Lebensform (Botanik)


Lebensform ist ein vor allem in der Botanik verwendeter Begriff für Organisationstypen von Organismen, die sich durch gleiche Struktur-, Entwicklungs-, Lebensweise- oder Verhaltenseigenschaften auszeichnen, durch die sie an bestimmte Umweltbedingungen angepasst sind. Ein häufig verwendetes Lebensformsystem der Pflanzen ist das von Christen Raunkiær, das die Pflanzen nach der Lage ihrer Überdauerungsknospen gliedert. Andere Systeme teilen Pflanzen nach der Wasserversorgung ihres Standorts, nach Bodenfaktoren oder nach Ernährungsweisen ein. Lebensform und Wuchsform werden häufig synonym verwendet.

Manche Autoren unterscheiden zwischen Lebensform und Lebensformtyp. Dabei ist die Lebensform der gesamte autökologische Komplex von Strukturen und Verhaltensweisen eines Organismus, während der Lebensformtyp aus allen Arten besteht, die aufgrund ihrer ähnlichen Lebensweise einen Komplex ähnlicher Strukturen ausgebildet haben.

Lebensformen nach Raunkiær

Raunkiær hat 1919 ein System der Lebensformen von Pflanzen erstellt, indem er die Arten nach der Lage ihrer Überdauerungsknospen gruppierte. Das System wurde in Nordeuropa erstellt und ist heute besonders in Europa weit verbreitet. Die Überdauerung ungünstiger Jahreszeiten umfasst neben kalten Wintern auch trockene Jahreszeiten. Es gibt, nach Erweiterung des Systems etwa durch Ellenberg und Müller-Dombois (1967), folgende Lebensformen:

  • Phanerophyten: Überdauerungsknospen mehr als 30 cm über dem Boden. Hierzu zählen vor allem die Bäume und Sträucher.
  • Chamaephyten besitzen Knospen, die zwischen einem und 30 cm über dem Boden liegen. Dadurch sind die Knospen meist vom Schnee geschützt und genießen ein bodennahes Mikroklima. Hierzu gehören etwa Zwergsträucher und Polsterpflanzen.
  • Hemikryptophyten haben ihre Überdauerungsknospen unmittelbar an der Bodenoberfläche, sodass sie durch die Laubschicht geschützt sind. Die Knospen sitzen häufig an basalen Teilen der vorjährigen Triebe.
  • Geophyten bilden im Boden verborgene Überdauerungsorgane und -knospen, die so besonders gut geschützt sind.
  • Therophyten sind einmal blühende (hapaxanthe), krautige Arten, die ihren Lebenszyklus in weniger als einem Jahr vollbringen und keine Überdauerungsorgane bilden. Die Überwinterung erfolgt durch die Diasporen.

Diese Lebensformen wurzeln alle im Boden und werden als Radikante zusammengefasst. Ihnen werden zwei Gruppen von Pflanzen gegenübergestellt, die nicht im Boden wurzeln:

  • Haftende oder adnate Pflanzen sitzen auf anderen Pflanzen, zu ihnen zählen etwa die Epiphyten.
  • Bewegliche oder errante Pflanzen sind die frei schwimmenden und schwebenden Wasserpflanzen.

Andere Systeme

Nach dem Wassergehalt des Standortes werden unterschieden:

Nach dem Bodenfaktor werden unterschieden:

  • Kalkpflanzen
  • Schwermetallpflanzen (Chalkophyten)
  • Salzpflanzen (Halophyten)

Nach der Ernährungsweise werden unterschieden:

Bei Tieren gibt es etwa Gliederungen nach der Bewegungsform in Schwimmer, Graber, Kletterer, Läufer und Flieger.

Belege

  • M.A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, S. 107f. ISBN 978-3-85474-187-9
  • Matthias Schaefer: Wörterbuch der Ökologie. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2003, S. 183f. ISBN 3-8274-0167-4

Weiterführende Literatur

  • Christen C. Raunkiær: Types biologiques pour la géographie botanique. Overs. Kongl. Danske Vidensk. Selsk. Forh., 1905, S. 347-437.
  • Christen C. Raunkiaer: The Life Forms of Plants and Statistical Plant Geography being The Collected Papers of C. Raunkiaer. Oxford, 1934.
  • H. Ellenberg, D. Müller-Dombois: A key to Raunkier plant life forms with revised subdivisions. Ber. Geobot. 37: 56-73, Inst. ETH Stiftung Rübel, Zürich 1967.

Weblinks