Lehren
Lehren bezeichnet die Tätigkeit, jemanden anderen anzuleiten, eine Tätigkeit auszuführen oder ihm Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, die vom Lernenden/Schüler im volkswirtschaftlichen Sinne als Kapitalbildung angesehen werden können. Hier ist der Unterschied zwischen einer Beratung und einer Lehre begründet. Etymologisch lässt sich das Wort „lehren“ auf „lernen“ zurückführen.
Lehren im humanwissenschaftlichen Kontext
Gelehrt wird, wenn Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder Verhaltensregeln nennen und einüben, wenn Lehrer unterrichten, wenn Kollegen die Abläufe am neuen Arbeitsplatz darstellen. Darüber hinaus können auch Ermittlungsbeamte, Staatsanwälte und Richter über Rechte und Pflichten belehren.
Die Wissenschaft der Lehr- und Lernforschung heißt Pädagogische Psychologie. Darüber hinaus untersuchen insbesondere Didaktik, Methodik und Pädagogik Vorgänge des Lehrens und Bedingungen erfolgreichen Lehrens. Sie entwickeln dazu auch Lehrmethoden.
Von Lehrern an Schulen sagt man eher, dass sie „unterrichten“, von Hochschullehrern eher, dass sie „lehren“; hier gibt es Lehrveranstaltungen und eine Lehrverpflichtung sowie „Forschung und Lehre“. – Die Berufsausbildung bei Handwerkern hieß oder heißt Lehre: Lehrlinge (Auszubildende) haben einen Lehrherrn oder Lehrmeister.
Lehren im evolutionstheoretischen Kontext
Unter Forschern im Bereich der Verhaltensentwicklung ist die verbreitetste Definition von Lehren (teaching) die von Caro und Hauser[1]:
“An individual actor A can be said to teach if it modifies its behaviour only in the presence of a naive observer, B, at some cost or at least without obtaining an immediate benefit for itself. A’s behaviour thereby encourages or punishes B’s behaviour, or provides B with experience, or sets an example for B. As a result, B acquires knowledge or learns a skill earlier in life or more rapidly or efficiently than it might otherwise do, or that it would not learn at all.”
„Ein individueller Akteur A lehrt, wenn er sein Verhalten nur in der Gegenwart eines naiven Beobachters B ändert, und zwar mit einem gewissen Aufwand und ohne daraus einen unmittelbaren Nutzen zu ziehen. As Verhalten reagiert dabei belohnend oder strafend auf Bs Verhalten, oder lässt B an As Erfahrung teilhaben, oder dient B als Beispiel. Dadurch erwirbt B Wissen oder Fähigkeiten in einem jüngeren Alter und/oder effektiver, als er es alleine könnte, oder Wissen, das er selbst überhaupt nicht lernen würde.“
Lehren wird mithin verstanden als kooperatives Verhalten. Es kann besonders unter solchen Individuen üblich sein, die in einer engen Beziehung zueinander stehen. Ebenso kann es als Form elterlicher Fürsorge verbreitet sein. Lehren ist eine Kommunikationsform, in der Sender das Verhalten der Empfänger beeinflussen. Ein kritisches Charakteristikum, um Lehren von anderen Formen sozialen Lernens zu unterscheiden, ist die Verhaltensabstimmung. Anders als bei anderen Lernformen, bei denen sich das unbefangene Individuum dem kenntnisreichen annähert, ist Lehren dadurch gekennzeichnet, dass der Geber und der Empfänger der Information einander annähern und beide zu jeweils anderem wechselseitig koordinierten Verhalten gelangen.[1]
Siehe auch
- Indoktrination
- Lehre Begriffsklärung
- Lehrevaluation
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Alex Thornton, Nichola J. Raihani: The evolution of teaching. In: Animal Behaviour. Band 75, Nr. 6, 2008, ISSN 0003-3472, S. 1823–1836 (online [PDF]).
- ↑ T. M. Caro, M. D. Hauser: Is There Teaching in Nonhuman Animals? In: The Quarterly Review of Biology. Band 67, Nr. 2, 1992, S. 151–174 (online [PDF]).