Lymphfollikel


Lymphfollikel (Folliculi lymphatici), auch Lymphknötchen (Noduli lymphatici) genannt, sind kugelige Kolonien von B-Lymphozyten, in denen deren Differenzierung und Vermehrung stattfindet. Sie sind Bestandteil des lymphatischen Systems.

Primärfollikel

Die Primärfollikel (Primärknötchen) finden sich fast ausschließlich bei Feten und Neugeborenen. Sie zeigen mikroskopisch eine gleichförmige Verteilung kleiner Lymphozyten. Nach Antigenkontakt kommt es hier zur mitotischen Vermehrung und Differenzierung der B-Lymphozyten, die mit einer örtlichen Sonderung der verschiedenen Entwicklungsstadien einhergeht.

Sekundärfollikel

Lymphknoten mit zwei Sekundärfollikeln: (1) Kapsel, (2) Randsinus, (3) Sekundärfollikel, (4) Parafollikulärer Raum, (5) Trabekel

Nach Antigenkontakt wandeln sich die Primärfollikel morphologisch um und werden dann als Sekundärfollikel (Sekundärknötchen) bezeichnet. Sekundärfollikel sind von einer Rinde aus dicht gelagerten T-Lymphozyten umgeben (Parafollikulärer Raum), die über direkt angrenzende spezielle Venolen ein- und auswandern. Im Zentrum besitzen sie eine weniger dichte Zone, die als Reaktionszentrum oder als Keimzentrum bezeichnet wird. Im Keimzentrum befinden sich mikroskopisch nur schwer zu unterscheidende Zellen, dabei handelt es sich um ein Grundgewebe aus netzartig verknüpften antigenpräsentierenden Zellen (als follikuläre dendritsche Zellen bezeichnet), in das Makrophagen und B-Lymphozyten eingelagert sind.

Feingeweblich zeigt sich ein Sekundärfollikel durch sogenannte Sternhimmelmakrophagen. Dabei handelt es sich um vergrößerte Makrophagen innerhalb des Keimzentrums. Die Makrophagen sind wegen der Phagozytose apoptotischer B-Zell-Vorläufer vergrößert und zeichnen sich durch einen hellen Ring um sie aus.[1]

Solitärfollikel

Als Solitärfollikel (Folliculi lymphatici solitarii) werden einzelne, in der Tela submucosa gelegene Lymphfollikel bezeichnet. Bei Entzündungen der Schleimhaut können sich Solitärfollikel stark vergrößern und stecknadelkopfgroß werden. Zusammengelagerte Solitärfollikelformationen bezeichnet man als Folliculi lymphatici aggregati, so etwa die Peyer-Plaques der Ileum-Schleimhaut. Bei den Tonsillen sind die Lymphfollikel bindegewebig von ihrer Umgebung abgegrenzt. Auch die B-Lymphozyten-Areale in den sekundären lymphatischen Organen (Rindenfollikel der Lymphknoten, Milzknötchen) sind Lymphfollikel.

Literatur

  • Schiebler/Schmidt/Zilles: Anatomie, 7. Auflage

Einzelnachweise

  1. W. Böcker, H. Denk, Ph. U Heitz, H. Moch : Pathologie, 4. Auflage, München, 2008, S. 99