Kürass-Ventilation


Die Kürass-Ventilation (Kürass-Beatmung; engl. Biphasic Cuirass Ventilation, BCV) stellt ein Hilfsmittel bei der Heimbeatmung bzw. Atmungsunterstützung dar. Sie nutzt als Verfahren der nichtinvasiven Beatmung ein ähnliches Verfahren wie die historische Eiserne Lunge, welches darauf beruht, durch die Anwendung von externem Unterdruck in einem den Brustkorb umfassenden Kürass (von französisch cuirasse für „Lederpanzer“ von cuir für Leder) eine Thoraxausdehnung herbeizuführen (Noninvasive Negative Pressure Ventilation, NINPV).

Anwendungsgebiete

Die Kürass-Ventilation ist kein Verfahren der akuten Intensivmedizin, sondern dient der langfristigen Atemunterstützung bei Patienten, die ohne Hilfsmittel selbst keine ausreichende Ventilation ihrer Lunge gewährleisten können. Das Prinzip der externen Unterdruckbeatmung stellt dabei eine Alternative zur ebenfalls nicht-invasiven Maskenbeatmung mit positiven Beatmungsdrücken dar. Sie findet eine gewisse Verbreitung etwa bei der spinalen Muskelatrophie.[1] Diese Atemunterstützung ist baulich bedingt vor allem im Kindesalter eine Therapieoption. Sie stellt jedoch kein Routineverfahren dar, deutlich weiter verbreitet ist auch hier die Maskenbeatmung.[2] Ein Vergleich der beiden Verfahren ist aufgrund der Studienlage nicht möglich. [3]

Die externe Unterdruckbeatmung bietet als Vorteil, dass sie der physiologischen Atmung nachempfunden ist, also nicht per Überdruck Luft in die Lungen bläst, sondern durch Ausdehnung des Thorax einen Unterdruck in der Lunge erzeugt, der dazu führt, dass Luft passiv in die Lungen einströmt. Weiterhin sind Nase und Rachen auch während der Beatmung frei zugänglich, so dass z. B. das Absaugen von Schleim problemlos möglich ist. Nachteile sind die Lautstärke des Kompressors, der teilweise 50 dB [1] erreicht sowie durch den Kürass entstehende Druckstellen am Thorax und Abdomen.[2]

Aufbau des Geräts

Die Kürass-Ventilation wird mittels einer Art Weste praktiziert, die aus einem durchsichtigen, relativ elastischen Material besteht. Sie umschließt den Brustkorb und teilweise den Bauch des Patienten und schließt dabei an den Rändern möglichst dicht ab, so dass keine größeren Lecks entstehen. Über einen Schlauch, der mit der Weste verbunden ist, kann Luft in diese hinein- und hinausgepumpt werden. Ein an den Schlauch angeschlossener Kompressor übernimmt diese Pumpfunktion.

Funktionsweise

Die Kürass-Ventilation kann in verschiedenen Modi durchgeführt werden. Durch den Kompressor kann entweder lediglich ein beständiger Unterdruck im Kürass erzeugt werden, ein Unterdruck der sich zyklisch je nach eingestellter Frequenz mit Umgebungsdruck abwechselt oder aber ein ebenfalls biphasischer Betrieb durch Unter- und Überdruck zur Inspirations- und Exspirationsunterstützung. Bei Überdruck im Kürass wird der Brustkorb komprimiert, bei Unterdruck dehnt er sich aus. Die so passiv herbeigeführten Veränderungen im Brustkorb- und damit Lungenvolumen führen jeweils zur Ein- bzw. Ausatmung und damit zur Ventilation der Lunge. Durch eine angeschlossene Steuereinheit können verschiedene Parameter der Atmungsunterstützung eingestellt werden, die wichtigsten sind davon die jeweiligen Druckgrenzen bei In/Exspiration sowie die Atemfrequenz. Die Benutzung der Weste kann je nach Bedarf fast permanent, oder bei entsprechender Indikation auch ausschließlich während der Schlafphasen erfolgen. Häufig reicht eine Verwendung des Ventilators in der Nacht aus, um nächtlichen Apnoen und Hypoventilationen und den damit verbundenen Aufwachreaktionen (Arousals) und der daraus resultierenden Tagesmüdigkeit entgegenzuwirken.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Fallbericht, der Sächsisch-Thüringischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und Kinderchirurgie, abgerufen am 16. September 2010
  2. 2,0 2,1 Shneerson JM: Assisted ventilation. 5. Non-invasive and domiciliary ventilation: negative pressure techniques. Thorax. 1991 February; 46(2): 131–135. PMID 2014494
  3. R. Larsen und Thomas Ziegenfuß: Beatmung: Grundlagen und Praxis. Springer, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-88811-6, S. 245 f. ; online: [1]

Literatur

  • Becker, Schönhofer, Burchard: Nicht-invasive Beatmung. Thieme, Stuttgart 2005, S. 172, ISBN 3-13-137852-2

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