HMS Beagle (1820)
Die HMS Beagle war eine britische 10-Kanonen-Brigg (ten-gun brig oder brig sloop) der Cherokee-Klasse. Das Schiff unternahm Vermessungsfahrten für die Royal Navy und wurde vor allem dadurch bekannt, dass Charles Darwin von 1831 bis 1836 an der zweiten Expedition der Beagle teilnahm. Die Beagle wurde für die Vermessungsfahrten ab 1826 zur Bark umgetakelt, jedoch z. B. von Darwin in seinem Reisebericht weiterhin als „ten-gun brig“ bezeichnet.
Geschichte
Die Beagle wurde 1817 geordert und im Juni 1818 in Woolwich auf Kiel gelegt. Am 11. Mai 1820 lief das Schiff vom Stapel (der Bau hatte 7.803 Pfund Sterling gekostet) und wurde anschließend sofort in Reserve gelegt. Im Mai des Jahres nahm die Beagle anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten für Georg IV. an einer Flottenparade teil und fuhr dabei als erstes Kriegsschiff überhaupt unter der alten London-Bridge hindurch. Bis 1825 lag die Beagle wiederum in Reserve und wurde dann zum Vermessungsschiff umgebaut. Unter anderem wurde sie mit einer kleinen Poop (ein Deckshaus achtern mit Oberlicht) versehen, in der die Karten gezeichnet werden konnten, und zur Bark umgetakelt, weil diese Takelage leichter und mit geringerer Besatzungsstärke zu handhaben war als die Briggtakelung. Außerdem wurde die Bewaffnung auf sechs Geschütze verringert. Der künftige Auftrag des Schiffs bestand in der Vermessung bislang schlecht kartographierter Küsten zunächst Südamerikas und später auch Australiens.
Von 1826 bis 1830 begleitete die Beagle eine Vermessungsreise an den Küsten Südamerikas. Die Leitung der Expedition hatte Phillip Parker King, der das Hauptschiff der Expedition, die HMS Adventure, kommandierte. Kommandant der Beagle war Pringle Stokes. Nach dessen Selbstmord übernahm vorübergehend Lieutenant Skyring das Kommando. Im Dezember 1828 kam in Rio de Janeiro Robert FitzRoy an Bord, der das Schiff bis zur Rückkehr 1830 kommandierte.
Im folgenden Jahr wurde die Beagle in England repariert und erneut umgebaut. Bei diesem Umbau legte Commander FitzRoy großen Wert darauf, das Schiff den Erfordernissen besser anzupassen. Die Beagle erhielt neuartige Blitzableiter an allen drei Masten und am Bugspriet, das Deck wurde um einige Zentimeter angehoben, um die Wohnbereiche darunter zu vergrößern und das Schiff durch etwas mehr Freibord „trockener“ zu machen. Um die Deviation der für die Vermessungsarbeiten wichtigen Kompasse zu vermindern, wurden die in dieser Hinsicht problematischen eisernen Geschütze durch bronzene ersetzt, außerdem erhielt die Beagle ein neues Ruder und ein neues Spill.
1831 stach die Beagle unter FitzRoy erneut mit dem Ziel Südamerika von Devonport aus in See, diesmal ohne die Adventure. Der Kommandant nahm auf eigene Initiative Charles Darwin als unbezahlten Naturforscher auf die Reise mit. Auf dieser Fahrt gewann Darwin die Erkenntnisse, aus denen er später seine Evolutionstheorie entwickelte; bedeutend dafür war der Besuch auf den Galápagos-Inseln 1835.
1836 kehrte die Beagle nach England zurück, unternahm dann in den Jahren 1837–1843 unter den Kommandanten John Clements Wickham und John Lort Stokes weitere Vermessungsfahrten, hauptsächlich in australischen Gewässern.
Ab 1847 wurde die Beagle zur Bekämpfung des Schmuggels als Wachtschiff mitten im Fluss Roach und 1850 nach Beschwerden lokaler Fischer an dessen Ufer verankert. Nach 1870 wurde der Wachtposten aufgehoben und das Schiff zum Abwracken verkauft. Im Jahre 2005 wurde am Ufer des Flusses Roach durch Bodenradar eine Struktur gefunden, bei der es sich um den Boden der Beagle handeln könnte.
Nach diesem Schiff ist der am 22. Januar 1908 von A. Kopff entdeckte Asteroid (656) Beagle benannt, sowie der Beagle-Kanal im Süden Feuerlands. Die verschollene Marssonde Beagle 2, deren Mission unter anderem die Suche nach Lebensspuren auf dem roten Planeten war, wurde ebenfalls nach diesem Schiff benannt.
Siehe auch
- HMS Beagle für andere Schiffe der Royal Navy mit diesem Namen
- The Zoology of the Voyage of H.M.S. Beagle für die zoologischen Ergebnisse der zweiten Reise mit Darwin
Literatur
- Philip Parker King: Narrative of the Surveying Voyages of H. M. Ships Adventure and Beagle, between the years 1826 and 1836, describing their examination of the southern shores of South America. Hrsg. Robert Fitzroy. 3 Bde. und 1 Bd. „Appendix“. Henry Colburn, London 1839
- Charles Darwin: Journal of researches into the natural history and geology of the countries visited during the voyage round the world of H. M. S. „Beagle“ under command of Captain Fitz Roy, R. N. Murray, London 1890
- Alan Moorehead: Darwin and the Beagle. Penguin Books, London 1969
- Karl H. Marquardt: HMS Beagle. Survey ship extraordinary, Conway Maritime Press, London 1997, ISBN 0-85177-703-1
- Keith S. Thomson: HMS Beagle. The story of Darwin's ship, Norton, New York, 1995, ISBN 0-393-03778-9
- David Lyon: Sailing Navy List, Conway Maritime Press, London 1997, ISBN 0-85177-864-X
- Charles Darwin: Reise auf der Beagle. Reisebericht in Auszügen, Hörbuch, AUDIOBUCH Verlag, 2007, ISBN 978-3-89964-264-3
Anmerkungen
- ↑ Die Darstellung entstand nach Skizzen von P. G. King, der als Midshipman an der Vermessungsreise unter FitzRoy teilnahm; s. Marquardt, HMS Beagle, S. 25 ff. Da King die Skizzen nach mehr als 60 Jahren aus der Erinnerung anfertigte, sind einige Details nicht korrekt wiedergegeben. Dennoch waren die Zeichnungen für Marquardts Rekonstruktion der Beagle von großer Bedeutung.
Weblinks
- Bericht über die Beagle (englisch)