Haingeraide


Ritterstein im Pfälzerwald in Reminiszenz an die Teilung der Haingeraide

Als Haingeraide oder auch Haardtgeraide bezeichnete man das durchgehende Waldgebiet von Wanzenau im Oberelsass bis Bad Dürkheim in der Vorderpfalz. Das Gebiet war in 16 Waldbezirke unterteilt und wurde von sogenannten Waldgenossenschaften bewirtschaftet, in welchen einfache Bauern zusammengeschlossen waren.

Die Entstehung der Waldgenossenschaften ist bis heute nicht geklärt. Eine Theorie besagt, dass die Bauern den Franken um 500 im Kampf gegen die Alamannen beigestanden hätten und dadurch das Nutzungsrecht erwarben. Unter dem Merowingerkönig Dagobert I. (629–639) wurden die Geraiden neu geordnet und dabei die Grenzen an den natürlichen Bächen und Flüssen ausgerichtet. Die einzelnen Geraiden wurden zwischen dem 16. Jahrhundert und dem 18. Jahrhundert aufgelöst und der Besitz den örtlichen Gemeinden unterstellt.

Name

Der Name lässt mehrere Deutungen zu. Hain steht dabei für Wald und Geraide leitet sich möglicherweise aus dem alemannischen reuten, was so viel wie roden bedeutet, ab. Doch auch das oberdeutsche raiten (= rechnen) kann zu den potentiellen Namensgebern dazugerechnet werden. Eine dritte Theorie vertritt der Autor Urban Ziegler in der Schrift 1200 Jahre Weyher in der Pfalz, indem er den Hain als heiligen Ort und die Geraide als gotischen Begriff für das Gerichtswesen betrachtet. Die nördlicher gelegenen Geraiden werden auch teilweise als Hart- oder Haardtgeraiden bezeichnet, was auf die Haardt, eine Landschaft in der Pfalz hinweist.

Geraiden im Einzelnen

Es gab folgende 16 Waldbezirke:

  1. Wanzenau
  2. Den Brumather Wald (Brumath)
  3. Den Hagenauer Forst (Hagenau)
  4. Die Weißenburger Mundat (Weißenburg)
  5. Die Bad Bergzaberner Geraide (Bad Bergzabern)
  6. Die Rothenburger Geraide (möglicherweise nach einer abgegangenen Burg bei Eschbach benannt[1])
  7. Die erste Haingeraide oder Ober-Haingeraide (Landau, Albersweiler, Gräfenhausen, Queichhambach, Godramstein, Nußdorf, Frankweiler, Siebeldingen und Birkweiler)
  8. Die zweite Haingeraide oder Mittel-Haingeraide (Burrweiler, Böchingen, Dernbach, Flemlingen, Gleisweiler, Ramberg, Roschbach und Walsheim)
  9. Die dritte Haingeraide (Edesheim, Hainfeld, Weyher[2] und Rhodt)
  10. Die vierte Haingeraide (Edenkoben, Venningen, Böbingen, Gommersheim und Altdorf)
  11. Die fünfte Haingeraide (Maikammer, St. Martin, Diedesfeld und Kirrweiler)
  12. Die erste Haardtgeraide (Hambach)
  13. Die zweite Haardtgeraide (Neustadt)
  14. Die dritte Haardtgeraide (Deidesheim)
  15. Die vierte Haardtgeraide (Wachenheim)
  16. Die fünfte Haardtgeraide (Dürkheim)

Siehe auch

Literatur

  • Karl Antes: Die pfälzischen Haingeraiden. Diss., Thieme, Kaiserslautern 1933, 182 S.
  • Karl Moersch: Geschichte der Pfalz. Von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert. 5. Auflage. Pfälz. Verl.-Anst., Landau/Pfalz 1994, ISBN 3-87629-121-6.

Einzelnachweise

  1. Andreas Hein: Alle Burgen - Ein Verzeichnis aller festen Häuser. Abgerufen am 9. Dezember 2012.
  2. Georg Seiler, Weyher-Online: Weyher in der Pfalz, Frühzeit: Alemannen und Franken. Abgerufen am 8. Mai 2008.

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