Johann Friedrich Meckel


Johann Friedrich Meckel (der Ältere)

Johann Friedrich Meckel auch der Ältere (* 31. Juli 1724 in Wetzlar; † 18. September 1774 in Berlin) war ein deutscher Anatom.

Leben

Familie

Meckel war der Begründer einer Dynastie von Anatomen, die über vier Generationen Lehrstühle für Anatomie innehatte. Die Familie schuf ein umfassendes anatomischen Werk und begründete die Meckelsche Sammlung.

Er war der Sohn des Juristen Philipp Ludwig Meckel (1693–1764?), Prokurator am Reichskammergericht in Wetzlar[1] und Rat und Geheimsekretär des Fürsten von Nassau-Idstein,[2] und dessen Frau Maria Magdalena Moeller (* 1695). Sein Großvater mütterlicherseits war der Arzt Georg Christoph Moeller, der eine Professur in Göttingen innehatte.[3]

Johann Friedrich Meckel war ab 1750 mit Charlotte Louise Kamman (1724–1797) verheiratet, aus der Ehe gingen zwei Söhne und fünf Töchter hervor, darunter der Anatom und Chirurg Philipp Friedrich Theodor Meckel (1756–1803).[4] Aus dessen Ehe mit Johanna Lauer (1762–1782) entstammte der Anatom Johann Friedrich Meckel der Jüngere (1781–1833), aus der Ehe mit Katharina Jetzke (1758–1826) der Anatom und Rechtsmediziner Albrecht Meckel von Hembsbach (1790–1829). Dessen Sohn war Johann Heinrich Meckel von Hemsbach (1821–1856).[4]

Akademische Laufbahn

Johann Friedrich Meckel nahm ein Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen auf, wechselte aber zur Medizin. Zu seinen Lehrern gehörte Albrecht von Haller, welcher die Ausbildung des jungen Meckel in Anatomie und Botanik förderte. Von 1743 bis 1745 hielt sich Meckel auf Wunsch seines Vaters in Berlin bei August Buddeus (1696–1753) auf, wo er anatomische Kurse belegte und Prosektor wurde. Anschließend kehrte er nach Göttingen zurück. Dort wurde er 1748 mit der Schrift Tractatus anatomico-physiologicus de quinto pare nervorum cerebri promoviert. Im gleichen Jahr ließ Johann Friedrich Meckel sich in Berlin als praktischer Arzt nieder. Nachdem von Haller abgelehnt hatte, Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften werden, nahm Meckel – erst 25 Jahre alt – 1749 dessen Platz in der Akademie ein. Im folgenden Jahr wurde Meckel als Nachfolger Johann Friedrich Cassebohms auf den zweiten Lehrstuhl für Anatomie des Berliner Collegium medico-chirurgicum berufen. Das dortige Anatomische Theater bot durch einen staatlich geregelten Nachschub menschlicher Leichen gute Bedingungen für anatomische Studien. Nach dem Tod seines Förderers und Mentors Buddeus 1752 wurde Meckel im darauffolgenden Jahr dessen Nachfolger auf dem ersten Lehrstuhl für Anatomie, weiterhin besetzte er die Lehrstühle für Botanik und Geburtshilfe. Bis zu seinem Lebensende war er zudem in ärztlicher Praxis tätig. An Tuberkulose erkrankt, trat Meckel 1773 von seinen Ämtern am Collegium medico-chirurgicum zurück. Auf ihn folgte der Anatom Johann Gottlieb Walter. Meckel starb im September 1774.[5]

Wirken

Am Berliner Anatomischen Theater setzte Meckel die Reformen seines Vorgängers Buddeus fort. Dieser hatte einerseits einen regelmäßigen praktischen Anatomieunterricht, als auch gelegentliche öffentliche Schauvorlesungen eingeführt. Unter Meckel wurden diese Demonstrationen regelmäßig durchgeführt.[5]

Ein besonderes Interesse Meckels galt der Neuroanatomie. Er beschrieb den kompletten Verlauf des Nervus trigeminus, den Ursprung der Chorda tympani, das Ganglion submandibulare und die als Cavum Meckeli bezeichnete Duraduplikatur des Ganglion trigeminale.[6] Das von ihm entdeckte Ganglion pterygopalatinum wurde später auch als Ganglion Meckeli bezeichnet.[4] Weitere neuroanatomische Arbeiten Meckels betrafen den Nervus facialis.

Der Anatom fertigte zahlreiche anatomische Präparate an, darunter Korrosionspräparate und Wachs-Injektionspräparate. Die Präparate gingen vor allem in die spätere Meckelsche Sammlung seines Sohnes Philipp Friedrich Theodor Meckel und seines Enkels Johann Friedrich Meckel (der Jüngere) über, teilweise auch in die „Waltersche Sammlung“ seines Nachfolgers Johann Gottlieb Walter.

Johann Friedrich Meckel war Mitglied der Académie des sciences, der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, der Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften und der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften.[5]

Schriften (Auswahl)

  • Johann Friedrich Meckel: De quinto pare nervorum cerebri. Göttingen 1748.
  • Johann Friedrich Meckel: Nova experimenta et observationes de finibus venarum et vasorum lymphat. Berlin 1771.
  • Johann Friedrich Meckel: Opvscvla Anatomica De Vasis Lymphaticis. Dissertatio Epistolaris De Vasis Lymphaticis. Berolini, Stralsund 1772. (Online)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Peter Oestmann: Ein Zivilprozess am Reichskammergericht. Böhlau, Köln 2008, ISBN 3-412-20246-0, S. 33.
  2. Rüdiger Schultka, Luminita Göbbel: Philipp Friedrich Theodor Meckel (1755–1803) – Lebensdaten und Lebenswerk. In: Rüdiger Schultka, Josef N. Neumann (Hrsg.): Anatomie und Anatomische Sammlungen im 18. Jahrhundert: anlässlich der 250. Wiederkehr des Geburtstages von Philipp Friedrich Theodor Meckel (1755–1803). Lit Verlag, Berlin 2007, ISBN 3-8258-9755-9, S. 25.
  3. R. M. Janjua, R. Schultka, L. Goebbel, T. G. Pait, C. B. Shields: The legacy of Johann Friedrich Meckel the Elder (1724–1774): a 4-generation dynasty of anatomists. In: Neurosurgery. Band 66, Nummer 4, April 2010, S. 758–770, doi:10.1227/01.NEU.0000367997.45720.A6. PMID 20305497, S. 759.
  4. 4,0 4,1 4,2 R. M. Janjua, R. Schultka, L. Goebbel, T. G. Pait, C. B. Shields: The legacy of Johann Friedrich Meckel the Elder (1724–1774): a 4-generation dynasty of anatomists. In: Neurosurgery. Band 66, Nummer 4, April 2010, S. 758–770, ISSN 1524-4040. doi:10.1227/01.NEU.0000367997.45720.A6. PMID 20305497, S 761.
  5. 5,0 5,1 5,2 Sabine Schwarz: Die anatomische Privatsammlung der Anatomenfamilie Meckel unter besonderer Berücksichtigung ihres präparationstechnischen Profils. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle 2000.
  6. R. M. Janjua, R. Schultka, L. Goebbel, T. G. Pait, C. B. Shields: The legacy of Johann Friedrich Meckel the Elder (1724–1774): a 4-generation dynasty of anatomists. In: Neurosurgery. Band 66, Nummer 4, April 2010, S. 758–770, ISSN 1524-4040. doi:10.1227/01.NEU.0000367997.45720.A6. PMID 20305497, S. 760f.

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