Insektensammlung


Käfersammlung des Melbourne Museum, Australien

Eine Insektensammlung ist eine Sammlung toter und präparierter Insekten, die aus wissenschaftlichem Interesse oder ästhetischen Gründen angelegt wird. Die meisten Insekten können wegen des harten Außenskeletts relativ einfach als Trockenpräparate aufbewahrt werden und bei sachgemäßer Unterbringung sehr lange, auch mehrere Jahrhunderte, überdauern.

Methodik

Die bekannteste und von Amateur-Entomologen auch überwiegend angelegte Form der Insektensammlung ist die Sammlung von Trockenpräparaten. Die meisten Käfer, Schmetterlinge, Hautflügler, Zweiflügler, Wanzen sowie einige andere Gruppen behalten nach dem Tod und Eintrocknen ihre äußere Form bei, so dass die zur Bestimmung notwendigen Merkmale noch erkennbar bleiben.

Voraussetzung für erfolgreiche Präparierung ist die sachgemäße Tötung des Insekts, die zumeist mit Ethylacetat erfolgt. Um die Tiere von allen Seiten betrachten zu können, gleichzeitig aber vor Beschädigung zu schützen, gibt es verschiedene Verfahren: Das Insekt wird auf eine Nadel aufgespießt oder auf ein Plättchen aus Pappe geklebt, das auf eine Nadel gesteckt wird. Sehr kleine Tiere werden auf extrem dünne Minutiennadeln gesteckt, die ihrerseits mit einem Pappplättchen auf einer Nadel befestigt werden. In manchen Fällen kommt auch die Einbettung in Gießharz in Frage, vor allem bei Typenmaterial, für das der langfristige Schutz vor Beschädigung besonders wichtig ist.

Die genadelten Insekten werden mit einem Fundortetikett versehen, das Auskunft über Datum und Ort des Fundes gibt, meist auch den Sammler angibt und in einen staubdicht schließenden Kasten genormter Größe, dessen Boden mit Styropor ausgelegt ist, gesteckt. Der Deckel des Kastens ist meist verglast.

Andere Formen der Insektensammlung sind Flüssigpräparate, die in Alkohol eingelegt werden. Dies erfolgt bei weichhäutigen Insekten wie etwa Eintagsfliegen, Pflanzenläusen oder Netzflüglern. Von sehr kleinen Insekten wie beispielsweise Fransenflüglern oder Tierläusen schließlich werden meist mikroskopische Präparate angefertigt.

Verbreitung des Insektensammelns

Der Schmetterlingsfänger
(Carl Spitzweg, 1840)

Mit der Entstehung der Entomologie als eigene Wissenschaft im 18. Jahrhundert bildeten Insektensammlungen ebenso wie Naturaliensammlungen anderer Wissenschaftszweige eine wichtige Grundlage wissenschaftlicher Arbeit als Dokumentations- und Vergleichsinstrument. Diese Bedeutung besteht bis heute, besonders wichtig zur Fundierung der Nomenklatur ist die Anlage und Betreuung von Typensammlungen.

Daneben wird und wurde das Insektensammeln auch als Hobby betrieben. Für viele Naturforscher war bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts das Anlegen einer Insektensammlung eine sehr verbreitete, wichtige Vorstufe zur wissenschaftlichen Entomologie. Aber auch kulturgeschichtlich war es ein populäres Hobby zahlreicher naturbegeisterter Menschen aller Altersstufen und Länder, das in Literatur, Musik und Film Spuren hinterlassen hat. Am beliebtesten war das Anlegen einer Schmetterlingssammlung, die sich aber meist auf die Tagfalter beschränkte, gefolgt von der Beschäftigung mit den Käfern.

Mit dem Weltkrieg, danach wirtschaftlicher Not und nachfolgender übermächtiger Konkurrenz leichter konsumierbarer Medienunterhaltung bricht die Basis für das noch zu Jugendzeiten Georges Brassens ("La chasse aux papillons" Die Schmetterlingsjagd, mehrdeutig) beliebte "Steckenpferd" bürgerlicher Kinder und Jugendlicher weitgehend weg. Dabei bleiben nur jene, denen es zur Sammler-Obsession geworden war, so etwa der Schriftsteller Ernst Jünger.

In der Gegenwart würde eine Insektensammlung unter Naturfreunden häufig auf Missgunst treffen, nicht zuletzt der Zunahme bedrohter Arten wegen, auch aufgrund des heute viel weniger anerkannten Tötens der Tiere. So stellt es eine Ausnahme dar, wenn, wie beim Held im Roman Der Schmetterlingsfänger der österreichischen Schriftstellerin Sabine M. Gruber, aus der beinah allen Grundschulkindern eigenen Neugier zur Erforschung der Garteninsekten das klassische Insektensammeln als Hobby erwächst.

Es bleiben Sammlungen, die zu wissenschaftlichen Zwecken angelegt werden, also zu Forschung und Lehre. Denn es gibt auch heute noch geographische Regionen, wo es noch Unklassifiziertes zu finden gibt. Daneben bestehen Naturkundliche Museen, die in Form historischer Insektensammlungen Wissenschafts- und Naturgeschichte wachhalten wollen, etwa in Münster.

Literatur

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  • Der Schmetterlingsjäger und Raupen-, Puppen-, Käfer-, Insekten-, Spinnen-, Mücken- und Pflanzen-Sammler oder Anleitung, Raupen & zu sammeln, kenn zu lernen, zu trocknen und aufzubewahren. Ebner, Ulm 1837 (Digitalisat)
  • Martin Berger: Die Insektensammlungen im Westfälischen Museum für Naturkunde Münster und ihre Sammler. (= Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde; Jg. 63, H. 3). Westfälisches Museum für Naturkunde, Münster 2001
  • Sabine M. Gruber: Der Schmetterlingsfänger. (Roman). Traberg 1999
  • E. Herold: Teutscher Raupenkalender ... nebst einer Einleitung über das Aufsuchen der Raupen, die dazu nöthigen Werkzeuge, ihre Erziehung zu Schmetterlingen, die Anlage von Raupen-Sammlungen durch Trocknen u. Aufbewahren derselben. Fürst, Nordhausen 1845 (Digitalisat)
  • Murray S. Upton: A rich and diverse fauna. The history of the Australian National Insect Collection; 1926–1991. CSIRO, Melbourne 1997, ISBN 0-6430-6322-6
  • Vivienne M. Uys (Hrsg.): How to collect and preserve insects and arachnids. Pretoria 1996, ISBN 0-061-17337-1
  • Franz Maidl: Führer durch die Insektensammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. (= Veröffentlichungen des Vereines der Freunde des Naturhistorischen Museums; 15/16). Wien & Leipzig: Österreichischer Bundesverlag, Wien und Leipzig 1927
  • Karl Wingelmüller: Der Käfer- und Schmetterlingssammler- Anleitung zur Herstellung ... von Insektensammlungen. Magdeburg 1896

Weblinks

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