Hildegard von Bingen


Hildegard von Bingen empfängt eine göttliche Inspiration und gibt sie an ihren Schreiber weiter. Miniatur aus dem Rupertsberger Codex des Liber Scivias

Hildegard von Bingen (* um den Sommer[1] 1098 in Bermersheim vor der Höhe (Ort der Taufkirche) oder in Niederhosenbach (damaliger Wohnsitz des Vaters Hildebrecht von Hosenbach[2]); † 17. September 1179 im Kloster Rupertsberg bei Bingen am Rhein) war Benediktinerin, Dichterin und eine bedeutende Universalgelehrte ihrer Zeit.

Sie gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihre Werke befassen sich mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Sie war auch Beraterin vieler Persönlichkeiten. Von ihr ist ein umfangreicher Briefwechsel erhalten geblieben, der auch deutliche Ermahnungen gegenüber hochgestellten Zeitgenossen enthält, sowie Berichte über weite Seelsorgereisen und ihre öffentliche Predigertätigkeit.

Die Römisch-katholische Kirche verehrt Hildegard von Bingen als Heilige, deren Fest mit dem Kirchenjahr 2012/13 auch Eingang ins Calendarium Romanum Generale gefunden hat. Am 7. Oktober 2012 erhob Papst Benedikt XVI. die heilige Hildegard zur Kirchenlehrerin.[3] Ihre Reliquien befinden sich in der Pfarrkirche von Eibingen.

Leben

Herkunft

Hildegard von Bingen wurde als Tochter der Edelfreien Hildebert und Mechtild geboren. Weder der genaue Geburtstag noch der Geburtsort werden von ihr oder zeitgenössischen Biografen genannt. Da ausgedehnter Besitz der Familie Hildegards aus Bermersheim vor der Höhe in ihre spätere Klostergründung einging und in einem Dokument ein Hiltebertus von Vermersheim und sein Sohn Drutwin (als Name von Hildegards Bruder bekannt) erwähnt werden, ist eine Geburt oder zumindest Kindheit dort wahrscheinlich.[4] Als zehntes Kind der Eltern sollte sie ihr Leben der Kirche widmen (ein Zehnter an Gott).[5]

„[…] und meine Eltern weihten mich Gott unter Seufzern, und in meinem dritten Lebensjahr sah ich ein so großes Licht, daß meine Seele erzitterte […]“

Autobiographie[6]

Kindheit

Hildegard wurde in ihrem achten Lebensjahr, wie damals üblich, von ihren Eltern als Oblatin dargebracht und mit der acht Jahre älteren Jutta von Sponheim in religiöse Erziehung gegeben. Jutta hatte bereits zwei Jahre zuvor im Alter von 14 Jahren von dem Mainzer Erzbischof Ruthard die Jungfrauenweihe empfangen. Für drei Jahre übernahm diese Erziehung die geweihte Witwe Uda von Göllheim.

„In meinem achten Jahr aber wurde ich zu geistlichem Leben Gott dargebracht (oblata) und bis zu meinem fünfzehnten Jahr war ich jemand, der vieles sah und mehr noch einfältig aussprach, so daß auch die, welche diese Dinge hörten, verwundert fragten, woher sie kämen und von wem sie stammten.“

Autobiografie[6]

In Klausur auf dem Disibodenberg

Klosterruine Disibodenberg

Am 1. November 1112[7] wurde sie mit Jutta, von da an ihre Lehrmeisterin, und einer dritten jungen Frau in einem Inklusorium an oder in dem seit 1108 von Benediktinermönchen bewohnten Kloster Disibodenberg eingeschlossen. Während Jutta an diesem Tage vor Abt Burchard (1108–1113) auch ihre Profess ablegte, tat dies Hildegard später vor dem Bischof Otto von Bamberg, der von 1112 bis 1115 den inhaftierten Mainzer Erzbischof Adalbert vertrat.[8][9] Nach dem Tode Juttas in der mittlerweile zum Kloster gewachsenen Klause wurde sie 1136 zur Magistra der versammelten Schülerinnen gewählt. Mehrfach kam es zu Auseinandersetzungen mit Abt Kuno von Disibodenberg, weil Hildegard die Askese, eines der Prinzipien des Mönchtums, mäßigte. So lockerte sie in ihrer Gemeinschaft die Speisebestimmungen und kürzte die durch Jutta festgelegten, sehr langen Gebets- und Gottesdienstzeiten. Offener Streit brach aus, als Hildegard mit ihrer Gemeinschaft ein eigenes Kloster gründen wollte. Die Benediktiner von Disibodenberg stellten sich dem entschieden entgegen, da Hildegard deren Kloster Popularität verschaffte.

Beginn der öffentlichen Wirksamkeit

Bei der Leitung ihrer Anhängerschaft und zur Begründung ihrer geschriebenen Texte beruft sich Hildegard auf Visionen, die nach ihrer eigenen Darstellung 1141 unwiderstehlich stark wurden. Unsicher über die göttliche Herkunft ihrer Visionen suchte Hildegard in einem aufgewühlt klingenden Brief Unterstützung bei Bernhard von Clairvaux, der sie beruhigte, zugleich aber vorsichtig antwortete:

„Wir freuen uns mit dir über die Gnade Gottes, die in dir ist. Und was uns angeht, so ermahnen und beschwören wir dich, sie als Gnade zu erachten und ihr mit der ganzen Liebeskraft der Demut und Hingabe zu entsprechen. […] Was können wir übrigens noch lehren oder wozu ermahnen, wo schon eine innere Unterweisung besteht und eine Salbung über alles belehrt?“[10]

Die beiden Briefe sind trotz gegenseitiger Hochschätzung die einzige Korrespondenz, die zwischen Hildegard und Bernhard stattfand. Da der Brief Bernhards die Erwartung Hildegards bzw. ihres Umfeldes nicht ganz erfüllte, wurde er für die Aufnahme in den Rupertsberger Riesenkodex abgeändert. Daneben wird in der neueren Forschung darüber gestritten, ob dieses kurze Zitat, das wie ein höfliches Ausweichmanöver gelesen werden kann, nicht genauso fiktiv ist wie die Episode über den vergeblichen Besuch Bernhards in Rupertsberg, bei dem Hildegard leider nicht anwesend sein konnte. Jedenfalls hat seine Anerkennung – ob fiktiv oder nicht – sehr zur Anerkennung ihrer historischen Persönlichkeit beigetragen.[11]

Dennoch begann Hildegard 1141 in Zusammenarbeit mit Propst Volmar von Disibodenberg und ihrer Vertrauten, der Nonne Richardis von Stade, ihre Visionen und theologischen wie anthropologischen Vorstellungen in Latein niederzuschreiben. Da sie selbst die Grammatik des Lateinischen nicht beherrschte, ließ sie alle Texte von ihrem Schreiber (letzter Sekretär: Wibert von Gembloux) korrigieren. Ihr Hauptwerk Liber Scivias Domini (Wisse die Wege des Herrn) entstand in einem Zeitraum von sechs Jahren. Dieses Buch enthält 35 Miniaturen. Diese Miniaturen theologischen Inhalts sind äußerst kunstvoll in leuchtenden Farben gemalt und dienen hauptsächlich zur Veranschaulichung des komplizierten und tiefsinnigen Textes. Die Originalhandschrift gilt seit Ende des Zweiten Weltkrieges als verschollen, in der Abtei St. Hildegard in Eibingen befindet sich eine illuminierte Kopie aus dem Jahr 1939.

Während einer Synode in Trier bekam Hildegard 1147 schließlich von Papst Eugen III. die Erlaubnis, ihre Visionen zu veröffentlichen. Diese Erlaubnis stärkte auch ihre politische Bedeutung. Darüber hinaus stand sie mit vielen geistlichen und weltlichen Mächtigen in Korrespondenz. Hildegard hatte zahlreiche Visionen. 1141 erlebte sie eine Erscheinung, die sie als Auftrag Gottes verstand, ihre Erfahrungen aufzuzeichnen. Unsicher darüber, was diese Vision bedeutete, wurde Hildegard krank. In der Niederschrift ihrer Visionen, Liber Scivias (Wisse die Wege), schreibt Hildegard:

„Ich aber, obgleich ich diese Dinge hörte, weigerte mich lange Zeit, sie niederzuschreiben – aus Zweifel und Missglauben und wegen der Vielfalt menschlicher Worte, nicht aus Eigensinn, sondern weil ich der Demut folgte und das so lange, bis die Geißel Gottes mich fällte und ich ins Krankenbett fiel; dann, endlich bewegt durch vielerlei Krankheit […] gab ich meine Hand dem Schreiben anheim. Während ich's tat spürte ich […] den tiefen Sinn der Heiligen Schrift; und ich erhob mich so selbst von der Krankheit durch die Stärke, die ich empfing und brachte dies Werk zu seinem Ende – eben so – in zehn Jahren. […] Und ich sprach und schrieb diese Dinge nicht aus Erfindung meines Herzens oder irgend einer anderen Person, sondern durch die geheimen Mysterien Gottes, wie ich sie vernahm und empfing von den himmlischen Orten. Und wieder vernahm ich eine Stimme vom Himmel, und sie sprach zu mir: Erhebe deine Stimme und schreibe also!“

Hildegards sehr bildliche Beschreibungen ihrer körperlichen Zustände und ihrer Visionen interpretiert der Neurologe Oliver Sacks als Symptome einer schweren Migräne, speziell aufgrund der von ihr geschilderten Lichterscheinungen (Auren). Sacks und andere moderne Naturwissenschaftler gehen davon aus, dass Hildegard an einem Skotom litt, das diese halluzinatorischen Lichtphänomene hervorrief.[12]

Meisterin vom Rupertsberg

Zwischen 1147 und 1150 gründete Hildegard das Kloster Rupertsberg auf dem Rupertsberg an der linken Seite der Nahe. Die erhaltenen Kunstgegenstände, vor allem das gold-purpurne Antependium, zeugen vom ehemaligen Reichtum Rupertsbergs.

Bereits 1151 kam es zu neuen Auseinandersetzungen mit geistlichen Amtsträgern: Der Mainzer Erzbischof Heinrich und sein Bremer Amtsbruder verlangten, dass Richardis von Stade das neue Kloster verlasse. Richardis war die Schwester des Bremer Erzbischofs und sollte Äbtissin des Klosters Bassum werden. Hildegard verweigerte zunächst die Freistellung ihrer engsten Mitarbeiterin und schaltete Eugen III. ein. Dennoch setzten sich die beiden Erzbischöfe schließlich durch, und Richardis verließ das Kloster Rupertsberg.

Nach dieser Einigung bestätigte Erzbischof Heinrich schließlich 1152 die Überschreibung der durch Hildegards Ruf sehr umfangreich gewordenen Klostergüter. Dieser ansteigende Reichtum wirkte sich auch auf das Leben der Gemeinschaft aus und rief Kritik hervor. So griffen mehrere Geistliche, aber auch Leiterinnen anderer Gemeinschaften, zum Beispiel die Meisterin Tengswich von Andernach, Hildegard an, weil ihre Nonnen entgegen dem evangelischen Rat der Armut angeblich luxuriös lebten und nur Frauen aus adligen Familien in Rupertsberg aufgenommen wurden.[13] Da die Zahl der Nonnen im Rupertsberger Kloster ständig zunahm, erwarb Hildegard 1165 das leerstehende Augustinerkloster in Eibingen und gründete dort ein Tochterkloster, in das Nichtadelige eintreten konnten und setzte dort eine Priorin ein.

Hildegard von Bingen starb am 17. September 1179 im 82. Lebensjahr.

Wirken

Hildegards Predigt-Reisen
Alphabet von Hildegard von Bingen, Litterae ignotae

Die Bedeutung Hildegards von Bingen lässt sich schlecht in einzelne Kategorien zwängen, da sich das Weltbild seit der Aufklärung stark verändert hat. In ihrer Zeit waren bedeutende Personen Universalgelehrte. Hildegard von Bingen gilt allgemein als Person, die durch eigene Denkansätze neue Impulse setzte und damit einen umfassenden Blickwinkel ermöglichte.

Religiöse und politische Bedeutung in ihrer Zeit

Ihr selbstbewusstes und charismatisches Auftreten führte zu ihrer großen Bekanntheit. Sie predigte als erste Nonne öffentlich dem Volk die Umkehr zu Gott (u. a. auf Predigtreisen nach Mainz, Würzburg, Bamberg, Trier, Metz, Bonn und Köln). Aus einem in seiner Echtheit umstrittenen Brief des Kaisers Barbarossa an sie, der im Wiesbadener Riesenkodex überliefert ist, wird geschlossen, dass dieser sich mit ihr als Beraterin in der Ingelheimer Kaiserpfalz getroffen habe. Auch im hohen Alter unternahm sie noch Reisen zu verschiedenen Klöstern.

Seite aus dem Liber Divinorum Operum

Wegen ihres Glaubens und ihrer Lebensart wurde sie für viele Menschen zur Wegweiserin. Schon zu ihren Lebzeiten nannten viele sie eine Heilige. Hildegard begründete diese Auffassung, indem sie sich für ihre theologischen und philosophischen Aussagen immer wieder auf Visionen berief. Damit sicherte sie ihre Lehren gegen die Lehrmeinung ab, dass Frauen aus eigener Kraft nicht zu theologischen Kenntnissen in der Lage seien. Sie selbst bezeichnete sich als „ungebildet“. Unter anderem griff sie auf der Seite des Papstes in die theologische Auseinandersetzung um die Wandlung des Altarsakraments ein.

Ihre moralische Lehre faszinierte zu ihrer Zeit nicht nur die Nonnen, sondern auch Mönche, Adlige und Laien. Mit starkem Selbstbewusstsein setzte sie ihre Interessen gegen andere durch, sowohl aus Überzeugung als auch zur Durchsetzung politischer Ziele (z. B. bei der Bestattung eines begüterten Exkommunizierten oder dem Abstreiten der Besitzrechte des Disibodenberges).

Vor allem sind es die drei theologischen Werke, die ihren damaligen Ruhm begründeten. Ihr Hauptwerk Scivias („Wisse die Wege“) ist eine Glaubenslehre, in der Weltbild und Menschenbild untrennbar mit dem Gottesbild verwoben sind. Die philosophisch-theologische Gesamtschau, die in allen wesentlichen Punkten der Kirchenlehre entspricht, wird in 26 Visionen dargestellt. Das zweite Visionswerk Liber Vitae Meritorum („Buch der Lebensverdienste“) könnte man als visionäre Ethik beschreiben. In ihm werden 35 Laster und Tugenden gegenübergestellt. Das dritte Buch Liber Divinorum Operum ist Hildegards Schau über Welt und Mensch. Sie beschreibt hier die Schöpfungsordnung gemäß der mittelalterlichen Mikrokosmos-Makrokosmos-Vorstellung als etwas, in dem Leib und Seele, Welt und Kirche, Natur und Gnade in die Verantwortung des Menschen gestellt sind. Damit schuf sie auch eine frühe Form des Homo signorum.

Ebenfalls zum theologischen Gesamtwerk zu zählen ist ihre umfangreiche Korrespondenz mit hohen geistlichen und weltlichen Würdenträgern (darunter auch Bernhard von Clairvaux), die in ca. 300 Schriftstücken erhalten geblieben ist. Darin zeigt sie ihren außergewöhnlich starken Charakter und Gottesglauben. Für ihre Zeit wirken ihre offenen Worte und Ermahnungen, die sie gegenüber König und Papst führte, besonders bemerkenswert. Ihre Herkunft sowie die Besetzung höchster Kirchenämter durch Verwandte (u. a. ihr Bruder Hugo als Domkantor von Mainz) verschafften ihr den nötigen Einfluss, um angehört zu werden.

Bedeutung in Biologie und Medizin

Weltall-Darstellung aus dem Liber Scivias

Bekannt ist, dass Hildegard in den 1150er Jahren auch medizinische Abhandlungen verfasste. Im Gegensatz zu den religiösen Schriften sind hier jedoch keine zeitnahen Nachweise erhalten. Alle zitierten Texte stammen aus späteren Zeiten (13. bis 15. Jahrhundert). In diesem Zeitraum gab es Abschriften, Ergänzungen und Umschreibungen. Heute sind 13 Schriften bekannt, die Hildegard als Verfasserin angeben, wobei deren Identität mit der Äbtissin angezweifelt wird. Der Begriff Hildegard-Medizin wurde als Marketing-Begriff erst im 20. Jahrhundert eingeführt.

Interessant für Biologie und Medizin sind ihre Abhandlungen über Pflanzen und Krankheiten. Nach 1150 verfasste Hildegard mit Causae et Curae (Ursachen und Heilungen) ein Buch über die Entstehung und Behandlung von verschiedenen Krankheiten.[14] Das zweite der naturkundlichen Werke heißt Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „Buch über das innere Wesen (Beschaffenheit und Heilkraft) der verschiedenen Kreaturen und Pflanzen“, weshalb Hildegard heute teilweise als erste deutsche Ärztin bezeichnet wird. Diese naturkundlichen Werke zählen u. a. zu den Standardwerken der mehr esoterisch orientierten Naturheilkunde. Zu ihrer Zeit waren Ärzte Klostermediziner und angebliche Wunderheiler; es gab kein wissenschaftliches Medizinstudium.

Die Leistung Hildegards liegt unter anderem darin, dass sie das damalige Wissen über Krankheiten und Pflanzen aus der griechisch-lateinischen Tradition mit dem der Volksmedizin zusammenbrachte und erstmals die volkstümlichen Pflanzennamen nutzte. Sie entwickelte vor allem aber eigene Ansichten über die Entstehung von Krankheiten, Körperlichkeit und Sexualität, weiterhin verurteilt sie jegliche sexuellen Handlungen, die nach dem theologischen Verständnis gegen die göttliche Schöpfungsordnung verstoßen. Eigene medizinische Verfahren entwickelte sie nicht, sondern trug lediglich bereits bekannte Behandlungsmethoden aus verschiedenen Quellen zusammen. Auch Edelsteine und Metalle bezog sie in ihre Behandlungsempfehlungen ein.

Der Gedanke der Einheit und Ganzheit ist auch ein Schlüssel zu Hildegards natur- und heilkundlichen Schriften. Diese sind ganz davon geprägt, dass Heil und Heilung des kranken Menschen allein von der Hinwendung zum Glauben, der allein gute Werke und eine maßvolle Lebens-Ordnung hervorbringe, ausgehen könne.

Bedeutung in der Musik

Hörbeispiel: «O frondens virga» (Antiphon) aus Ordo Virtutum

Die unter dem Namen Symphonia armonie celestium revelationum („Symphonie der Harmonie der himmlischen Erscheinungen“) überlieferte Sammlung geistlicher Lieder der Hildegard von Bingen enthält 77 liturgische Gesänge mit Melodien in diasthematischer Neumennotation [15] sowie das in Text und musikalischer Notation erhaltene liturgische Drama (Geistliches Spiel) ordo virtutum, das in zwei Fassungen – unneumiert in der Visionsschrift Scivias sowie neumiert im späteren sog. Rupertsberger Riesencodex (Wiesbaden) – vorliegt und das am reinsten die visionäre Gedanken- und Bilderwelt Hildegards zum Ausdruck bringt. Das Spektrum der Gesänge umfasst Antiphonen, Responsorien, Hymnen, Sequenzen, ein Kyrie, ein Alleluja sowie zwei Symphoniae.

Hildegards Selbststilisierung als indocta oder illiterata wird heute häufig missverstanden. Gemeint ist eine Abgrenzung gegenüber einem neuen Konzept von Bildung. Ihre Haltung zur Schrift bezog sich dagegen auf das ältere monastische Handwerk der Gedächtniskunst, wobei sie vor allem an ein Genre aus dem 5. Jahrhundert anknüpfte[16]: Prudentius' Psychomachia – ein allegorischer Kampf zwischen den Tugenden und den Lastern, denen sie im ordo virtutum („Spiel der Kräfte“ wie die Seele, die Tugenden, die Engel usw.) durch Gesänge eine musikalische Gestalt und eine Stimme gab – oft in einem ausgreifenden Ambitus, der die plagale und authentische Tonart umspannt. Solche Inszenierungen der Tugenden (virtutes) haben möglicherweise im Rahmen eines liturgischen Dramas die Kirche ihrer Abtei belebt.[17]

Wirkung in der Musik

Folgende jüngere Werke beziehen sich direkt auf Hildegard von Bingen, ihre Musik oder Texte:

  • Sofia Asgatowna Gubaidulina
    Aus den Visionen der Hildegard von Bingen, für Contraalt Solo, nach einem Text von Hildegard von Bingen, 1994.[18]
  • Peter Janssens
    Hildegard von Bingen, ein Singspiel in 10 Bildern, Text: Jutta Richter, 1997.
  • Alois Albrecht
    Hildegard von Bingen, ein geistliches Spiel mit Texten und Musik von Hildegard von Bingen, 1998.
  • Ludger Stühlmeyer
    O splendidissima gemma, für Alt Solo und Orgel, Text von Hildegard von Bingen, 2011. (UA 8. Mai 2011 in Hof (Saale)).
  • Wolfgang Sauseng
    De visione secunda für Doppelchor und Schlaginstrumente, 2011. (UA 19. Juni 2011 in Graz im Rahmen des Symposiums Philipp Harnoncourt, durch Arnold Schoenberg Chor Wien und studio percussion graz).
  • Tilo Medek
    Monatsbilder (nach Hildegard von Bingen, Zwölf Gesänge für Mezzosopran, Klarinette und Klavier, 1997. (Textfassung vom Komponisten)

Schriften

  • Liber scivias domini (1141–1151) („Wisse die Wege des Herrn“)
  • Liber vitae meritorum (1148–1163) („Der Mensch in der Verantwortung“)
  • Liber divinorum operum (1163–1174) („Welt und Mensch“)
  • Liber simplicis medicinae oder Physica (1151–1158) („Naturkunde“)
    • Das Buch von den
      • Tieren
      • Vögeln
      • Fischen
      • Steinen
      • Elementen
      • Bäumen
      • Pflanzen
  • Liber compositae medicinae oder Causae et curae („Heilkunde“)
  • Carmina („Lieder“), darunter sieben Sequenzen und die Symphoniae harmoniae caelestium revelationum
  • Epistulae („Briefwechsel“)
  • Vita sancti Ruperti
  • Vita sancti Disibodi

Nachleben

Wirkungsstätten

Das Kloster Disibodenberg wurde in Folge der Reformation aufgelöst und verfiel. Heute sind dort ausgedehnte Ruinen zu besichtigen.

Das Kloster Rupertsberg wurde während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1632 von den Schweden zerstört. Die vertriebenen Ordensschwestern übersiedelten in das Kloster Eibingen. Die Ruinen wurden später überbaut. Heute befinden sich dort Reste von fünf Arkadenbögen der ehemaligen Klosterkirche. Der um das Kloster Rupertsberg entstandene Ort Bingerbrück gehört zu Bingen am Rhein.

Das Kloster Eibingen wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben und teilweise abgebrochen. Ein Flügel des Klosters ist erhalten. Die Klosterkirche wurde die Pfarrkirche St. Hildegard des Ortes Eibingen. Sie hat heute auch Bedeutung als Wallfahrtskirche, da sich dort der Schrein mit den Gebeinen Hildegards befindet. Die oberhalb von Eibingen bestehende Abtei St. Hildegard ist eine Neugründung von 1904. Diese Abtei besitzt jedoch die Rechte der beiden Abteien Rupertsberg und Eibingen. Die Äbtissin von Rupertsberg und Eibingen steht dadurch in der Nachfolge der heiligen Hildegard.

Schrein mit den Gebeinen der heiligen Hildegard von Bingen in der Pfarrkirche von Eibingen

Verehrung und Brauchtum

Heiligsprechung

Bereits zu Lebzeiten wurde Hildegard wie eine Heilige verehrt. 1228 wurde ein erster Antrag auf Heiligsprechung gestellt. Ein offizielles Heiligsprechungsverfahren wurde bereits von Papst Gregor IX. (1227–1241) durch eine von ihm veranlasste Untersuchung begonnen, aber nicht abgeschlossen. In einer original erhaltenen Urkunde aus dem Jahr 1233 bescheinigen drei Mainzer Kleriker, dass sie im Auftrag des Papstes Hildegards Lebenswandel, Ruf und Schriften mit positivem Ergebnis überprüft hätten; es werden auch zahlreiche Wunder an Hildegards Grab erwähnt.[19] Aufgrund von Widerständen des bischöflichen Mainzer Stuhles dauerte das Verfahren so lange an, dass selbst der letzte bekannte Versuch eines ordentlichen Kanonisationsverfahrens unter Papst Innozenz IV. im Jahre 1244 aufgrund dieser Widerstände des Mainzer Domkapitels zu keinem Ergebnis führte. Der bischöfliche Widerstand scheint nicht in der Person Hildegards, sondern in der Kompetenzfrage für eine Kanonisation begründet gewesen sein, denn erst seit dem 12. Jahrhundert hatte Rom die Zuständigkeit für Heiligsprechungen an sich gezogen. Dafür spricht das aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende Antependium der Rupertsberger Klosterkirche, auf dem Hildegard mit Heiligenschein und der Bischof von Mainz als sie verehrender Stifter abgebildet ist. Ohne dass heute der Abschluss eines damals auch nicht zwingend nötigen Kanonisationsverfahren bekannt ist, erfolgte die Kanonisation (Aufnahme in den Kanon) Hildegards spätestens 1584 mit der Aufnahme in die Erstausgabe des Martyrologium Romanum (Verzeichnis der Heiligen der römisch-katholischen Kirche).[20] Ihr Gedenktag in der Liturgie der katholischen, der anglikanischen, der evangelischen Kirche und der evangelisch-lutherischen Kirche in Amerika ist der 17. September.[21]. In einigen katholischen Diözesen Deutschlands ist der Gedenktag ein Fest.

Die zu größeren Festlichkeiten oder Jubiläen der Heiligen übersendeten päpstlichen Bullen zeugen von der großen Bedeutung Hildegards; auch Joseph Ratzinger (der spätere Papst Benedikt XVI.) hat sich in seiner Zeit als Professor in Bonn (1959–1963) intensiv mit dem Leben und den Schriften Hildegards beschäftigt.

Am 10. Mai 2012 dehnte Papst Benedikt XVI. die Verehrung der hl. Hildegard auf die ganze Kirche aus und schrieb sie in das Verzeichnis der Heiligen ein[22]. Am 7. Oktober 2012 folgte ihre Erhebung zur Kirchenlehrerin.

Für eine Auflistung der Kirchen, die der heiligen Hildegard von Bingen geweiht sind, siehe: Hildegardkirche.

Eibinger Reliquienschatz

Hildegard hat als eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters eine große Anzahl von Reliquien geschenkt bekommen und zusammengetragen. Diese als Eibinger Reliquienschatz bezeichneten Reliquien befinden sich, wie der Hildegardisschrein selbst, in der Pfarrkirche St. Hildegard und St. Johannes d. T. in Eibingen. Der Reliquienschatz wird in dem südlichen Teil des Hauptschiffes in einem gläsernen Altar aufbewahrt. Der Hildegardisschrein befindet sich im Altarraum der Kirche in einem Hochgrab.

Hildegardisfest in Eibingen

Am 17. September, dem Gedenktag der hl. Hildegard, in der Abtei St. Hildegard und der Stadt Eibingen ein Hochfest, wird in Eibingen das Hildegardisfest gefeiert. Es gliedert sich traditionell in das am Morgen gehaltene Pontifikalamt und die mittags Reliquienprozession, die seit 1857 stattfindet (begründet von Pfarrer Ludwig Schneider). Der Reliquienschrein ist an diesem Tag für die Gläubigen zugänglich, die Tür an der Vorderseite des Schreines wird ausschließlich an diesem Tag geöffnet. Das Fest schließt mit der Vesper.

In den Bogenfeldern auf der linken Seite des Mittelschiffs der Klosterkirche von St. Hildegard befindet sich ein Freskenzyklus mit Szenen aus dem Leben der Hildegard im Stil der Beuroner Kunstschule.

Gedenken

Deutsche Sondermarke zum 900. Geburtstag, Hildegards Vision vom Lebenskreis.

Ab 1741 gibt es Aufzeichnungen über den Bau der Hildegardisschule in Rüdesheim.[23]

Eine Gedenktafel für sie fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg.

Seit 1995 wird jährlich von der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz der Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik verliehen.

Die Bundesvereinigung Gesundheit verleiht die Hildegard von Bingen-Medaille[24]

Das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium im Kölner Stadtteil Sülz, das Hildegardisgymnasium Bochum, die Hildegardis-Schule Hagen sowie die Hildegardisschule Bingen am Rhein (Gymnasium und Berufsbildende Schule), die Hildegardisschule Münster und die Hildegardisschule in Rüdesheim am Rhein (Realschule) wurden nach ihr benannt.

Gesellschaften/Forschung

Die Hildegard-Forschung hat mittlerweile weltweite Bedeutung gewonnen. In Deutschland und Europa befassen sich unzählige Diplomarbeiten, Forschungsgruppen und Hildegard-Gesellschaften mit den Schriften und dem Wirken der Heiligen. In den letzten Jahren hat verstärkt Interesse an den Hildegard-Werken aus den Vereinigten Staaten und Asien eingesetzt. Hildegard-Kongresse in den USA oder Asien zeugen vom weltumspannenden Interesse am Thema der Nonnenklöster im Allgemeinen und Hildegard im Besonderen.

Film/Bühne

Im Februar des Jahres 1982 wurde vom Westdeutschen Rundfunk Köln (WDR) ein Kolloquium über die Musik der Hildegard von Bingen veranstaltet. Als Ergebnis brachte im Mai desselben Jahres das Ensemble für Musik des Mittelalters Sequentia unter der Leitung von Barbara Thornton (1950–1998) das Mysterienspiel Ordo virtutum (wörtl. "Der Reigen der Tugendkräfte") in der romanischen Kirche Groß St. Martin zu Köln auf die Bühne, und am Hl. Abend desselben Jahres wurde diese Produktion im Deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Im selben Jahr erschien auch die Einspielung auf Tonträger (Aufnahmeort: Klosterkirche Knechtsteden) als Doppel-LP Ordo virtutum. Das Konzept stammte von Barbara Thornton und die Ausführenden waren die Mitglieder des Ensembles Sequentia sowie die Schauspielerin Carmen-Renate Köper in der Rolle der Hildegard und der Schauspieler William Mockridge in der Rolle des Diabolus. [25]

Die Regisseurin Margarethe von Trotta (Produzent: Markus Zimmer) verfilmte im Jahr 2008 das Leben der Hildegard von Bingen mit dem Titel Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen. Hildegard wird dabei von der Schauspielerin Barbara Sukowa gespielt.[26] Der Concorde Filmverleih brachte den Film am 24. September 2009 in die deutschen Kinos. Bereits 2008 erschien eine Audio-CD mit dem Hildegard-Musical „Ich sah die Welt als EINS“ von Musiktheaterautor Pilo.[27]

Zehn Jahre zuvor brachte die Berliner Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Nadja Reichardt [28] das Leben der Hildegard von Bingen unter dem Titel "Eine Schwalbe im Krieg" erfolgreich auf die Theaterbühne. Seit der Premiere 1998 wird das intensive Ein-Personen-Stück Jahr für Jahr an illustren Orten wie dem Französischen Dom Berlin, der Dresdner Frauenkirche und anderen Sakralbauten aufgeführt. Eine Hörspiel-Version existiert ebenfalls.

Der Autor und Regisseur Rüdiger Heins hat auf der Grundlage von Hildegards Texten 2010 ein Theaterstück geschrieben und inszeniert. In seinem Stück „Vision der Liebe“ beschäftigt er sich mit den Visionen Hildegards, die auch noch im 21. Jahrhundert Bedeutung haben. Aktuelle Themen wie Umweltverschmutzung, Kriege und Integrationsfragen werden auf dem Hintergrund ihrer Schriften in die heutige Zeit übertragen. Die Uraufführung findet am 10. Dezember in Bingen statt. Eine weitere Aufführung ist am 17. Dezember in Bad Kreuznach. Das Stück ist als Art in Process konzipiert und wird sich im Laufe der Jahre ständig verändern. Die Schauspielerin Annette Artus stellt die Heilige vom Rupertsberg dar. Marenotte Tauber wird mit hildegardischen Gesängen das Stück musikalisch umrahmen.

Die Mediävistin Hildegard Elisabeth Keller integrierte Hildegard als eine von fünf weiblichen Hauptfiguren in die Trilogie des Zeitlosen, die Ende September 2011 erschienen ist. Sie hat ausgehend von Hildegards Briefen, Visionen und Visionshandschriften ein Hörspiel geschrieben und inszeniert, in dem sich Hildegard mit drei anderen Autorinnen in einer fiktiven Begegnung außerhalb der Zeit über Leben und Werk unterhält.

Literatur (Auswahl)

Werkausgaben

  • Digitalisat des „Riesencodex“
  • Walter Berschin, Hildegard von Bingen: Symphonia. Gedichte und Gesänge. lateinisch und deutsch (mit H. Schipperges), Gerlingen 1995.
  • Maura Böckeler: Hildegard, Saint, 1098–1179. Wisse die Wege. Scivias. Nach dem Originaltext des illuminierten Rupertsberger Kodex ins Deutsche übertragen und bearbeitet von Maura Böckeler, Otto Müller Verlag, Salzburg 1954
  • Adelgundis Führkötter OSB (Übers. u. Hrsg.), Hildegard von Bingen: "Nun höre und lerne, damit du errötest..." Briefwechsel nach den ältesten Handschriften übersetzt und nach den Quellen erläutert, Verlag Herder, Freiburg u.a. 2008, (Herder spektrum 5941), ISBN 978-3-451-05941-4
  • Bernward Konermann (Hrsg.), Hildegard von Bingen: Ordo Virtutum – Spiel der Kräfte. Augsburg 1991, ISBN 3-629-00604-3.
  • Ortrun Riha (Übers.), Hildegard von Bingen. Werke Band II. Ursprung und Behandlung der Krankheiten. Causae et Curae. Beuroner Kunstverlag, Beuron 2012, ISBN 978-3-87071-248-8.
  • Ortrun Riha (Übers.), Hildegard von Bingen. Werke Band V. Heilsame Schöpfung - Die natürliche Wirkkraft der Natur. Physica. Beuroner Kunstverlag, Beuron 2012, ISBN 978-3-87071-271-6.
  • Walburga Storch OSB (Übersetzung u. Hrsg.), Hildegard von Bingen: Scivias. Wisse die Wege. Eine Schau von Gott und Mensch in Schöpfung und Zeit. Pattloch, Augsburg 1990, ISBN 3-629-00563-2.
  • Barbara Stühlmeyer OblOSB (Übers.): Hildegard von Bingen. Werke Band IV. Lieder. Symphoniae. Beuroner Kunstverlag, Beuron 2012, ISBN 978-3-87071-263-1.

Sekundärliteratur

  • Tilo Altenburg: Soziale Ordnungsvorstellungen bei Hildegard von Bingen. Stuttgart 2007, ISBN 978-3-7772-0711-7.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: HILDEGARD von Bingen. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2. Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 846–851.
  • Barbara Beuys: Denn ich bin krank vor Liebe: Das Leben der Hildegard von Bingen. Piper, München ISBN 3-492-23649-9.
  • Maura Böckeler: Der heiligen Hildegard von Bingen Reigen der Tugenden Ordo Virtutum; ein Singspiel; Barth, Prudentiana (Musik); Böckeler, Maura, Berlin: Sankt Augustinus, 1927.
  • Christine Büchner: Hildegard von Bingen : eine Lebensgeschichte, Insel-Verlag, Frankfurt am Main; Leipzig 2009, ISBN 978-3-458-35069-9.
  • Michaela Diers: Hildegard von Bingen. 5. Aufl. Dtv, München 2005 (=dtv porträt). ISBN 3-423-31008-1.
  • Michael Embach: Die Schriften Hildegards von Bingen. Studien zu ihrer Überlieferung und Rezeption im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Akademie, Berlin 2003, ISBN 978-3-05-003666-3 (Erudiri Sapientiae. Band 4).
  • Edeltraut Forster u. a. (Hrsg.): Hildegard von Bingen. Prophetin durch die Zeiten. Zum 900. Geburtstag., Verlag Herder, Freiburg u.a. 1997, 2. Aufl. 1998, ISBN 3-451-26162-6.
  • Hiltrud Gutjahr OSB u. Maura Záthonyi OSB: Geschaut im lebendigen Licht. Die Miniaturen des Liber Scivias der Hildegard von Bingen, erklärt und gedeutet. Mit einer kunsthistorischen Einführung von Lieselotte Saurma-Jeltsch. Hrsg. von der Abtei St. Hildegard, Rüdesheim/Eibingen, Beuroner Kunstverlag, Beuron 2011, ISBN 978-3-87071-249-5.
  • Alfred Haverkamp (Hrsg.): Hildegard von Bingen in ihrem historischen Umfeld. Internationaler wissenschaftlicher Kongress zum 900-jährigen Jubiläum. 13. bis 19. September 1998. Bingen am Rhein. Mainz 2000.
  • Josef Heinzelmann: Hildegard von Bingen und ihre Verwandten. Genealogische Anmerkungen. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 23 (1997), S. 7–88.
  • Sarah L. Highley (Hrsg.): Hildegard of Bingen's unknown language. An edition, translation and discussion. Palgrave macmillan, New York 2007, ISBN 978-1-4039-7673-4.
  • Helene M. Kastinger Riley: Hildegard von Bingen. Rowohlt, Reinbek 1997, 4. Auflage 2011, ISBN 978-3-499-50469-3.
  • Hildegard Elisabeth Keller: Der Ozean im Fingerhut. Hildegard von Bingen, Mechthild von Magdeburg, Hadewijch und Etty Hillesum im Gespräch. Mit Beiträgen von Daniel Hell und Jeffrey F. Hamburger. Zürich 2011 (Trilogie des Zeitlosen 3), ISBN 978-3-7281-3437-0.
  • Monika Klaes (Hrsg.): Vita sanctae Hildegardis. Leben der heiligen Hildegard von Bingen. Canonizatio Sanctae Hildegardis. Kanonisation der heiligen Hildegard. Herder, Freiburg [u. a.] 1998, ISBN 3-451-23376-2 (Fontes Christiani. Band 29).
  • Antonius van der Linde: Hildegard von Bingen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 407 f.
  • Barbara Newman: Hildegard von Bingen, Schwester der Weisheit. Verlag Herder, Freiburg u.a. 1997, ISBN 3-451-23675-3.
  • Barbara Newman (Hrsg.): Voice of the Living Light. Hildegard of Bingen and Her World. Berkeley u. a. 1998.
  • Régine Pernoud: Hildegard von Bingen. Ihre Welt, Ihr Wirken, Ihre Vision, Verlag Herder, Freiburg u.a. 2. Aufl. 1997, ISBN 3-451-23677-X.
  • Marianne Richert Pfau & Stefan J. Morent: Hildegard von Bingen: Der Klang des Himmels. In: Annette Kreutziger-Herr & Melanie Unseld (Hg.): „Europäische Komponistinnen“ Bd. 1; Köln: Böhlau 2005, enthält CD Ordo Virtutum – Fassung nach Scivias (Ensemble für Musik des Mittelalters, Leitung Stefan Morent), ISBN 3-412-11504-5.
  • Marianne Richert Pfau: Hildegard von Bingen's Symphonia: An Analysis of Musical Process, Modality, and Text-Music Relations. Dissertation, Stony Brook University 1990.
  • Hermann Josef Roth: Missverstandene Klostermedizin. Spektrum der Wissenschaft, März 2006, S. 84–91 (2006), ISSN 0170-2971.
  • Hartmut Sommer: Die wahre Schau - die Klöster der Hildegard von Bingen an Rhein und Nahe, in: Die großen Mystiker Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2008, ISBN 978-3-534-20098-6.
  • Heinrich Schipperges: Hildegard von Bingen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 131–133 (Digitalisat).
  • Christian Sperber: Hildegard von Bingen. Eine widerständige Frau. Aichach 2003, ISBN 3-929303-25-6.
  • Barbara Stühlmeyer: Die Kompositionen der Hildegard von Bingen. Ein Forschungsbericht. In: Beiträge zur Gregorianik. 22. ConBrio Verlagsgesellschaft, Regensburg 1996, ISBN 3-930079-23-2. S. 74-85.
  • Barbara Stühlmeyer: Musik im 12. Jahrhundert. In: Hans-Jürgen Kotzur: Hildegard von Bingen 1098 – 1179. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2445-6, S. 178–181.
  • Barbara Stühlmeyer: Die Gesänge der Hildegard von Bingen. Eine musikologische, theologische und kulturhistorische Untersuchung. Olms, Hildesheim 2003, ISBN 3-487-11845-9.
  • Barbara Stühlmeyer: In einem Meer von Licht. Heilende Gesänge der Hildegard von Bingen. Mit Illustrationen von Sabine Böhm. Butzon & Bercker, Kevelaer 2004, ISBN 3-7666-0593-3.
  • Barbara Stühlmeyer: Die musikalische Kirchenlehrerin. Zur Heiligsprechung Hildegards von Bingen. In: Musica sacra (Zeitschrift) Nr. 5, Bärenreiter Kassel 2011, S 298. ISSN 0179-356-X.
  • Barbara Stühlmeyer: Die unbequeme Lehrerin oder: warum Hildegard von Bingen so spät heilig wurde. In: Karfunkel 96 Oktober/November 2011 S. 27-31.
  • Barbara Stühlmeyer: Tugenden und Laster. Wegweisung im Dialog mit Hildegard von Bingen. Mit Illustrationen von Sabine Böhm. Beuroner Kunstverlag 2012. ISBN 978-3-87071-287-7.
  • Josef Sudbrack: Hildegard von Bingen: Schau der kosmischen Ganzheit. Echter, Würzburg 1995, ISBN 3-429-01696-7.
  • Victoria Sweet: Rooted in the Earth, Rooted in the Sky: Hildegard of Bingen and Premodern Medicine. New York: Routledge 2006, ISBN 0-415-97634-0.
  • Melitta Weiss-Amer [= Melitta Weiss Adamson]: Die 'Physica' Hildegards von Bingen als Quelle für das 'Kochbuch Meister Eberhards', Sudhoffs Archiv 76 (1992), 1, 87–96; vgl. dazu: Anita Feyl: Das Kochbuch des Eberhard von Landshut (erste Hälfte des 15. Jahrhunderts), Ostbairische Grenzmarken 5 (1961), S. 352-366.

Tonträger (CD)

  • A feather on the breath of God – sequences and hymns by Abbess Hildegard of Bingen. Gothic Voices with Emma Kirkby, Ltg. Christopher Page. Hyperion 1982.
  • Hildegard von Bingen – Ordo virtutum/Spiel der Kräfte. Sequentia, Ltg. Barbara Thornton, Benjamin Bagby. Deutsche Harmonia Mundi 1982.
  • Hildegard von Bingen – Symphoniae/Geistliche Gesänge. Sequentia, Ltg. Barbara Thornton, Benjamin Bagby. Deutsche Harmonia Mundi 1985.
  • Hildegard von Bingen und ihre Zeit. Ensemble für Frühe Musik Augsburg. Christophorus 1990.
  • Hildegard von Bingen – Canticles of ecstasy/Gesänge der Ekstase. Sequentia, Ltg. Barbara Thornton, Benjamin Bagby. Deutsche Harmonia Mundi/BMG 1994.
  • Hildegard von Bingen – Voice of the blood/Stimme des Blutes. Sequentia, Ltg. Barbara Thornton, Benjamin Bagby. Deutsche Harmonia Mundi/BMG 1995.
  • Hildegard von Bingen - Femina Forma Maria. Marienlieder des Villarenser Kodex. Ensemble Mediatrix, Ltg. Johannes Berchmans Göschl. Calig, Augsburg 1996.
  • Hildegard von Bingen - O vis aeternitatis. Vesper in der Abtei St. Hildegard. Schola der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard, Eibingen, Ltg. Johannes Berchmans Göschl, Sr. Christiane Rath OSB. Ars Musici, Freiburg 1997.
  • Hildegard von Bingen – O Jerusalem. Sequentia, Ltg. Barbara Thornton, Benjamin Bagby. Deutsche Harmonia Mundi/BMG 1997.
  • Hildegard von Bingen - Ordo virtutum. Spiel der Kräfte - Fassung nach Scivias. Ensemble ordo virtutum, Ltg. Stefan Morent. Bayer Records 1997.
  • Hildegard von Bingen – Ordo virtutum. Sequentia, Ltg. Barbara Thornton, Benjamin Bagby. Deutsche Harmonia Mundi/BMG 1998.
  • Saints. Sequentia, Barbara Thornton und Benjamin Bagby. BMG 1998.
  • Hildegard von Bingen - Ordo virtutum - ein mittelalterliches Mysterienspiel. Ensemble A Cappella, Köln, Ltg. Dirk van Betteray. OKK, Waldbröhl 1998.
  • Hildegard von Bingen und Birgitta von Schweden. Les Flamboyants. Raumklang 1998.
  • Hildegard von Bingen - Ordo virtutum. Cantoria Alberto Grau, Ltg. Johannes Berchmans Göschl. Legato 1999.
  • Seraphim - Hildegard von Bingen. Ensemble Cosmedin, Stephanie und Christoph Haas. Animato 2005.
  • Der Ozean im Fingerhut. Hildegard von Bingen, Mechthild von Magdeburg, Hadewijch und Etty Hillesum im Gespräch. Hörspiel von Hildegard Elisabeth Keller. 2 Audio-CDs. VDF-Verlag 2011.

Weblinks

Commons: Hildegard von Bingen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Geburtsdatum lässt sich näher bestimmen für die Zeit zwischen dem 1. Mai 1098 und dem 17. September 1098 nach den Angaben in: Hildegard von Bingen Scivias 1990, S. 5 ("...im Jahre 1141, als ich 42 Jahre und 7 Monate alt war..."), und Klaes 1998, S. 231, siehe auch Anmerkung 22
  2. Vater von Hildegard war der Edelfreie Hildebrecht von Hosenbach
  3. Predigt von Papst Benedikt XVI. zur Eröffnung der Bischofssynode und Erhebung des hl. Johannes von Avila und der hl. Hildegard von Bingen zu Kirchenlehrern am 7. Oktober 2012;Radio Vatikan vom 27. Mai 2012: "Hildegard von Bingen wird Kirchenlehrerin";Hildegard von Bingen und Johannes von Avila neue Kirchenlehrer
  4. Marianna Schrader, Adelgundis Führkötter: Die Herkunft der Heiligen Hildegard. In: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte. Bd. 43, 2. Aufl., Mainz 1981, S. 14,18
  5. Dagmar Heller: Hildegard von Bingen. (1098–1179). In: Helmut Burkhardt und Uwe Swarat (Hrsg.): Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. Band 2. R. Brockhaus Verlag, Wuppertal 1993, ISBN 3-417-24642-3, S. 907.
  6. 6,0 6,1 Klaes 1998, S. 125
  7. Jahreszahl nach Juttas Vita (Franz Staab: Reform und Reformgruppen im Erzbistum Mainz. Vom ‚Libellus de Willigisi consuetudinibus‘ zur ‚Vita domnae Juttae inclusae‘, in: Reformidee und Reformpolitik im spätsalisch-frühstaufischen Reich, Hg. Stefan Weinfurter unter Mitarbeit von Hubertus Seibert, Mainz 1992 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 68)). Dagegen berichtet Hildegards Vita, sie sei im Alter von acht Jahren auf dem Disibodenberg eingeschlossen worden. (Monika Klaes (Hrsg.): Vita Sanctae Hildegardis. (Corpus Christianorum, Continuatio mediaevalis 126). Brepols, Turnholti 1993., ISBN 2-503-04261-9, I, 1, S. 6)
  8. Alfred Haverkamp: Hildegard von Disibodenberg-Bingen. Von der Peripherie zum Zentrum. In: Alfred Haverkamp (Hrsg.): Hildegard von Bingen in ihrem historischen Umfeld. Internationaler wissenschaftlicher Kongress zum 900-jährigen Jubiläum. 13. bis 19. September 1998. Bingen am Rhein. Mainz 2000. Anm. 5 und 73
  9. Klaes 1998, S. 14
  10. Hildegard von Bingen: Im Feuer der Taube: die Briefe. Übers. und hrsg. von Walburga Storch. Augsburg: Pattloch, 1997. ISBN 3-629-00885-2; hier: S. 21; vgl. die Interpretation des Briefwechsels bei Christian Sperber, Hildegard von Bingen. Eine widerständige Frau, Aichach 2003, S. 92–115.
  11. Michael Embach: Die Schriften Hildegards von Bingen: Studien zu ihrer Überlieferung und Rezeption im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Habilitation Universität Trier, Berlin 2003 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Oliver Sacks: Migraine: Understanding a Common Disorder. Berkeley, 1985, S. 106–108; Ines Perl: Der Migräne-Aura auf der Spur, Uni Magdeburg, Januar 2001
  13. Den Brief von Tengswich beantwortete Hildegard recht kühl, ohne auf die einzelnen Vorwürfe einzugehen. Lediglich zur Trennung von adligen und nichtadligen Nonnen bemerkt sie, ein konfliktfreies Zusammenleben der verschiedenen Stände sei schwierig. Vgl. Hildegard von Bingen: Im Feuer der Taube: die Briefe. Übers. und hrsg. von Walburga Storch. Augsburg: Pattloch, 1997. ISBN 3-629-00885-2; hier: S. 110–114.
  14. siehe: Peter Riethe: Hildegard von Bingen - Eine aufschlussreiche Begegnung mit ihrem naturkundlich-medizinischen Schrifttum Tectum Verlag, Marburg 2011. 370 S. ISBN 978-3-8288-2553-6
  15. Barbara Stühlmeyer: Die Gesänge der Hildegard von Bingen. Eine musikologische, theologische und kulturhistorische Untersuchung, Dissertation, Olms 2003.
  16. M. Carruthers: The Craft of Thought, Cambridge etc. 1998.
  17. M. R. Pfau & S. J. Morent: Hildegard von Bingen: Der Klang des Himmels, Köln 2005.
  18. Gubaidulina, Aus den Visionen
  19. Digitalisat der Urkunde beim Virtuellen Deutschen Urkundennetzwerk. Ein Regest der Urkunde ist abrufbar über die Website des Landeshauptarchivs Koblenz (durchklicken zu: Bestände → Landeshauptarchiv Koblenz → A Die Zeit des alten Reiches → A.2 Klöster und Stifte → Bestand Nr. 164 Rupertsberg → Findbuch → Urkunden → Urkunde Nr. 14).
  20. Martyrologium romanum, 9. Auflage, Rom 1749, Kapitel September: [1].
  21. Äbtissin, Mystikerin, abgerufen am 3. November 2012
  22. Promulgazione di decreti della congragazione delle cause Dei Santi. 10. Mai 2012
  23. Homepage der Hildegardisschule Rüdesheim Geschichte
  24. Notiz im Ärzteblatt Nordrhein 6/97 (Zugriff Juli 2009)
  25. Beiheft der Doppel-LP Ordo virtutum von 1982 bzw. der Doppel-CD Ordo virtutum von 1990.
  26. Schwäbische Zeitung Online: „Margarethe von Trotta dreht Film über Hildegard von Bingen“
  27. Hildegard-Musical
  28. Kurzportrait Nadja Reichardt beim Verlag DMP Doku-Medienproduktion