die Anzeige des Testplättchens überprüft. Erscheint lediglich ein Ausschlag im Kontroll-Bereich, so wurde der Test ordnungsgemäß durchgeführt und (noch) keine HIV-Infektion nachgewiesen. Erscheint sowohl ein Ausschlag im Kontroll-Bereich als auch im Test-Bereich, so wurde der Test ordnungsgemäß durchgeführt und der Test ist positiv.

Vorteile von Point-of-Care-Tests

Point-of-Care-Tests sind in vielen Ländern der Dritten Welt die einzige Möglichkeit für große Teile der Bevölkerung, überhaupt eine Nachweismöglichkeit bereitzustellen. Ferner entfällt aufgrund der schnellen Reaktionszeit (15 Min.), im Gegensatz zum klassischen Test im Labor, ein Warten auf die Laborergebnisse. Seit 2010 sind auch Point of Care Tests analog zum Elisa Test Generation 4 erhältlich. Hierbei wird zusätzlich zur Suche nach Antikörpern auch nach dem HIV-1-p24-Antigen gesucht, welches bereits 15 Tage bis spätestens 45 Tage nach einer möglichen Infektion durch den Test entdeckt werden kann.

Nachteile von Point-of-Care-Tests

Point-of-Care-Tests werden oft in Eigenleistung des möglicherweise Infizierten ohne Anwesenheit einer laborqualifizierten Person durchgeführt. Neben möglicher Fehler bei der Durchführung des Tests, steht der Patient dem, möglicherweise positiven, Testergebnis alleine gegenüber. In einer solchen Situation besteht die Gefahr, dass ein positiv Getesteter eine Kurzschluss-Handlung (z. B. Selbsttötung) begeht, da niemand da ist, der fachkundig berät. Da oft kein Bestätigungstest durchgeführt wird, bestehen weitere Gefahren. So kann ein falsch negatives Ergebnis zum unvorsichtigen Verhalten und damit zur Ansteckung weiterer Personen beitragen.

Da die meisten Point-of-Care-Tests lediglich auf Antikörpernachweis abzielen, benötigt man – analog einen ELISA-Test der 3. Generation – einen zeitlichen Abstand von mindestens 3 Monaten, um eine nahezu hundertprozentige Aussage bezüglich dem Ausschluss einer HIV-Infektion treffen zu können. Aktuelle Point-of-Care-Tests weisen auch Antikörper gegen HIV-2 nach. Lediglich ein Point of Care Test sucht auch nach dem HIV-p24 Antigen (Siehe Elisa Test Generation 4)

Heim-Tests werden in Swinger-Kreisen als vermeintlicher Nachweis eigener Gesundheit verwendet, um ungeschützten Sex praktizieren zu können. Hierbei wird die diagnostische Lücke oftmals unberücksichtigt gelassen, was zu einer weiteren Verbreitung von HIV führen kann.

Medizinische Fachkreise lehnen den freien Verkauf von HIV-Heimtests grundsätzlich ab, da solche Tests die weltweit anerkannten „VCT-Standards“ (Voluntary Counselling and Testing) nicht erfüllen, nach denen HIV-Tests nur freiwillig und im Kontext einer Beratungssituation durchgeführt werden sollen. Und schließlich ist im Gegensatz zur qualitätsgesicherten Anwendung der Schnelltests im Gesundheitswesen bei Heimtest keine entsprechende Qualitätskontrolle möglich[9].

Meldepflicht

In Deutschland wird dem feststellenden Arzt im Rahmen der Laborberichtspflicht empfohlen, eine HIV-Infektion anonymisiert dem Robert-Koch-Institut in Berlin zu melden. Eine HIV-Infektion ist in Österreich, im Gegensatz zur AIDS-Erkrankung, nicht meldepflichtig. Diese erfolgt an das Ministerium in anonymisierter Form.

Weblinks

Fußnoten

  1. http://www.hivandmore.de/hiv-test/teststellen/ Bundesweite Übersicht anonymer HIV Teststellen mit Adressen, Öffnungszeiten und Wartezeit zum Ergebnis
  2. FAQ des Robert-Koch-Instituts, Stand 25. November 2004
  3. HIV/AIDS - RKI-Ratgeber für Ärzte (HTML) Abgerufen am 19. Mai 2011.
  4. Kleinman et al: False-Positive HIV-1 Test Results in a Low-Risk Screening Setting of Voluntary Blood Donation. In: JAMA. 280. Jahrgang, Nr. 12, 1998, PMID 9757856, S. 1080–1085.
  5. Ruby Phelps et al.: Window-period human immunodeficiency virus transmission to two recipients by an adolescent blood donor. In: Transfusion. Bd. 44, Nr. 6, 2004, S. 929–933, ISSN 0041-1132.
  6. Roche Diagnostics: COBAS AmpliPrep, COBAS TaqMan HIV-1 Test. Die vollautomatisierte Bestimmung der HIV-1 Viruslast. Mannheim, 2005.
  7. Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin. HIV-Infektionen und AIDS-Erkrankungen in Deutschland. Berlin, 2007.
  8. Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V., Virus im Fadenkreuz. Innovative Therapien gegen AIDS, Berlin November 2008, S. 9.
  9. Entwurf zur Änderung des deutschen Medizinproduktegesetzes vom 18. Dezember 2008