Mann von Damendorf


Mann von Damendorf
Einzelteile der Hose des Mannes
Bundschuhe des Mannes

Der Mann von Damendorf (auch Damendorf 1900) ist eine kaiserzeitliche Moorleiche, die Jahr 1900 beim Torfstechen im Seemoor bei Damendorf im Schleswig-Holsteinischen. Kreis Rendsburg-Eckernförde gefunden wurde. Die Kleidung, sowie die Hauthülle des Mannes sind hervorragend erhalten und befinden sich in der Dauerausstellung des Archäologischen Landesmuseums Schloss Gottorf in Schleswig.

Fundort

Das Seemoor hat eine Fläche von 23 ha, liegt etwa 200 Meter östlich der Gemeinde Damendorf und etwa 1500 Meter nordwestlich von Groß Wittensee in der Landschaft Hüttener Berge. In dem Moor wurde in der Vergangenheit Torf als Brennstoff abgebaut. Heute ist es ein Feuchtgebiet mit weitgehend naturbelassene Flächen, das als Naturerlebnisraum ausgewiesen und mit einem etwa 2,5 Kilometer[1] langen Rundwanderweg erschlossen ist.[2]
54° 25′ 21,7″ N, 9° 44′ 35,2″ OKoordinaten: 54° 25′ 21,7″ N, 9° 44′ 35,2″ O[3]

Weitere Funde

Im nahe gelegenen Ruchmoor bei Damendorf wurden insgesamt drei menschliche Leichen gefunden. Im Jahre 1884 und 1947 Reste von Leichen und Kleidung, die jedoch nicht mehr erhalten sind. Außerdem wurden 1934 der Schädel und einige Knochen eines etwa 14-jährigen Mädchens, sowie Kleidungsreste, einige Pfähle, Steine und ein Lederbehälter, gefunden, die in die Bronzezeit datiert wurden.[4]

Fund

Am 28. Mai 1900 stießen zwei Torfarbeiter auf der Parzelle des Damendorfer Gastwirts Hagge beim Torfstechen in etwa 2,5 bis drei Metern Tiefe auf Reste von wollender Kleidungsstücke, und beim Weitergraben trafen sie auf die Leiche eines Menschen. Die Arbeiter meldeten ihren Fund dem Damendorfer Gemeindevorsteher Sye, der die Fundmeldung an den Landrat Freiherrn von der Reck weitergab. Der Landrat telegrafierte die Fundmeldung umgehend an das Museum vaterländischer Alterthümer in Kiel, worauf der Museumskurator Dr. Splieth und von der Reck nach Damendorf reisten um den Fund zu untersuchen und zu sichern. Der Fund wurde dem Besitzer der Moorparzelle Hagge abgekauft, sorgfältig verpackt und traf am 1. Juni im Museum ein, worauf die ersten Konservierungsmaßnahmen eingeleitet wurden.[5]

Konservierung

Zunächst wurde die Oberseite der Leiche mechanisch von Pflanzenwurzeln befreit, die teilweise durch die Haut gedrungen waren. Anschließend wurde der Körper mit einer Lösung aus 0,1 % Sublimat und Alkohol abgewaschen um einem Schimmelbefall zu verhindern. Damit die Leiche bei der anschließenden Trocknung nicht zu stark schrumpft wurde sie in Glycerin und Terpentin getränkt. Schließlich wurde die Leiche mehrere Wochen unter Zugluft vollständig getrocknet.[5]

Befunde

Innerhalb der Hauthülle des Mannes wurden erhaltene Skelettteile, unter anderem Teile des Beckens, Reste von Gehirnmasse und Gedärmen.[6] Seine durch die Moorsäuren rötlich verfärbten Haare waren an den Seiten etwa 15 cm lang, vorn jedoch auf etwa 2 cm eingekürzt. In den Haaren fanden sich ungewöhnlich hohe Konzentrationen an Quecksilber und Blei, die darauf schließen lassen, dass der Mann zu Lebzeiten Metalle wie Gold oder Silber verarbeitet hat, aus deren Schmelzen diese Schwermetalle ausgasen.[6] Todesursache war wohl ein noch deutlich erkennbarer Einstich in der Herzgegend, vermutlich eine Messerstichwunde. Durch eine 14C-Untersuchung konnte der Mann von Damendorf in die Römische Kaiserzeit, genauer 135-335 n. Chr. datiert werden.[7]

Literatur

  • Michael Gebühr: Moorleichen in Schleswig-Holstein. Hrsg.: Verein zur Förderung des Archäolog. Landesmuseums e.V., Schloß Gottorf. Wachholtz, Neumünster 2002, ISBN 3-529-01870-8.

Einzelnachweise

  1. Seemoor. In: Strassenkatalog.de. Abgerufen am 5. Dezember 2011.
  2. Damendorf. Amt Hüttener Berge, abgerufen am 5. Dezember 2011.
  3. Karl Kersten: Ein Moorleichenfund von Osterby bei Eckernförde. In: Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Hrsg.): Offa. Berichte u. Mitteilungen zur Urgeschichte, Frühgeschichte u. Mittelalterarchäologie. Band 8. Wachholtz, 1949, ISSN 0078-3714, S. 1, Abb. 1.
  4. 5,0 5,1 Johanna Mestorf: Moorleichen. In: Bericht des Museums Vaterländischer Altertümer bei der Universität Kiel. Band 42. Lipsius & Tischler, Kiel 1900, S. 3–10 (Erstpublikation).
  5. 6,0 6,1 Heather Catherine Gill-Robinson: The iron age bog bodies of the Archaeologisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig, Germany. Dissertation. University of Manitoba, Manitoba, Kanada 2006, ISBN 978-0-494-12259-4 (englisch).
  6. Johannes van der Plicht, Wijnand van der Sanden, A. T. Aerts, H. J. Streurman: Dating bog bodies by means of 14C-AMS. In: Journal of Archaeological Science. Nr. 31, 2004, ISSN 0305-4403, doi:10.1016/j.jas.2003.09.012.

Die News der letzten Tage