Hydrokultur
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Hydrokultur (von griechisch hydro „Wasser“) ist eine Form der Pflanzenhaltung, bei der die Pflanzen in einem anorganischen Substrat statt in einem organische Bestandteile enthaltenden Boden wurzeln. Die Ernährung der Pflanzen erfolgt dabei über eine wässrige Lösung anorganischer Nährsalze, wie zum Beispiel die Knopsche Nährlösung.
Grundlagen
Substrate
Als anorganisches Substrat wird für Zimmerpflanzen üblicherweise körniger, granulierter Blähton verwendet. Es sind aber, je nach Anforderung auch andere Substrate wie Kies, Basalt oder Perlit gebräuchlich. Zur Aussaat wird häufig Mineralwolle verwendet, aus der die Jungpflanzen in andere Substrate umgesetzt werden. Das Substrat dient lediglich dazu, den Wurzeln Halt zu geben und die Pflanzen so aufrecht zu halten, trägt aber nicht zur Ernährung der Pflanzen bei. Bei Gesteinskörnungen muss darauf geachtet werden, dass das Material frei von Kalk ist,damit der pH-Wert der Nährlösung nicht durch das Substrat übermäßig angehoben wird.
Pflanzenernährung
Da durch das Fehlen feiner organischer Erdbestandteile die chemischen Bodeneigenschaften stark vom natürlichen Zustand abweichen, ist normaler Pflanzendünger nur bedingt für die Hydrokultur geeignet. Abhilfe schafft ein spezieller Hydrokulturdünger, der durch Additive den pH-Wert der Lösung in einem für viele Pflanzen geeigneten Bereich puffert. Teils werden so genannte Ionentauschgranulate genutzt, die durch Ionenaustausch die Pflanzen mit Nährstoffen versorgen und gleichzeitig im Wasser vorhandene, für die Pflanzen im Überschuss unverträgliche Mineralien wie Kalk binden. Zu den im Handel angebotenen Hydrokulturgefäßen gehört üblicherweise auch ein Wasserstandsanzeiger, mit dem die Füllhöhe der Nährlösung kontrolliert werden kann.
Umstellung
Die Umstellung von Boden- auf Hydrokultur gelingt in der Regel nur bei Jungpflanzen problemlos. Da in Hydrokultur gehaltene Pflanzen so genannte „Wasserwurzeln“ ausbilden, die nach dem Einsetzen in organischen Boden fast immer wegfaulen, ist diese umgekehrte Umstellung ebenfalls sehr problematisch.
Kultivierungsformen
Neben der für Zierpflanzen verbreiteten Kultivierung in Substraten werden besonders im Erwerbsgartenbau andere Kultivierungsformen angewendet.
Nutrient Film Technique (NFT)
Auch die Nährlösungsfilm-Technik ist eine Anbauform, bei der die Pflanzen in Kanälen bzw. Rohren gezogen werden, die in einem leichten Gefälle (1–2 %) verlegt sind und von Nährlösung durchflossen werden. Die Pflanzen werden meist mit substratgefüllten Netztöpfen in passende Löcher in die Kanäle gesetzt.
Die Wurzeln der Pflanzen liegen teils in der Nährlösung, teils oberhalb im luftgefüllten Bereich des Kanals. In NFT können die Pflanzen sehr leicht geerntet und gewechselt werden. Problematisch können sehr lange Kanäle (>100 m) sein, in denen sich bei Sonneneinstrahlung die Nährlösung zu stark erwärmt oder zum Ende des Kanals einen zu geringen Nährsalzgehalt hat, so dass die letzten Pflanzen weniger gutes Wachstum zeigen.[1]
Die Größe der Kanäle und der Abstand der Pflanzen müssen dem Wurzelwachstum der Pflanzen angepasst werden, damit der Kanal nicht im Laufe der Zeit verstopft und damit der Fluss unterbrochen wird.
Deep Water Culture (DWC)
Deep Water Culture ist eine Anbauform, bei der die Pflanzen schwimmend in Nährlösung gehalten werden und die Wurzeln direkt in der Nährlösung hängen.
Meist werden die Pflanzen mit substratgefüllten Netztöpfen in entsprechend gelochte Styroporplatten gesteckt und diese dann in Becken mit Nährlösung gelegt.
Da Wurzeln neben Wasser und Nährstoffen auch Sauerstoff benötigen, muss das Nährlösungsbecken gut belüftet werden, damit permanent Luftbläschen aufsteigen. Wird dies unterlassen, sterben die Wurzeln und mit ihnen die Pflanzen rasch ab.
Unterschiede zur Bodenkultur
Fast alle Pflanzen können auch in Hydrokultur kultiviert werden, wobei manche im Vergleich mit herkömmlicher Bodenkultur besseres oder auch schlechteres Wachstum zeigen. Für einen seriösen Vergleich ist aber auch der korrekte Umgang mit Wasserversorgung und Nährlösung notwendig, der anfangs nicht immer problemlos gelingt.
Durch den Flüssigkeitsvorrat am Boden des Gefäßes muss allerdings seltener gegossen werden. Da die Pflanze weniger Wurzelvolumen ausbildet, muss auch seltener umgetopft werden.
Im Allgemeinen treten in Hydrokultur weniger Bodenschädlinge auf, da diese sich in Hydrokultur-Substraten meist nicht etablieren können. Gegenüber einer Bodenkultur ist die Kultivierung einzelner Zierpflanzen in Hydrokultur in Anschaffung und Unterhalt teurer: Es werden besondere Pflanzgefäße sowie spezieller Hydrokulturdünger benötigt.
Nutzung im Gartenbau
Im Erwerbsgartenbau wird die Hydrokultur hydroponische Kultur oder kurz Hydroponik genannt. Der Hauptvorteil der Hydroponik liegt in der exakten Kontrolle der Düngezugabe, die den Bedürfnissen der Pflanzen genau angepasst werden kann und so einen optimalen Ertrag gewährleistet. Die höheren Kosten für Substrate fallen hier weniger ins Gewicht, als bei der Innenraumbegrünung.
Siehe auch
- Aeroponik
- Aquaponik: eine Kombination aus Fischzucht und Hydrokultur bei der die Fischausscheidungen als Dünger genutzt werden.
Literatur
- Margot Schubert: Mehr Blumenfreude durch Hydrokultur. 7. durchgesehene Auflage. BLV-Verlagsgesellschaft, München 1980, ISBN 3-405-12222-8.
- Günther Kühle: Zimmerpflanzen in Hydrokultur. 6. Auflage. Neumann, Leipzig u. a. 1990, ISBN 3-7402-0014-6.
- Karl-Heinz Opitz: Hydrokultur. Die einfache Pflanzenpflege. Die einfache Pflanzenpflege. Üppige Zimmerpflanzen ohne Erde. Mit Tips für die Pflanzen- und Gefässwahl. Gräfe und Unzer, München 1995, ISBN 3-7742-1681-9 (GU-Ratgeber Zimmerpflanzen).
- Margot Schubert, Wolfgang Blaicher: 1 × 1 der Hydrokultur. 8. durchgesehene Auflage, Neuausgabe. BLV, München u. a. 1998, ISBN 3-405-15339-5 (BLV Garten- und Blumenpraxis).