Lebenslüge


Als Lebenslüge wird eine beliebige Vorstellung bezeichnet, deren Fürwahrhalten, so unbegründet oder ungereimt sie auch sein mag, einem Menschen das Dasein erträglich macht, und woraus er den Mut schöpft, weiterzuleben.[1]

Als Lebenslüge wird somit eine Unwahrheit bezeichnet, die jemand während seines Lebens wissentlich und absichtlich als Wahrheit bezeichnet und so behandelt, obwohl er das Gegenteil kennt oder kennen müsste. Die Ausrichtung und der Sinn des Lebens basieren dann im Wesentlichen auf einer Lüge.

Begriffsprägung

Der Begriff wurde von dem Dramatiker Henrik Ibsen Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt.[2] Er prangerte damit scheinheilige Verlogenheit, Doppelmoral und krampfhaftes Festhalten am schönen Schein an, was in seiner Sicht typisch war für das Bürgertum seiner Zeit.

„Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück.“

Relling: Ibsens "Die Wildente"

Institutionen

Auch Institutionen kann man Lebenslügen zuschreiben:

  • manche bezeichnen es als eine "Lebenslüge der (Nachkriegs-)Bundesrepublik", die alten Eliten und Institutionen des Reichs (zum Beispiel das Auswärtige Amt) seien trotz der Usurpierung der Macht durch Hitler im Kern "anständig" geblieben und hätten sogar "Schlimmeres verhütet"
  • vor dem Fall der Mauer bezeichneten einige Politiker (darunter Willy Brandt) das Streben nach Wiedervereinigung als eine "Lebenslüge der Bundesrepublik"[3]

Filme

Es gibt mehrere Filme, in denen es um die Entlarvung und Verarbeitung von Lebenslügen geht, unter anderem:

  • Der Vorleser
  • Die Lebenslüge, ein Fernsehfilm (2009), Regie Peter Sämann[4]
  • Lebenslügen, ein Fernsehfilm von Christa Mühl (Buch)
  • Tod eines Handlungsreisenden
  • Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
  • Adams Äpfel

Literatur

  • Bettina Ruschemeier, Klaus Goeschen: Die große Lebenslüge oder der "gefakte" Orgasmus. Eine kleine Erzählung über die große Liebesfreude - und wie man/n sie verschenken kann. R. G. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-8301-1057-6.
  • Victor Chu: Lebenslügen und Familiengeheimnisse. Auf der Suche nach der Wahrheit. 2. Auflage. Kösel-Verlag, 2005, ISBN 978-3-466-30678-7.
  • Daniel Goleman: Lebenslügen. Die Psychologie der Selbsttäuschung. 1. Auflage. Verlagsgruppe Beltz, 1987, ISBN 978-3-407-85080-5.
  • Victor Chu: Lebenslügen und Familiengeheimnisse: Sich selbst erkennen - freier leben. 2010, Golodmann-Verlag, 978-3442171699.
  • Chris Thurman: Lügen, die wir glauben: Wie Sie Lebenslügen entlarven und befreit leben können. 2005, 978-3865911490.
  • Befreiende Wahrheit: Lösen Sie sich von Lebenslügen und finden Sie zu innerer Freiheit. 2006, 978-3865910929.

Einzelnachweise

  1. Theodor Geiger: Ideologie und Wahrheit. Eine soziologische Kritik des Denkens. 2. Auflage. Luchterhand, Neuwied / Berlin 1968, S. 84.
  2. Steffen Dietzsch: Kleine Kulturgeschichte der Lüge. Reclam, Leipzig 1998, S. 109.
  3. dpa.de
  4. cinema.de

Weblinks