Hierophis spinalis



Hierophis spinalis
Systematik
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Unterordnung: Schlangen (Serpentes)
Familie: Nattern (Colubridae)
Unterfamilie: Land- und Baumnattern (Colubrinae)
Gattung: Hierophis
Art: Hierophis spinalis
Wissenschaftlicher Name
Hierophis spinalis
(Peters, 1866)

Hierophis spinalis (ehemals Coluber spinalis) ist eine ungiftige Schlange aus der Familie der Nattern, genauer, der Unterfamilie der Land- und Baumnattern. Sie ist der einzige Vertreter ihrer Gattung in Asien.

Merkmale

Hierophis spinalis kann 90 Zentimeter lang werden bei einer Schwanzlänge von 24 Zentimetern und ist damit deutlich kleiner als ihre europäischen Verwandten der Gattung Hierophis. Sie ist hellbraun gefärbt und hat drei auffällige, gelblich weiße Streifen entlang des Körpers. Der Streifen auf der Körpermitte führt, auf Höhe der Augen beginnend (an der Frontalen), an der mittleren Rückenschuppenreihe entlang und endet an der Schwanzspitze. Vor und hinter dem Auge befindet sich ein weißer Fleck mit rotbraunem Rand. Auch die Unterseite ist hell, wobei nur die Kopfunterseite gelblich weiß ist. An der Oberlippe schließt sich wiederum ein dunkler rotbrauner Rand an. Der Bauch ist ocker bis bräunlich orange.[1][2] Typisch sind auch die braunen Längsstriche am Rand des Bauches.[3]

Vor dem Auge sitzt eine Präokulare sowie – wie bei jeder Schlange der Gattung Hierophis – eine kleine Präsubokulare direkt darunter, hinter dem Auge sitzen zwei Postokulare an die sich zwei bis drei Temporale anschließen. Von den acht oder selten neun Oberlippenschilde grenzen die dritte, vierte und fünfte direkt ans Auge an. Die Anzahl der Unterlippenschilde liegt zwischen neun und elf.[1][3][2]

Die Körperschuppen sind nicht gekielt. Am Nacken hat Hierophis spinalis 17–19 Rückenschuppenreihen, auf Höhe der letzten der 180–205 Bauchschuppen sind es noch 15 Rückenschuppenreihen, wobei sich die Anzahl der Rückenschuppenreihen zunächst auf Höhe der neunten Bauchschuppe um zwei verringert, indem die dritte und vierte Reihe verschmilzt. Die zweite Reduktion, von 17 auf 15 Reihen, erfolgt rechts auf Höhe der 123. Bauchschuppe und links auf Höhe der 124. Bauchschuppe. Auch hier vereinigen sich die dritte und vierte Rückenschuppenreihe.[4][2] Die nahe verwandten Gelbgrüne Zornnatter und Balkan-Zornnatter haben dagegen 21 Rückenschuppenreihen am Nacken. Auch bei diesen reduzieren sich die Rückenschuppenreihen stets seitlich, also nicht, wie bei einigen anderen Land- und Baumnattern, an der mittleren Rückenschuppenreihe (Vertebralia).[4] Der einzige Geschlechtsdimorphismus liegt bei dieser Art in der größeren Anzahl an Bauchschuppen bei den Weibchen.

Hierophis spinalis hat eine geteilte Analschuppe und anschließend zwischen 85 und 102 Schwanzschuppen (Scutum caudale). Der Hemipenis hat einen vergrößerten, basalen Dorn.[5]

Lebensweise

Hierophis spinalis lebt auf sandigen Böden mit buschigem Bewuchs an Berghängen oder hochgelegenen Tälern in Wüsten und ariden Steppen.[6] Sie ernähren sich hauptsächlich von Eidechsen und Mäusen.[3]

Wie alle Schlangen der Gattung Hierophis sind sie eierlegend (ovipar). Das Gelege besteht durchschnittlich aus neun Eiern, die vor der Ablage 38 mm lang und 11 mm breit sind.[7]

Verbreitung

Die Art kommt in Russland, im Osten Kasachstans, im Norden Chinas (von Xinjiang im Westen bis Heilongjiang im Osten; nördlich bis Jiangsu, Shantung, Honan, Gansu, Suiyuan, Shansi, Hopei und Jehol), in der südlichen Mongolei sowie in Nord- und Südkorea vor.[6]

Systematik

Bis genetische Analysen gegenteiliges gezeigt hatten, wurde Hierophis spinalis wie viele andere Nattern, die sich auf die Jagd nach flinker Beute wie Eidechsen spezialisiert haben, in die Gattung der Zornnattern (Coluber) gestellt. Nachdem sich gezeigt hatte, dass die Arten der Gattung Coluber keine gemeinsame Stammform haben, wurden die Arten der alten Welt unter anderem in die Gattungen Dolichophis, Hierophis, Hemerophis, Hemorrhois und Platyceps verschoben.[8]

In die Gattung Hierophis sind neben Hierophis spinalis auch die beiden europäischen Arten, die Gelbgrünen Zornnatter (Hierophis viridiflavus) und die Balkan-Zornnatter (Hierophis gemonensis) eingeordnet. Wie viele andere Gattungen in der Familie Colubridae ist die Systematik von Hierophis noch in der Diskussion und Thema aktueller Forschung. Nach weiteren Analysen wird Hierophis spinalis möglicherweise noch zur Gattung der Zwergnattern (Eirenis) verschoben, um die Paraphylie der Gattung aufzulösen.[8][9]

Gefährdung und Schutz

In der Roten Liste der IUCN nicht geführt ist, ist sie dennoch in bestimmten Gebieten auf Grund des Verlusts ihres Lebensraums gefährdet. So wird sie in der Roten Liste der Mongolei als gering gefährdet geführt, wobei weiter anhaltender Ressourcenabbau in ihrem Lebensraum zu einer Einstufung als gefährdet führen kann.[6]

Literatur

  • George Albert Boulenger: Catalogue of the Snakes in the British Museum (Natural History). Hrsg.: British Museum. 1894, ISBN 1-4021-0820-6, S. 394.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 George Albert Boulenger: Catalogue of the Snakes in the British Museum (Natural History). Hrsg.: British Museum. 1894, ISBN 1-4021-0820-6, S. 394.
  2. 2,0 2,1 2,2 James R. Dixon: A Collection of Amphibians and Reptiles from West Central Korea. In: Herpetologica. Band 12, Nr. 1, 1956, ISSN 0018-0831, S. 50–56.
  3. 3,0 3,1 3,2 Frederick A. Shannon: The Reptiles and Amphibians of Korea. In: Herpetologica. Band 12, Nr. 1, 1956, ISSN 0018-0831, S. 22–49.
  4. 4,0 4,1 Philip J. Clark, Robert F. Inger: Scale Reduction in Snakes. In: American Society of Ichthyologists and Herpetologists (Hrsg.): Copeia. Band 1942, Nr. 3, 1942, ISSN 0045-8511, S. 163–170.
  5. Larry David Wilson: Generic Reallocation and Review of Coluber fasciolatus Shaw (Serpentes: Colubridae). In: Herpetologica. Band 23, Nr. 4, 1967, ISSN 0018-0831, S. 260–275.
  6. 6,0 6,1 6,2 Terbish, Kh., Munkhbayar, Kh., Clark, E.L., Munkhbat, J., Monks, E.M., Munkhbaatar, M., Baillie, J.E.M., Borkin, L., Batsaikhan, N., Samiya, R., Semenov, D.V.: Mongolian Red List of Reptiles and Amphibians. In: Zoological Society of London (Hrsg.): Regional Red List Series. Band 5. London 2006 (PDF).
  7. S. Blair Hedges: At the lower size limit in snakes: two new species of threadsnakes (Squamata: Leptotyphlopidae: Leptotyphlops) from the Lesser Antilles. In: Zootaxa. Band 1841, 2008, ISSN 1175-5326, S. 1–30.
  8. 8,0 8,1 Z. T. Nagy, R. Lawson, U. Joger, M. Wink: Molecular systematics of racers, whipsnakes and relatives (Reptilia: Colubridae) using mitochondrial and nuclear markers. In: Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research. Band 42, Nr. 3. Blackwell Verlag, 2004, ISSN 0947–5745(?!), S. 223–233, doi:10.1111/j.1439-0469.2004.00249.x (PDF, 0,2 MB).
  9. Hierophis spinalis In: The Reptile Database; abgerufen am Format invalid.

Weblinks

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