Karmingimpel (Art)



Karmingimpel

Karmingimpel (Carpodacus erythrinus)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Finken (Fringillidae)
Unterfamilie: Stieglitzartige (Carduelinae)
Gattung: Carpodacus
Art: Karmingimpel
Wissenschaftlicher Name
Carpodacus erythrinus
Pallas, 1770

Der Karmingimpel (Carpodacus erythrinus) ist ein Singvogel aus der Familie der Finken (Fringillidae).

Beschreibung

Der Karmingimpel wird bis 15 Zentimeter lang und wiegt etwa 20 bis 25 Gramm. Beim ausgefärbten Männchen haben Kopf, Brust und Bürzel eine charakteristische karminrote Färbung. Weibchen und Männchen im zweiten Kalenderjahr sind oberseits dumpf olivbraun mit zwei schmalen, rostbeigen Flügelbinden. Jungvögel sehen ähnlich aus, sind aber intensiver olivbraun und mit deutlicheren rostbeigen Flügelbinden und Schirmfederspitzen. Der Bauch ist weißlich, die Augen dunkel und der Schnabel kräftig.[1]

Der Ruf klingt weich „wüh“ oder „djü“ und erinnert etwas an den des Grünlings. Der Gesang ist einprägsam, pirolartig flötend und am Ende abfallend. Der Gesang wird meist von einer erhöhten Warte aus vorgetragen. Auch die Weibchen können singen.[2]

Lebensraum

Der Karmingimpel bewohnt eine Vielzahl von Habitaten. Die Populationen in Mitteleuropa brüten meist in halboffenen Landschaften oder lichten Baumbeständen mit gut ausgebildeter Strauch- und Krautschicht: z. B. lichte Au- und Bruchwälder, Laub- und Mischwälder und –lichtungen, Baum- und Buschgruppen in Regenmooren, Verlandungszonen; daneben aber auch trockenere Standorte mit Strauchwuchs, teilweise auch in parkartigen Landschaften, an Rändern von Siedlungen oder in Bergwiesen.

Die östlichen Populationen (Asien) sind häufig in Stadtparks zu finden und kommen hier bis zum Oberrand der Baumgrenze vor, während die nordwestlichen Populationen (Finnland, Schweden) ihren Schwerpunkt in Laubbaumbeständen haben.

Von Relevanz sind in allen Fällen eine gut ausgebildete Gebüschstruktur und nach Möglichkeit ein üppiger, vielfältiger Pflanzenwuchs (daher häufig an feuchten Stellen vorkommend).[2]

Verhalten

Karmingimpel-Männchen

Der Karmingimpel ist zur Brutzeit territorial, jedoch verhalten sich die Vögel unauffällig (keine Nestverteidigung, oft Abwesenheit der Männchen). Möglicherweise soll so die Auffälligkeit bzw. das Risiko eines Gelegeverlustes vermieden werden. Der Karmingimpel ist tagaktiv.[2]

Fortpflanzung

Die Art brütet oft in Gruppen. Das Nest wird niedrig, gut versteckt im dichten Gebüsch gebaut. Die Brutzeit erstreckt sich von Anfang Juni bis Juli. Das Weibchen legt meist vier bis sechs dunkelblaue, dunkelgefleckte Eier und brütet elf bis 14 Tage lang. Das Weibchen wird dabei vom Männchen nur wenig gefüttert. Nach 12 bis 13 Tagen werden die Jungvögel flügge.[2]

Ernährung

Der Karmingimpel ernährt sich überwiegend pflanzlich, wobei Samen und Knospen von Büschen und Laubbäumen dominieren. Auch die Nahrung der Nestlinge ist überwiegend pflanzlich. Tierische Nahrung macht nur einen geringen Anteil aus und umfasst Spinnen, Raupen, Käfer etc. mit einem Schwerpunkt im Juni.[2]

Verbreitungsgebiet, Wanderungen

Das Verbreitungsgebiet des Karmingimpels erstreckt sich von Kamtschatka entlang der Pazifikküste im Osten bis nach Mitteleuropa im Westen, im Süden lückenhaft bis in die Gebirgssysteme vom Kaukasus, des Altai und des Himalaya.

Der Karmingimpel ist Langstreckenzieher (in den östlichen Populationen auch Mittelstreckenzieher) mit Hauptwinterquartier in Nord- und Zentralindien bis Südost-China. Die Brutvögel Europas erreichen ihre Winterquartiere durch Ost- und anschließenden Südostzug, wobei bisher kaum Details bekannt sind. Brutvögel Kleinasiens überwintern möglicherweise bereits im Iran. Jungvögel können zunächst im Herbst auch nach Nordwesten über das Areal hinauswandern (bis in den Nordseeraum). Einige jahreszeitlich späte wie frühe Beobachtungen in Mitteleuropa hängen möglicherweise mit der Entstehung neuer Überwinterungsgebiete in Afrika und Vorderasien zusammen. Der Wegzug erfolgt in Mitteleuropa direkt nach dem Ausfliegen der Jungen ab Mitte Juli, Einzelvögel bleiben bis etwa Ende August. Die Rückkehr in die westlichen Brutgebiete erfolgt meist relativ konstant: die älteren Männchen zwischen 15. und 20. Mai, jüngere Männchen und Weibchen etwas später. Der Karmingimpel ist damit eine der am spätesten in Mitteleuropa eintreffenden Zugvogelarten. Die Brutortstreue ist meist hoch ausgeprägt.

Karmingimpel-Weibchen

Die Westausbreitung des Karmingimpels bis nach Mitteleuropa hängt mit einer seit den 1930er Jahren stattfindenden Ausbreitungswelle[3] zusammen, die allerdings lokal unterschiedlich ausgeprägt ist. Die Westausbreitung des Karmingimpels ist nach wie vor dynamisch und seit Anfang der 1990er Jahre z. T. wieder einer Stagnation bzw. einem Rückgang unterworfen.[2]

Status in Deutschland

Der Karmingimpel wird in der aktuellen Roten Liste der Brutvögel Deutschlands[4] zu den regelmäßig brütenden heimischen Vogelarten gezählt mit einem Bestand von 470 bis 520 Paaren (Bezugsjahr 2005). Damit fällt die Art in die Häufigkeitsklasse „sehr selten“; der Karmingimpel ist jedoch aktuell aufgrund der Verbreitungssituation in Mitteleuropa (s. o.) nicht in einer Gefährdungskategorie der Roten Liste aufgeführt.

Einzelnachweise

  1. Lars Jonsson: Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. Bearbeitet von Peter H. Barthel. Franckh-Kosmos – Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-440-06357-7
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Hans-Günther Bauer; Einhard Bezzel; Wolfgang Fiedler: Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 2: Passeriformes – Sperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-89104-648-0
  3. eine frühere Ausbreitungswelle nach Westen erreichte Mitteleuropa im frühen 19. Jahrhundert
  4. Peter Südbeck, Hans-Günther Bauer, Martin Boschert, Peter Boye, Wilfried Knief: Rote Liste der Brutvögel Deutschlands. 4. Fassung, 30. November 2007. In: Berichte zum Vogelschutz, Band 44, 2007, ISSN 0944-5730, S. 23–81

Weblinks

Commons: Karmingimpel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien