Hymenopus coronatus



Hymenopus coronatus

Hymenopus coronatus

Systematik
Klasse: Insekten
Ordnung: Fangschrecken (Mantodea)
Familie: Hymenopodidae
Unterfamilie: Hymenopodinae
Gattung: Hymenopus
Art: Hymenopus coronatus
Wissenschaftlicher Name
Hymenopus coronatus
Olivier, 1792
Vier präparierte Exemplare von Hymenopus coronatus
subadultes Tier
Kopfdetail eines subadulten Tieres

Hymenopus coronatus ist eine in Ostasien verbreitete Fangschreckenart. Im Deutschen wird sie entweder Kronenfangschrecke, oder manchmal auch Orchideenmantis genannt, allerdings werden so auch einige andere Fangschrecken der Familie Hymenopodidae bezeichnet. Ihr Lebensraum erstreckt sich über die Regenwälder Indiens, Malaysias, Thailands, Javas, Indonesiens, Brunais und Borneos. Hymenopus coronatus lebt in mittlerem und höherem Laub- und Blütenwerk und ernährt sich dort von nektarsuchenden Insekten.

Merkmale

Hymenopus coronatus erreicht eine für Fangschrecken durchschnittliche Größe. Auffällig ist allerdings der starke Geschlechtsdimorphismus in Bezug auf die Körpergröße. Während die Weibchen eine Körperlänge von etwa 60 Millimetern erreichen, werden die Männchen nur halb so lang und sind auch wesentlich schlanker. Wie die meisten Vertreter der Familie Hymenopodidae ist diese Art an das Leben auf Blüten angepasst und zeigt eine gute Mimese. Die Tiere sind weißlich mit pinkfarbenen, roten, violetten , manchmal sogar braunen Farbansätzen und besitzen zahlreiche Loben an ihren Beinen. Diese fehlen an den Fangarmen, ihrem Hinterleib und Thorax. Sie besitzen konische, über ihren Kopf hinausragende Facettenaugen, zwischen denen sich ein lobenartiger Fortsatz befindet und einen kurzen, verbreiterten Thorax. Die Fangarme beider Geschlechter sind recht kräftig und ermöglichen den Tieren auch relativ große und kräftige Beutetiere zu überwältigen. Insgesamt ist Hymenopus coronatus eher kompakt gebaut. Beide Geschlechter sind flugfähig, die Flugfähigkeit der Männchen ist jedoch deutlich besser als die der Weibchen, letztere fliegen nur in Notsituationen. Die Deckflügel der Männchen sind transparent, die der Weibchen undurchsichtig und hinten gelblich gefärbt. Außerdem zeigen männliche Tiere eine generell dunklere Färbung.

Entwicklung und Lebensweise

Die Entwicklung der Larven dauert zwischen sechs und acht Wochen. Die aus dem Ei schlüpfenden Jungtiere ähneln den ausgewachsenen Artgenossen kaum, anders als bei hemimetabolen Insekten sonst üblich. Sie sind eher wurmförmig mit enganliegenden kurzen Beinen und überlangen Cerci. Da die Larven sich beim Schlupf durch die Eiermembran und den isolierenden Schaum des Eipaketes zwängen müssen, ist eine gedrungene Gestalt von Vorteil. Wenn die Larve im Inneren des Eis schlupfbereit ist, durchstößt sie mit einem speziellen Eizahn die Außenmembran des Eis, zwängt sich durch die isolierende Schaummasse, welche die Eier umgibt und „seilt“ sich an ihren sogenannten Cerci, welche mit ihren Enden mit dem Eipaket verbunden bleiben, ab. Die Larven hängen nun unter dem Eipaket und häuten sich in dieser Lage sofort. Nach ihrer ersten Häutung haben die Jungtiere nun das für Fangschrecken typische Aussehen, sind aber dunkelrot und schwarz gefärbt. Mit dieser Mimikry ahmen sie wehrhafte Ameisen nach, was sie vor Fressfeinden schützt. Vom Schlupf an sind die Larven auf sich allein gestellt. Sie entfernen sich sofort voneinander und suchen sich geschützte Winkel, wo sie vor Räubern sicher sind. Nach einer weiteren Häutung besitzen sie die weißliche Färbung der erwachsenen Tiere. Spätestens dann suchen die Tiere Blütenpflanzen, vorzugsweise Orchideenblüten auf, um dort auf Beute zu lauern. Durch ihre gute Tarnung werden sie von Insekten wie Schmetterlingen, Fliegen, Wanzen und Käfern nicht erkannt und können mithilfe ihrer kräftigen Fangarme auch wehrhafte Insekten wie Bienen und Wespen fangen. Den schwarzen Punkt auf dem Hinterleib halten kleine Fliegen oft irrtümlich für einen fressenden Artgenossen und werden so angelockt. Diese kleinen Fliegen locken in Folge größere Fliegen an, welche ganz oben auf dem Speiseplan von Hymenopus coronatus stehen. Es kann aber auch vorkommen, dass sie sich an weiter entfernte Insekten mit ihren typischen, leicht schwingenden Bewegungen heranschleichen. Im Gegensatz zu anderen Fangschreckenarten brauchen die Männchen nicht nur eine, sondern zwei Häutungen weniger als die Weibchen und sind daher nicht nur um einiges kleiner, sondern auch wesentlich früher geschlechtsreif. Dies verhindert eine Inzucht, worauf Hymenopus coronatus empfindlich reagiert.

Fortpflanzung

Nach der letzten Häutung (Imaginalhäutung), brauchen die Männchen eine, die Weibchen ca. zwei Wochen, bis sie zur Paarung bereit sind. Die männlichen Tiere fliegen dann zur Paarungssuche vorwiegend abends und morgens im Laubwerk umher und orientieren sich mithilfe ihrer gut entwickelten Fühler an Lockstoffen, welche die Weibchen bei Geschlechtsreife verbreiten. Die Annäherung ist für das Männchen riskant, da es vom Weibchen manchmal nicht als Geschlechtspartner erkannt und angegriffen wird. Viele Männchen schleichen sich unbemerkt an das Weibchen heran und springen dann schnell auf, wobei sie mit ihren Fühlern hektisch den Prothorax des Weibchens betasten. Befinden sie sich erst mal auf dem Rücken der Partnerin, kann diese sie mit den Fangarmen nur schwer erreichen. Die Kopulation dauert wie bei den meisten Fangschreckenarten sehr lange, aber auch danach bleibt das Männchen noch einige Zeit auf dem Rücken, um eventuelle Konkurrenten abzuwehren. Manchmal „trommelt“ es auch mit den Fangarmen auf den Deckflügeln der Partnerin.

Eiablage

Nach einer erfolgreichen Verpaarung benötigt das Weibchen zwei bis vier Wochen, um eine Oothek auszubilden. Es hat in dieser Zeit mehr Appetit und ihr Hinterleib schwillt stark an. Zur Eiablage hängt es sich kopfüber an einen stabilen Ast und drückt ihr Hinterleibsende an die Rinde. Aus den vergrößerten Anhangsdrüsen ihrer Vulva drückt das Weibchen nun ein Sekret und schäumt dieses durch Hinterleibsbewegungen auf, sodass die für die Oothek typische Isolierschicht entsteht. Diese ist bei Hymenopus coronatus sehr zerbrechlich und dient fast ausschließlich der Tarnung vor Eierräubern. Das Tier formt zuerst eine Art Hohlzylinder, in welchen sie anschließend in mehreren, von Isolierschaum getrennten Schichten ihre Eier legt. Danach verschließt es das Eipaket mit einer abschließenden Schaumschicht und überlässt die Eier sich selbst.

Literatur

  • I. & R Bischoff, C. Hessler, M. Meyer: Mantiden Faszinierende Lauerjäger, Edition Chimaira, 2006, ISBN 3-930612-45-3
  • Reinhard Ehrmann: Mantodea Gottesanbeterinnen der Welt, NTV, 2002, ISBN 3-931587-60-6
  • Ehrmann, R. Gottesanbeterinnen (Mantodea). Eine Übersicht, Teil 1: Stammesgeschichte, Systematik, Körperbau, Fortpflanzung. Reptilia 28 (2001): S. 26-32
  • Ehrmann, R. Gottesanbeterinnen (Mantodea) • Eine Übersicht, Teil 2: Vorkommen, Lebensweise, Haltung und Zucht, Determination. Reptilia 29 (2001): S. 62-67

Weblinks

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