Jüdischer Nationalfonds


Der Jüdische Nationalfonds (hebräisch קרן קימת לישראל, Keren Kajemeth LeIsrael) (abgekürzt JNF oder KKL) ist heute ein eingetragener Verein, er fördert Umweltprojekte in Israel und ist landesweit zuständig für Aufforstung und Forstwirtschaft.[1]

Geschichte

Der Jüdische Nationalfonds (hebräisch: Keren Kayemet Le-Israel (KKL), קרן קימת לישראל) wurde 1901 in Basel von Johann Kremenezky im Auftrag und auf Initiative Theodor Herzls als Wegbereiter eines jüdischen Staates gegründet. Bis 1948 betrieb er vor allem den Landerwerb für jüdische Siedler im britischen Mandatsgebiet Palästina, gestützt auf finanzielle Hilfe durch die jüdischen Gemeinden weltweit.

Seit Gründung des Staates Israel engagiert sich der Jüdische Nationalfonds bei der Kultivierung des Landes, u.a. durch die Anpflanzung von (bis heute) 260 Millionen Bäumen. Seit einem Abkommen mit der israelischen Regierung im Jahre 1961 ist die Organisation für Aufforstung und Forstwirtschaft zuständig.[1]

Der Schwerpunkt seiner Aktivitäten liegt seit zehn Jahren in der Bewirtschaftung und Vermehrung der knappen Wasserressourcen des Landes.

Vereinstätigkeit in Deutschland

Der deutsche Zweig des JNF wurde als eingetragener Verein 1952 in Düsseldorf gegründet. Der Hauptsitz der gemeinnützigen Organisation ist Düsseldorf, Büros sind in München, Frankfurt am Main, Berlin und Düsseldorf.

Rund 16.000 Spender in Deutschland unterstützen den Jüdischen Nationalfonds regelmäßig bei seinen Projekten zur Begrünung Israels. In Veranstaltungen, Vorträgen, Ausstellungen und Pflanzreisen klärt der Jüdische Nationalfonds über die Notwendigkeit der Wiederaufforstung Israels auf. Für besondere Verdienste um die Arbeit des JNF wird einmal im Jahr der Goldene Olivenzweig als höchste Auszeichnung verliehen.

Die wichtigsten Projekte sind die Wiederbegrünung der Wüste Negev und der Bau von langfristig lebensnotwendigen Wasserreservoiren.

Die Aktionen und Projekte des JNF sollen ein Zeichen der Solidarität mit Israel setzen.

Der Fonds ist mit Deutschland in besonderer Weise über das Projekt „Wald der deutschen Länder“ bei Beer Sheva verbunden. Durch die vielen Spenden aus Deutschland konnten bereits 420.000 Bäume im „Wald der deutschen Länder“ in Israel gepflanzt werden.

Weiterhin initiierte der JNF den „Wald der Nationen“, in dem weltweite Staats- und Regierungschefs symbolisch Bäume als Zeichen der Verbundenheit pflanzen.

Unterstützung

Der JNF finanziert sich durch private Spenden sowie Nachlässe.

Kritik

In den letzten Jahren wurde verschiedentlich Kritik am JNF laut.

Bewaldung

In 2008 wurde die Verwendung von schwerem Gerät seitens des JNF im nördlichen Negev von der Israel Nature and Parks Authority kritisiert; dies würde dem Land Schaden zufügen. Einige Experten werfen dem JNF vor artfremde Bäume zu pflanzen, die nicht in die Region gehören. Die gepflanzten Bäume würden in der Wüstenregion zu einer „ökologischen Invasion“ führen. Die Waldbrände auf dem Carmel sollen dadurch besonders verheerend gewesen sein und insbesondere die Wälder des JNF betroffen haben. Andere Experten, so u.a. Professor Joseph Riov (Hebrew University's Faculty of Agriculture in Rehovot) loben das Konzept des JNF einheimische und versuchsweise andere Arten anzupflanzen, da sonst viel Wälder nicht mehr existieren würden.[2] Bei den Bränden auf dem Carmel waren die Wälder des JNF weniger betroffen. Dies lag an der ständigen Pflege und Ausdünnung von ausgetrockneten Bodenbewachsungen und an den Waldwegen, die zugleich als Feuerschneisen dienten.

Andere Sachverständige kritisierten, dass das Pflanzen von Bäumen dazu diene, illegale Bebauung von Beduinen zu verhindern. Sprecher vom JNF erwiderten darauf, das das Land bereits durch Überweidung gelitten hätte. Auch sei die Bepflanzung vom Landwirtschaftsministerium genehmigt worden.[3] Während 1948 etwa 10,000 Beduinen im Negev lebten sind es heute zwischen 150,000 – 200,000 [4] Die ebenso gewachsenen Vieherden führen zu einer Überweidung im Negev, die Pflanzen und Tiere gefährdet. [5]

Al-Arakib

Der JNF wurde wiederholt von den Mitgliedern des Al-Arakib Stammes dafür verantwortlich gemacht, dass die Siedlung geräumt wurde. Der JNF ist jedoch nicht Eigentümer des umstrittenen Landes. Der JNF ist nicht involviert in die andauernden Rechtsstreitigkeiten zwischen dem Al-Arakib Stamm und der israelischen Regierung. Die israelische Bürgerrechtsgruppe ICAHD berichtete, dass im Juli 2010 ein komplettes von Beduinen bewohntes Dorf in der Negev Wüste zerstört wurde. Kritik gegen die wiederholte Zerstörung des Dorfes al-Araqib kam auch von Amnesty International.[6] Laut Dr. Yeela Ranaan vom Regional Council for the Unrecognized Villages in the Negev plant der JNF, auf dem Gelände von al-Araqib einen Wald zu pflanzen. Die aktuellen Geschehnisse seien Teil der israelischen Regierungspolitik, die Beduinen von ihrem Land zu vertreiben; seit den 50er Jahren würden Beduinen aus dieser Gegend vertrieben werden.[7][8]

Die Spannungen mit dem Beduinenstamm Al-Arakib begannen jedoch erst 1998 – vorher war das Gebiet unbewohnt. Beduinen aus Rahat und anderen Orten drangen in das als israelisches Staatsland definierte und von der Israel Land Administration (ILA) verwaltet Gelände ein.

Seit 2005 haben drei voneinander unabhängige Gerichtsinstanzen, (vom Bezirksgericht in Beer-Sheva bis hoch zum Oberste Gericht in Israel) festgestellt, dass der Kläger Sijach Salimajin Abu Medijam in das umstrittenes Gelände eingedrungen sei, dabei gerichtliche Anordnungen schwer verletzt hat, und nicht einmal ansatzweise nachgewiesen habe, einen Anspruch auf diesen Boden zu besitzen.

In Folge dieser rechtsstattlichen Gerichtsurteile, wurden die zuvor illegal und ohne Baugenehmigung errichteten Zelte und Gebäude wider entfernt. Von Unterstützern des Al-Arakib Stammes wird gezielt versucht den Eindruck zu erwecken die Bewohner von Al-Arakib wären arm und hilflos. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass die Beduinen, die wiederholt nach Al-Arakib eindrangen, in anderen Städten und Siedlungen Häuser und Grundstücke besitzen und dass keine Situation vorliegt bei der Menschen obdachlos werden.[9]

Landverkauf

Dem JNF wurde ebenso vorgeworfen Land nur an Juden zu verkaufen und arabische Staatsbürger Israels damit zu diskriminieren. In Israel muss man zwischen Staatsland, JNF-Land und Land im Privatbesitz unterscheiden.

  • Staatsland

80,4 % der Fläche Israels sind in Staatsbesitz. Dieses Land wird von der Israelischen Land Administration (ILA) verwaltet. Israelische Juden und Araber haben den gleichen Zugang zu diesem Land. Es kann gepachtet und zum Teil gekauft werden.

  • JNF-Land

13,1 % der Fläche Israels sind im privaten Besitz des JNF. Dieses Land darf zur Nutzung verpachtet werden, es darf aber weder an die jüdische noch an die arabische Bevölkerung Israels verkauft werden. Der JNF wurde 1901 mit dem Ziel gegründet Land im heutigen Staatsgebiet von Israel käuflich zu erwerben, um es jüdischen Einwanderern zur Verfügung zu stellen. Für diesen Zweck sammelte der JNF Spenden und verwaltet das erworbene Land treuhänderisch für das jüdische Volk. Um diese Spenden nicht zu veruntreuen wurde aus der Gründungsidee abgeleitet, dass das vom JNF erworbene Land in erster Linie Juden zur Verfügung gestellt wird. Um der Gründungsidee und der Gleichbehandlung aller israelischen Staatsbürger genüge zu tun, verpachtet und verkauft der JNF Land an die ILA, diese wiederum verpachtet und verkauft es an arabische Interessenten. Der JNF erhält im Gegenzug einen Landausgleich von der ILA, so das der Besitzstand von 13,1 % dauerhaft gewahrt bleibt.

  • Land in Privatbesitz

6,5 % der Fläche Israels sind in Privatbesitz. Das Land in Privatbesitz steht Staatsbürgern und Nicht-Staatsbürgern und Juden wie Nicht-Juden zum freien Erwerb. [10]

Die Situation in Jordanien und in der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA): Der Verkauf von Land an jüdische Staatsbürger Israels wird von Jordanien und der Palästinensischen Autonomiebehörde mit dem Tod bestraft. Auf Basis des „Law for Preventing the Sale of Immovable Property to the Enemy“ verhängten Jordanische Gerichte 172 Todesurteile. [11] [12]

Umweltschutz und Kooperationen

Es gibt eine Reihe von Projekten, bei den der JNF und Beduinen eng zusammenarbeiten. Ziel dieser JNF-Projekte ist es, die Lebensqualität der Beduinenbevölkerung des Negev zu verbessern. So wurden in der Beduinenstadt Rahat ein Wasserreservoir errichtet und der „Gerar River Park“ und die dazugehörige Promenade angelegt. Um das Bewusstsein für die Umwelt zu verbessern, hat der JNF-KKL die „Clean up Campaign“ ins Leben gerufen, bei der auf die Problematik der Umweltverschmutzung durch den Menschen hingewiesen wird. Ebenso hat der JNF Pflanzungen angelegt, die dazu dienen, durch Überweidung hervorgerufene Bodenerosion und Verwüstung entgegenzuwirken und die Bodenqualität zu verbessern. Dies kommt auch den Beduinen und ihren Herden zugute.[13]

Literatur

  • Susan Nathan: The Other Side of Israel: My Journey Across the Jewish-Arab Divide. HarperCollins, 2005, ISBN 0007195109 (biografischer Bericht zu den Hintergründen der Aktivitäten des Jüdischen Nationalfonds in Israel)
    • Sie schenkten mir Dornen. Lübbe, Bergisch Gladbach 2005, ISBN 3-7857-2225-7

Hauptsitz in Deutschland

  • Jüdischer Nationalfonds e.V., Kaiserstraße 28, D-40479 Düsseldorf

Weblink

Fußnoten

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