Kurzohrrüsselspringer



Kurzohrrüsselspringer

Kurzohrrüsselspringer (Macroscelides proboscideus)

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Afrotheria
Ordnung: Rüsselspringer (Macroscelidea)
Familie: Rüsselspringer (Macroscelididae)
Gattung: Kurzohrrüsselspringer
Art: Kurzohrrüsselspringer
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Macroscelides
A. Smith, 1829
Wissenschaftlicher Name der Art
Macroscelides proboscideus
(Shaw, 1800)

Der Kurzohrrüsselspringer, manchmal auch als Kurzohr-Elefantenspitzmaus bezeichnet (Macroscelides proboscideus) ist eine Säugetierart aus der Familie der Rüsselspringer (Macroscelididae).

Beschreibung

Im Zoo Wuppertal

Wie alle Rüsselspringer sind diese Tiere durch die lange, rüsselartige Schnauze charakterisiert. Ihr weiches Fell ist an der Oberseite rötlichbraun bis graubraun gefärbt, die Unterseite ist heller, meist weißlich oder hellgrau. Exemplare aus nördlicher-, westlicher- und östlicher Kapregion sind gelblichbraun-grau an der Oberseite, heller an den Flanken und unterhalb Weiß und an der Haarbasis dunkel-grau gefärbt. Die Unterart M. p. flavicaudatus ist deutlich heller gelblich-beige gefärbt. Die Ohrlänge beträgt etwa 24 mm und ist somit nicht sonderlich kürzer als bei anderen Vertretern. Die englische Trivialbezeichnung "Short-eared elephant shrew" wird kaum noch verwendet und durch "Round-eared elephant shrew" ersetzt. Mit einer Kopfrumpflänge von 10 bis 11 Zentimetern, einer Schwanzlänge von 10 bis 14 Zentimetern und ein Gewicht von 30 bis 50 Gramm repräsentieren sie die kleinste Art ihrer Familie.[1]

Lebensraum und Verbreitung

Kurzohrrüsselspringer leben in Namibia, dem südlichen Botswana und dem westlichen Südafrika. Ihr Lebensraum sind aride Regionen, meist Wüsten und Halbwüsten, der sogenannten Karoo.

Unterarten

Man unterscheidet 2 Unterarten des Kurzohrrüsselspringers:[2]

  • M. p. proboscideus (Dunkler Kurzohr-Rüsselspringer): Nama-Karoo und Sukkulente-Karoo in nördlicher und westlicher Kapregion, südöstlich bis nach Grahamstown und den südwestlichen Teilen von Botswana und Namibia. [3]
  • M. p. flavicaudatus (Heller Kurzohr-Rüsselspringer): Nord-Namibia, in Nähe der Quelle des Omaruru, nördlich bis zum 18° südlicher Breite. [4]

Bei beiden Formen treten Farbvariationen auf. Einige Autoren unterscheiden beide Unterarten als valide Arten (Macroscelides proboscideus und Macroscelides flavicaudatus).

Lebensweise

Kurzohrrüsselsppringer (Macroscelides proboscideus) im Zoo Prag

Diese Tiere leben in sandigen und schotterigen, mit Dornbüschen bestandenen Gebieten. Sie graben kurze Baue unter Büschen, die aus Sicherheitsgründen oft mehrere Ausgänge besitzen. Manchmal beziehen sie auch Baue anderer Tiere, vorrangig die von Nagetieren (beispielsweise der Kap-Kurzschwanz-Rennmaus (Gerbillus auricularis)). Sie leben einzelgängerisch, es sind territoriale Tiere, deren Reviere rund 1 km² groß sind. Männchen und Weibchen leben in monogamen Paarbeziehungen, welche bis zum Tod eines Partners anhalten können. Diese Form des Sozialsystems ist bei allen Rüsselspringern bekannt und hängt von ökologischen Einflüssen ab, die die Größe der Territorien (bis zu 100 Hektar in der Namib), die Ressourcen und die Territorialität bestimmen und abhängig von energetischer Effizienz und der effizienten Reproduktion sind. So bewies eine Studie aus der Namib weniger Tendenzen zur Territorialität und größere Variabilität in der Partnerwahl als das vermehrte monogame Vorkommen in der Karoo Südafrikas. Tatsächlich scheint die monogame Paarbildung bei Kurzohrrüsselspringern eher locker zu sein, da Männchen in der Karoo zum Teil zwei Weibchen besuchen. Sie versuchen ihre Weibchen-Reviere gegenüber anderer Männchen zu verteidigen. [5] Sie sind Allesfresser, zum Teil nehmen sie Insekten wie Ameisen und Termiten zu sich, zum Teil auch Wurzeln und Beeren.

Fortpflanzung

Die Hauptpaarungszeit liegt in den feuchten Monaten August und September. Nach rund zweimonatiger Tragzeit (ca. 61 Tage) bringt das Weibchen meist zwei Jungtiere zur Welt. In Menschlicher Obhut können sogar bis zu drei Junge geboren werden.[6] Diese sind bei der Geburt gut entwickelt, wiegen 7 bis 9 Gramm und beginnen schon wenige Wochen mit der Nahrungsaufnahme. Junge werden meist in Verstecken abgelegt und nur wenige Male am Tag in sitzender Position gesäugt. Das Weibchen besitzt sechs paarige Mammae. Nach 16 bis 25 Tagen werden sie entwöhnt und sind mit 45 Tagen geschlechtsreif. Die Lebenserwartung in freier Natur liegt bei ein bis zwei Jahren, in menschlicher Obhut bis zu acht Jahren.[7]

Bedrohung

Zwar bewohnen Kurzohrrüsselspringer ein relativ kleines Gebiet, dennoch sind sie häufig und zählen laut IUCN nicht zu den bedrohten Arten.

Belege

  1. Rathbun, B. G. (2005), S. 26.
  2. Wilson, D. E. & D. M. Reeder (Hrg.) (2005), S. 472
  3. Rathbun, B. G. (2005), S. 26.
  4. Rathbun, B. G. (2005), S. 26.
  5. Schubert, M., Pillay, N., Ribble, O. D., Schradin, C.: The Round-Eared Sengi and the Evolution of Social Monogamy: Factors that Constrain Males to Live with a Single Female. Ethmology 2009. Vol. 115. Iss. 10
  6. Olbricht, G., Kern. C & G. Vakhrusheva (2005): Einige Aspekte der Fortpflanzungsbiologie von Kurzohr-Rüsselspringern (Macroscelides proboscideus A. Smith, 1829) in Zoologischen Gärten unter besonderer Berücksichtigung von Drillingswürfen. Zool. Garten 75. S. 304–316.
  7. Richard Weigl: Longevity of Mammals in Captivity; from the Living Collections of the World. Kleine Senckenberg-Reihe 48, Stuttgart 2005, ISBN 3-510-61379-1.

Literatur

  • Rathbun, B. G.: Macroscelides proboscideus (Shaw, 1800) - Round-eared elephant-shrew. In: The Mammals of the Southern African Subregion. Hrg. John D. Skinner. 2005. Cambridge.
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0-8018-5789-9
  • Wilson, D. E. & D. M. Reeder (Hrg.): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. 2005, 3th edition. Baltimore.

Weblinks

Commons: Kurzohrrüsselspringer – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien