Stieglitzartige



Stieglitzartige

Grünling

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Finken (Fringillidae)
Unterfamilie: Stieglitzartige
Wissenschaftlicher Name
Carduelinae
Vigors, 1825

Die Stieglitzartigen (Carduelinae) sind eine Unterfamilie der Finken. Sie kommen weltweit vor. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in Eurasien. Die Unterfamilie umfasst 149 Arten. Zu den in Mitteleuropa beheimateten Stieglitzartigen zählen unter anderem der Girlitz, der Grünling und der Stieglitz.

Merkmale

Die Stieglitzartigen unterscheiden sich von den Arten, die zur nah verwandten Unterfamilie der Edelfinken gehören, durch das Vorhandensein eines Kropfes. Bei den meisten Arten handelt es sich um Vögel, die sowohl pflanzliche Stoffe, wie reife Samen, Blätter, Triebe, Knospen und Früchte als auch Wirbellose fressen. Einige wenige Arten fressen ausschließlich tierische Nahrung, bei anderen umfasst das Nahrungsspektrum nur pflanzliche Nahrung. Bei der Versorgung der Jungen wird diese Nahrung im Kropf herangetragen. Dies unterscheidet sie von den Edelfinken, die die Nahrung im Schnabel zu den Jungen bringen.[1] Am Boden bewegen sich Stieglitzartige meist hüpfend fort.

Stieglitzartige bauen ausschließlich napfförmige Nester. Am Bau ist allein das Weibchen beteiligt. Die Gelege umfassen vier bis sechs Eier. Diese haben eine weißliche, blassgrüne bis blassblaue Farbe. Die meisten Eier weisen zusätzlich dunkle Punkte, Flecken oder Kritzel auf. Nur das Weibchen brütet. Die Brutdauer beträgt zwischen elf und sechzehn Tagen.

Frisch geschlüpfte Jungvögel sind gewöhnlich fleischfarben. Der Rachen ist orange bis rot gefärbt. Die Schnabelwülste sind weißlich oder gelb. Die Nestlingszeit ist kurz und beträgt zwischen elf und sechzehn Tagen. Bei den meisten Arten füttert nach dem Ausfliegen das Männchen die Jungvögel für weitere zwei bis drei Wochen. Sie sind dann vollständig flugfähig. Viele der Stieglitzartigen können zwei bis drei Bruten pro Jahr großziehen.

Systematik

Die innere Systematik der Stieglitzartigen ist stark im Umbruch begriffen. So ist beispielsweise der sogenannten vier „Steingimpel“-Arten, zu der der Weißflügelgimpel, der Wüstengimpel, der Mongolengimpel und der Rotflügelgimpel gehören. Die Systematik dieser vier Arten ist sehr umstritten. Einige Autoren, u. a. Charles Sibley, vereinigen alle oder einige Arten in der Gattung Rhodopechys. Dieser Einordnung ist hier gefolgt worden, da auch die IUCN diese verwendet. Andere Autoren sehen dagegen eine Unterteilung in die Gattungen Bucanetes (Wüsten- und Mongolengimpel), Rhodopechys (Rotflügelgimpel) und Rhodospiza (Weißflügelgimpel) vor. Weitere Untersuchungen aus dem Jahre 2006 haben gezeigt, dass der Weißflügelgimpel mit den Zeisigen eng verwandt ist. Darauf weist nicht nur die DNA und die Laute des Weißflügelgimpels hin, sondern auch der schwarze Zügel des Männchens. Der gemeinsame Vorfahr der Zeisige und des Weißflügelgimpels lebte nach heutiger Einschätzung vor etwa sechs Millionen Jahren und war möglicherweise eine Art semiaride Habitate. Es ist denkbar, dass ausgehend von diesem Vorfahren sich eine eher auf Waldhabitate spezialisierte Linie (Zeisige) und eine stark an das Leben in ariden Habitaten (Weißflügelgimpel) entwickelte.[2]

Auch die Gattung der Zeisige ist aktuell stark im Umbruch begriffen. Durch DNA-Untersuchungen des mitochondrialen Cytochrom b [3] wurde festgestellt, dass die Kreuzschnäbel (Loxia) in der Gattung Carduelis enthalten sind. Zudem ist der Stieglitz (Carduelis carduelis) außerhalb der Gattung am nächsten mit dem Zitronengirlitz (Serinus citrinella) verwandt. Um Paraphylie zu vermeiden, wird dieser als Zitronenzeisig (Carduelis citrinella) [4][5] in derselben Gattung eingeordnet. Durch mehrjährige Gefangenschaftsbeobachtungen [6] an asiatischen und europäischen Stieglitzunterarten und an den drei Chloris-Arten Grünling (Chloris chloris), Himalayagrünling (Chloris spinoides) und Chinagrünling (Chloris sinica) wurde gezeigt, dass die verschiedenen Unterarten des Stieglitzes und die drei untersuchten Grünlingsarten zwei in sich geschlossene, ohne Übergangsformen voneinander getrennte Gruppen der Carduelis-Gattung bilden.

Manche Taxonomen, darunter Hans Edmund Wolters[7] betrachten die Stieglitzartigen als eigenständige Familie Carduelidae.

Gattungen und ausgewählte Arten

Zu den Gattungen und Arten der Stieglitzartigen gehören:

Erlenzeisig (Carduelis spinus)


Rosenbauch-Schneegimpel (Leucosticte arctoa)
Weibchen des Abendkernbeißers
  • Mohrengimpel (Pyrrhoplectes)
    • Mohrengimpel (P. epauletta)

Belege

Einzelnachweise

  1. Bielfeld, S. 6
  2. Zamora', Jorge; Lowy, Ernesto; Ruiz-del-Valle, Valentin; Moscoso, Juan; Serrano-Vela, Juan Ignacio; Rivero-de-Aguilar, Juan & Arnaiz-Villena, Antonio (2006): Rhodopechys obsoleta (desert finch): a pale ancestor of greenfinches (Carduelis spp.) according to molecular phylogeny. Journal of Ornithology 147(3): 448–456. doi:10.1007/s10336-005-0036-2 (HTML abstract). Erratum, Journal of Ornithology 147(3): 511–512 doi:10.1007/s10336-006-0072-6
  3. A. Arnaiz-Villena, J. Guillén, V. Ruiz-del-Valle, E. Lowy, J. Zamora, P. Varela, D. Stefani, L. M. Allende: Phylogeography of crossbills, bullfinches, grosbeaks, and rosefinches. Cellular and Molecular Life Sciences Vol. 58: 1159–1166, 2001, Weblink: PDF
  4. A. Arnaiz-Villena, M. Álvarez-Tejado, V. Ruiz-del-Valle, C. García-de-la-Torre, P. Varela, M. J. Recio, S. Ferre. J. Martínez-Laso: Phylogeny and rapid Northern and Southern Hemisphere speciation of goldfinches during the Miocene and Pliocene Epochs. Cellular and Molecular Life Sciences 54: 1031–1041, 1998
  5. Avibase Database: Zitronengirlitz (Carduelis citrinella) (Pallas, 1764)
  6. Hans Rudolf Güttinger: Verwandtschaftsbeziehungen und Gesangsaufbau bei Stieglitz (Carduelis carduelis) und Grünlingsverwandten (Chloris spec.). Journal of Ornithology, Volume 119, Number 2 / April 1978, S. 172-190, 2005, Weblink: [1]
  7. Hans E. Wolters: Die Vogelarten der Erde, Parey Verlag, Hamburg, 1982

Literatur

  • Horst Bielfeld: Zeisige, Girlitze, Gimpel und Kernbeißer, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3675-9

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