Manfred Hühn


Manfred Hühn

Manfred Hühn (* 12. August 1940 in Heckholzhausen bei Weilburg an der Lahn) ist ein deutscher Agrarwissenschaftler. Er lehrte von 1972 bis 2005 Pflanzenzüchtung und Genetik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Seine Forschungsschwerpunkte lagen im Bereich der mathematischen und statistischen Grundlagen von Pflanzenzüchtung, Genetik und Pflanzenbau, wobei populationsgenetische und quantitativ-genetische Fragestellungen im Mittelpunkt standen.

Lebensweg

Manfred Hühn, Sohn eines mittelständischen Unternehmers, besuchte ab 1947 die Volksschule an seinem Geburtsort und von 1951 bis 1960 das Gymnasium Philippinum in Weilburg an der Lahn. Nach dem Abitur begann er ein Studium der Mathematik mit Nebenfach Physik für das Lehramt an Gymnasien an der Johann-Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Dem Staatsexamen (1966) folgte von 1967 bis 1972 eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Angestellter (im Bereich Populationsgenetik und Biometrie) am Institut für Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung in Schmalenbeck (bei Ahrensburg) der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft in Reinbek (bei Hamburg). Während dieser Zeit arbeitete Hühn überwiegend über Konkurrenzprobleme in Pflanzenbeständen. 1971 wurde er an der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften der Technischen Universität Hannover mit der Dissertation Untersuchungen zur Konkurrenz zwischen verschiedenen Genotypen in Pflanzenbeständen zum Dr. rer. nat. promoviert.

Bereits im darauffolgenden Jahr (1972) habilitierte sich Hühn an der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit der Arbeit Populationsgenetische Untersuchungen zur phänotypischen Selektion in Pflanzenbeständen mit Konkurrenz und erhielt die Venia Legendi für das Fach „Pflanzenzüchtung, insbesondere Populationsgenetik“. Im gleichen Jahr erfolgte der Wechsel an die Universität Kiel. Seitdem vertrat er am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Agrarwissenschaftlichen Fakultät dieser Universität – zunächst als Dozent, ab 1975 als Professor – die Fachgebiete Pflanzenzüchtung, Quantitative Genetik und Populationsgenetik. 2005 trat er in den Ruhestand.

Lehre und Forschung

Hühn führte an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel Vorlesungen, Seminare und praktische Übungen durch auf den Gebieten der Pflanzenzüchtung (populationsgenetische und quantitativ-genetische Grundlagen, Allgemeine Zuchtmethodik) und der Genetik. Er gehörte zu den wenigen Agrarwissenschaftlern, die gleichzeitig disziplinübergreifende Lehrveranstaltungen zu allgemein-philosophischen wie auch zu wissenschaftstheorischen Fragestellungen anboten und durchführten.

Aus den letztgenannten Aktivitäten entstanden innerhalb eines Jahrzehnts vier Buchpublikationen: „Dürfen wir, was wir können? Kritische Anmerkungen eines Naturwissenschaftlers“ (1996), „Universität und Bildungsauftrag. Wirklichkeit oder Farce?“ (2000), „Denkanstöße. Anmerkungen zu ausgewählten philosophischen und wissenschaftstheoretischen Fragen“ (2003) und „Denkanstöße und Reflexionen. Nachdenkliche und unterhaltsame Streifzüge zu ausgewählten philosophischen und wissenschaftstheoretischen Fragen“ (2007). Ergänzende Überlegungen zu diesen Themen und grundlegende Gedanken über die „Sinn-Frage“ finden sich in seiner 2005 veröffentlichten „Abschiedsvorlesung“.

Da Hühn „von Haus aus“ Grenzgänger zwischen Mathematik und Biologie, Genetik und Pflanzenzüchtung war, spiegelt sich sein fachübergreifendes Denken und Handeln auch in seinen Forschungsschwerpunkten wider. Untersuchungen der populationsgenetischen und quantitativ-genetischen Grundlagen der Pflanzenzüchtung (unter besonderer Berücksichtigung der Allgemeinen Zuchtmethodik) sowie Beiträge zur Weiterentwicklung der mathematischen und statistischen Ansätze der Beschreibung und Analyse pflanzenzüchterischer (vor allem zuchtmethodischer) und pflanzenbaulicher Fragestellungen standen dabei im Mittelpunkt.

Hervorzuheben von diesen Forschungsaktivitäten sind Untersuchungen zur quantitativen Erfassung der Konkurrenz in Pflanzenbeständen, Anlage und Auswertung von Mischungsversuchen (insbesondere Klonmischungen), Analysen von Genotyp x Umwelt-Wechselwirkungen und quantitative Erfassung phänotypischer Stabilität (Ertragssicherheit), Untersuchungen der Ertragssicherheit mit Hilfe von Ertragskomponenten, Charakterisierung von Quotientenmerkmalen (z. B. Ernte-Index oder Korn/Stroh-Verhältnis bei Getreide), zuchtmethodische Dimensionierungsprobleme, Analyse unregelmäßiger Pflanzenverteilungen in Feldbeständen und theoretische Beiträge zur Kopplungsanalyse.

Neben diesen pflanzenzüchterischen, pflanzenbaulichen und genetischen Problemen hat Hühn während seiner Tätigkeit als Hochschullehrer stets auch allgemein-statistische und biometrisch-methodische Fragen bearbeitet. Seine gesamten Forschungsaktivitäten führten zu zirka 260 Publikationen, die Hühn überwiegend in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht hat.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Untersuchungen zur Konkurrenz zwischen verschiedenen Genotypen in Pflanzenbeständen. Diss. Fak. für Mathematik und Naturwissenschaften Techn. Univ. Hannover 1971. – Zugl. in: Silvae Genetica Bd. 18, 1969, S. 186–192; Bd. 19, 1970, S. 22–31, 77–89 u. 151–164; Bd. 20, 1971, S. 218–220.
  • Populationsgenetische Untersuchungen zur phänotypischen Selektion in Pflanzenbeständen mit Konkurrenz. Habil.-Schr. Agrarwiss. Fak. Univ. Kiel 1972. – Zugl. in: Silvae Genetica Bd. 22, 1973, S. 72–90 u. 128–145.
  • Beiträge zur Erfassung der phänotypischen Stabilität. I-IV. In: EDV in Medizin und Biologie Bd. 10, 1979, S. 112–117; Bd. 11, 1980, S. 113–120; Bd. 12, 1981, S. 49–56; Bd. 13, 1982, S. 17–22.
  • Theoretical studies on the necessary number of components in mixtures. I-IV. In: Theoretical and Applied Genetics Bd. 70, 1985, S. 383–389; Bd. 71, 1986, S. 622–630; Bd. 72, 1986, S. 211–218; Bd. 73, 1986, S. 53–60.
  • Studies on estimation of phenotypic stability: Tests of significance for nonparametric measures of phenotypic stability (gemeinsam mit Raja Nassar). In: Biometrics Bd. 43, 1987, S. 45–53.
  • Stability analysis of winter-rape (Brassica napus L.) by using plant density and mean yield per plant. In: Journal of Agronomy and Crop Science Bd. 159, 1987, S. 73–81.
  • Nonparametric measures of phenotypic stability. I-II. In: Euphytica Bd. 47, 1990, S. 189–201.
  • Comments on the calculation of mean harvest indices. In: Journal of Agronomy and Crop Science Bd. 165, 1990, S. 86–93.
  • Optimum number of crosses and progeny per cross in breeding self-fertilizing crops. In: Euphytica Bd. 91, 1996, S. 365–374; – Zugl. in: Cereal Research Communications Bd. 33, 2005, S. 493–508 u. Bd. 34, 2006, S. 903–910.
  • Dürfen wir, was wir können? Kritische Anmerkungen eines Naturwissenschaftlers. Schriftenreihe der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel, Heft 82, 1996.
  • Universität und Bildungsauftrag. Wirklichkeit oder Farce? Schriftenreihe des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Heft 15, 2000.
  • Non-regular spatial patterns of plants and their effect on several agronomic traits per area. In: European Journal of Agronomy Bd. 12, 2000, S. 1–12.
  • Denkanstöße. Anmerkungen zu ausgewählten philosophischen und wissenschaftstheoretischen Fragen. Schriftenreihe der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel, Heft 101, 2003.
  • Rückblick auf eine Berufstätigkeit von fast vierzig Jahren. Was war ihr Sinn? Gibt es überhaupt einen Sinn? Grundsätzliche Gedanken zu einem schwierigen Begriff. In: Schriftenreihe der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel, Heft 107, 2005, S. 125–139.
  • Denkanstöße und Reflexionen. Nachdenkliche und unterhaltsame Streifzüge zu ausgewählten philosophischen und wissenschaftstheoretischen Fragen. Shaker Verlag Aachen 2007.

Literatur

  • Grußworte und Vorträge zur Verabschiedung von Professor Dr. Manfred Hühn am 1. Juli 2005. In: Vorträge zur Verabschiedung von Prof. Dr. C.-H. Hanf, Prof. Dr. M. Hühn, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. E. Kalm und zur Ehrenpromotion von Prof. Dr. Dr. h.c. K. H. Hartge = Schriftenreihe der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel, Heft 107, 2005, S. 83-139.

Weblinks